Erfolgreiche Betriebsübergabe: Kraillinger Firma nominiert für Wirtschaftspreis
Seit mehr als zehn Jahren verleiht die gwt Starnberg mit dem Wirtschaftsforum Landkreis Starnberg den Wirtschaftspreis. Die Ausschreibung stand heuer unter dem Motto: „Ich bin dann mal weg… – wie Unternehmen ihre Nachfolge erfolgreich gestalten“. Die Kraillinger Gebäudetechnik-Firma Trane-Roggenkamp gehört zu den zehn Finalisten.
Die Zukunft ist ihr Ding. Die in der KIM ansässige Kraillinger Firma Trane-Roggenkamp stellt Gebäudetechnik her. Kühlsysteme, Wärmepumpen. Fotovoltaik, Stromspeicher, Smart-Home und E-Ladestationen gehören zur Produktpalette. Gründer und Geschäftsführer Hanns-Thomas Roggenkamp sorgt seit mehr als 50 Jahren dafür, dass seine Kunden vorbildlich für die Zukunft gerüstet sind. Seine Firma ist es ebenfalls.
Sie ist als Ausbildungsbetrieb so begehrt, dass sie bereits das zweite Jahr in Folge Azubi-Bewerbern absagen musste. Diejenigen, die bei dem Unternehmen anfangen, bleiben in der Regel. Der erste Auszubildende der rund 170 Mitarbeiter starken Firma feierte kürzlich seine 45-jährige Betriebszugehörigkeit. Schon zwei Mal zuvor war das Unternehmen unter den Finalisten des Wirtschaftspreises, den die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung mit dem Wirtschaftsforum Landkreis Starnberg vergibt. Jetzt ist sie es erneut. Das diesjährige Motto lautet: „Ich bin dann mal weg… – wie Unternehmen ihre Nachfolge erfolgreich gestalten.“ Thomas Roggenkamp hatte sich um den Preis beworben. „Das Nachfolgethema liegt uns sehr“, sagt er.
Der 49-Jährige teilt bereits seit einigen Jahren sowohl Geschäftsführung als auch Büro mit seinem Vater Hanns-Thomas Roggenkamp (88). „Es gibt Entscheidungen, da sind wir unterschiedlicher Meinung“, sagt der Senior. Aber dann spreche man miteinander. „Da kommen wir ganz gut über die Runden.“
Blickt man auf den Lebenslauf von Thomas Roggenkamp, schien die Nachfolge gut vorbereitet und alles darauf hinauszulaufen, dass er einmal in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Seit seinem zweiten Lebensjahr ist Thomas Roggenkamp an der Firma seines Vaters beteiligt. Der Junior erinnert sich gut an die Zeit, als die Firma anfangs im Keller seines Elternhauses untergebracht war. Es gibt Fotos von ihm aus Kindertagen, die ihn auf dem Schoß des Vaters an dessen Schreibtisch zeigen. „Ich habe dafür gesorgt, dass er eine vernünftige Schulausbildung bekommt“, sagt der Vater. „Dann hat er das Richtige studiert.“
Am Anfang zögerte der Sohn
Nach seinem Klimatechnik-Studium habe der Sohn beschlossen, für ein Jahr in den Vereinigten Staaten in einem Ingenieurbüro zu arbeiten, das Klimaanlagen plante. „Das hat ihm Spaß gemacht“, erinnert sich Hanns-Thomas Roggenkamp. „Ich hatte die Hoffnung, dass er dann einsteigt.“
Doch Sohn Thomas zögerte, er wollte sich nicht festlegen. Erst stieg er nur teilweise bei der Firma seines Vaters ein. Dann zog es ihn immer weiter in die Firma; seine Beteiligung stieg auf 40 Prozent, als es gut lief, gab es vom Vater weitere 40 Prozent. Seit zehn Jahren ist Roggenkamp junior Teil der Geschäftsführung – gemeinsam mit seinem Vater. Als Tandem sind sie jetzt unschlagbar. Hanns-Thomas Roggenkamp sagt: „Solange mich mein Sohn nicht rausschmeißt, mache ich weiter.“ Und daran denkt dieser gewiss nicht.
