Die fiesesten Bürokratiemonster in Handwerk und Landwirtschaft

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Auf zahlreichen Demonstrationen forderten Handwerker und Landwirte den Abbau von Bürokratie. Vier von ihnen berichten über die größten Ärgernisse. (Symbolfoto) © Monika Skolimowska

Bauern und Handwerker haben in den vergangenen Wochen immer wieder ihrem Ärger Luft gemacht. Einer ihrer Kritikpunkte: die überbordende Bürokratie. Doch was stört sie eigentlich genau? Das Tagblatt hat nachgefragt.

Fürstenfeldbruck – Wie der Name schon sagt: Handwerker arbeiten am liebsten mit ihren Händen. Sie bauen Häuser, machen Wurst, schneiden Haare oder backen Brot. Doch immer öfter werden sie ausgebremst. Immer mehr Zeit verbringen sie mit lästigem Papierkram.

Der Schreiner und die Dokumentation

Andreas Obermaier, Schreinermeister aus Hörbach und Obermeister seiner Innung, nervt vor allem die ausufernden Dokumentationspflichten. Auftragsdokumentation, Zeiterfassung, Material- und Ressourcennachweis, Qualitätsdokumentation, Sicherheitsdokumentation, Gewahrleistungsdokumentation, Umweltdokumentation, Mitarbeiterdokumentation und Rechnungsdokumentation würden viel Zeit rauben. „Dieser zusätzliche Verwaltungsaufwand kann viel Zeit in Anspruch nehmen, die ansonsten für die eigentliche handwerkliche Arbeit, mit der das Geld im Unternehmen verdient wird, genutzt werden könnte“, erklärt Obermaier.

Hadern mit der Statistik

Sein Kollege Werner Nau, Chef der Bäckerinnung, hadert vor allem mit den vielen Statistiken, die er erstellen muss. Wie viele Stunden arbeiten seine Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit, wie viel wird entsorgt, wie viele Stunden ist jemand krank, wie viel wird hergestellt, wie viel ausgeliefert? All das wolle das Landesamt für Statistik wissen. Was Nau besonders auf die Palme bringt: „Wir haben mal nachgefragt, wer sich das ansieht. Die Antwort war niederschmetternd. Es hieß, es sei fraglich ob das überhaupt jemand zu Gesicht bekommt.“

Kassenbericht frisst viel Zeit

Auch die Friseure ärgern sich über seltsame bürokratische Hürden. Bei Bettina Zellhuber, Obermeisterin der Friseurinnung, ist es der Kassenbericht. Jeder Schein und jede Münze müsse dort aufgezählt werden. „Da in der Friseurbranche noch vergleichbar viel Bargeld über die Ladentheke geht und somit viele einzelne Münzen und kleine Scheine fließen, ist es ein hoher Aufwand und das täglich“, beklagt die Friseurmeisterin. Ihrer Meinung nach ist das nicht nachvollziehbar. Die Friseurkasse müsse immer Kleingeld rausgeben können, und auch die Mitarbeiter müssten die Möglichkeit haben, ihr Trinkgeld zu wechseln – dabei müsse aber jedes Mal wieder der Kassenbericht angepasst werden. „Der Sinn dieser Art von Kontrolle, wenn der Kassenstand korrekt ist, ist fragwürdig“, so Zellhuber.

Nährstoff-Fluss genau nachverfolgen

Vom Friseursalon auf den Acker: Auch den Bauern, die zuletzt wegen der Streichung von Agrarsubventionen auf die Barrikaden gegangen waren, macht die Bürokratie das Leben schwer. Ferdinand Wenig, Landwirt aus Moorenweis und stellvertretender Bauernobmann, berichtet von der sogenannten Stoff-Strom-Bilanz. Diese soll Nährstoff-Flüsse transparenter gestalten. Es müsse eine Bilanz über alle Produkte beziehungsweise Nährstoffe erstellt werden, die auf den Hof gekommen sind und ihn wieder verlassen haben. „Hört sich einfach an. Bei Betrieben mit vielen Bewegungen ist das ein enormer Aufwand. Mengen sind durch Lagerung auch oft schwer abzuschätzen. Der Sinn dahinter ist äußerst fraglich“, erklärt Ferdinand Wenig.

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