Der Senior hält dem Junior den Rücken frei. Thomas Roggenkamp nennt seinen Vater nach dessen Initialen HTR und meint, dieser sei möglicherweise mehr im Büro anzutreffen als er selbst. Er selbst arbeite viel von unterwegs oder von Zuhause aus. „Das macht er nicht“, sagt der Junior über den Senior. Außerdem sei der Vater samstags und sonntags öfter in der Firma anzutreffen als der Sohn. Als Thomas Roggenkamp vor zwei Jahren fünf Wochen lang am Stück in den USA war, sei das nur möglich gewesen, weil sein Vater mit ihm die Firma führe. Der könne in Krailling vor Ort Feuer löschen, sollte es nötig werden. Der Sohn weiß, dass er seinem Vater blind vertrauen kann. „Er kann alles“, sagt der Sohn. „Das ist beruhigend.“
Meine news
Dass die beiden sich ein Büro teilen, hat einen großen Vorteil: „Das bewährt sich, wir kriegen mit, was der andere macht“, sagt der Vater. Es läuft gut: „Wir haben eine überraschend gute Aufgabenteilung gefunden“, so der Sohn.
Die Übergabe der Firma an die nächste Generation klingt im Nachhinein also ganz einfach – doch Thomas Roggenkamp meint, ohne externe Hilfe wäre es nicht so gut gelaufen. Die Familie wollte, dass alles Hand und Fuß hat, berichtet Thomas Roggenkamp, um dann selbstbewusst den Weg gehen zu können. Dazu engagierte sie eine Beraterin. Seine beiden Schwestern, die ebenfalls im Unternehmen arbeiten, sollten mit der Lösung genauso einverstanden sein, wie sein Vater und er.
Heute kann Thomas Roggenkamp sagen: „Die Familie ist, so weit es möglich ist, glücklich.“ Und: „Ich wüsste keine Firma, bei der die Übergabe so erfolgreich war.“ Er weiß von Insolvenzen zu berichten und von Firmen, die aufgekauft wurden.
Trane-Roggenkamp läuft nach der Übergabe an die nächste Generation gut. „Das vergangene Jahr war das beste Jahr unserer Geschichte“, erzählt der Vater stolz. Heuer sei es schwieriger. „Der Auftragseingang ist lausig.“ Die Kunden warten ab, meint er. Doch weil das vergangene Jahr volle Auftragsbücher beschert hat, sei die Firma noch überlastet. „Ende Juli hatten wir nur 50 Prozent des Auftragseingangs vom Vorjahr“, so Hanns-Thomas Roggenkamp. Im kommenden Jahr werde man den Rückgang spüren. Aber dann sei endlich Zeit für Dinge, die sonst liegen bleiben, meint der Vater.
Nächste Generation zeigt schon Interesse
Thomas Roggenkamp weiß, dass er mit der Übernahme der Firma den Großteil des Familienerbes bekommen hat. „Die Mädels wissen, sie haben den kleineren Anteil, aber sie haben auch nicht die Arbeit und die Verantwortung“, sagt er. Als Geschäftsführer muss er das Schiff nun zu Erfolgen führen und durch raue Zeiten steuern. Dabei beruhigt es ihn, seinen Vater an seiner Seite zu wissen. Thomas Roggenkamp hat drei Kinder. Sein Sohn hielt in der Grundschule bereits ein Referat über Kältemaschinen. Dieses hängt jetzt im Büro der Geschäftsführer.
Ob die Kinder von Thomas Roggenkamp später einmal die Firma übernehmen, ist heute genauso wenig gewiss wie einst bei Thomas Roggenkamp. „Wenn keiner rein will, ist das auch in Ordnung, Hauptsache sie sind glücklich“, sagt er entspannt. Aber dann fügt er hinzu: „Nachdem sie mich so glücklich sehen, könnte ich mir das schon vorstellen.“ Trane-Roggenkamp ist auf die Zukunft spezialisiert. Möglicherweise steht auch Thomas Roggenkamp nur am Ruder, bis seine Kinder ihn aus dem gemeinsamen Büro schmeißen.