In Frankreich, Italien oder doch in Spanien? Studie enthüllt stressigstes Reiseziel

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Viele Urlauber suchen Erholung – doch laut einer Icelandair-Studie gehören einige beliebte Urlaubsorte in Europa zu den stressigsten Reisezielen überhaupt.

München – Viele Deutsche freuen sich jedes Jahr auf den wohlverdienten Sommerurlaub. Ooft geht es dann in beliebte europäische Urlaubsländer wie Italien, Frankreich oder auch der Schweiz. Das Ziel: dem Alltag entfliehen, Ruhe genießen und Kraft tanken. Doch eine aktuelle Analyse von Icelandair zeigt, dass Entspannung in zahlreichen Traumdestinationen zunehmend Mangelware ist.

Icelandair-Studie errechnet „Ruhewert“ europäischer Reiseziele – Entspannung oft Mangelware

Für die Untersuchung wertete Icelandair laut Pressemitteilung Daten von TripAdvisor, Numbeo und LightPollutionMap.info aus. Dabei entstand ein sogenannter „Ruhewert“ für verschiedene Ferienorte. Je niedriger der Wert (maximal 150), desto unruhiger wurde der jeweilige Urlaubsort eingestuft. Mit eingeflossen sind mehrere Faktoren, die das Urlaubserlebnis stark prägen: stündliche Touristendichte (Besucher pro Quadratkilometer), Lärmbelastung (durchschnittlicher Dezibelwert), Lichtverschmutzung (μcd/m²), Hoteldichte sowie die aktuelle Kriminalitätsrate (Numbeo-Index).

Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Insbesondere in den beliebten italienischen und französischen Küstenregionen, in Großstädten sowie rund um berühmte Sehenswürdigkeiten ist der Massentourismus besonders spürbar. Orte wie Venedig, Rom oder die Côte d’Azur sind inzwischen so stark frequentiert, dass vielerorts Eintrittsgebühren, Besucherobergrenzen und weitere Beschränkungen eingeführt wurden, um die Situation zu entschärfen.

Kaum Entspannung in Florenz, Nizza oder am Comer See möglich

Wer bei einer Reise nach Florenz an einen entspannten Spaziergang durch toskanische Gassen denkt, wird oft eines Besseren belehrt. Die weltberühmte Renaissance-Metropole zeigt sich heutzutage von einer überraschend lauten und grellen Seite. Mit einem durchschnittlichen Geräuschpegel von 60 Dezibel und einer Lichtverschmutzung von etwa 5.250 Mikrokandela pro Quadratmeter zählt Florenz laut aktueller Studie zu den am stärksten belasteten Städten Europas. Dazu kommt eine enorme Hoteldichte: Über 2.000 Hotels drängen sich auf nur etwa 102 Quadratkilometer und sorgen insbesondere in der Hauptsaison für eine wahre Touristenflut. Das Resultat: Im Sommer verwandelt sich Florenz in eine reizüberflutete, pulsierende Stadt – fernab von Stille und Beschaulichkeit. Zuletzt geriet die Stadt in die Schlagzeilen, als ein Mann ein berühmtes Gemälde in den Uffizien beschädigte.

Doch nicht nur in Italien stehen Erholungssuchende vor Herausforderungen. Auch die französische Küstenstadt Nizza überrascht mit Zahlen, die kaum zum romantischen Bild von Meeresrauschen und mediterraner Gelassenheit passen. In der Hochsaison tummeln sich pro Tag 190 Touristen auf jedem Quadratkilometer. Die Hoteldichte erreicht mit 6,8 Hotels pro Quadratkilometer einen der höchsten Werte Europas. Hinzu kommt die erschreckend starke Lichtverschmutzung mit einem Spitzenwert von 5.750 Mikrokandela pro Quadratmeter und ein vergleichsweise hoher Kriminalitätsindex, wie numbeo.de berichtet. Wer in Nizza also nach Ruhe sucht, braucht vor allem eines: starke Nerven.

Ein Blick auf Nizza
Nizza zählt nicht nur wegen des Kreuzfahrttourismus zu einem der hektischsten Urlaubsorte Europas. © Jean François Ottonello/IMAGO

Die Sehnsucht nach Idylle führt viele Reisende auch an den Comer See – doch Einsamkeit ist auch hier schwer zu finden. Mehr als 1.100 Hotels säumen die Ufer der berühmten norditalienischen Region. Die zunehmende Lichtverschmutzung (1.630 Mikrokandela pro Quadratmeter) und der stetig anwachsende Besucherstrom stellen auch dort eine immer größere Belastungsprobe dar. Kein Wunder, dass die lokalen Behörden inzwischen laut euronews.de erwägen, eine Tagesausflugssteuer einzuführen, um das problematische Übermaß an Kurzzeitgästen zu bremsen.

Ruhe in der Schweiz und an Englands Küste? Ebenfalls Fehlanzeige

Interlaken wird von zwei Seen und einer spektakulären Bergwelt umrahmt. Von Idylle ist hier jedoch zunehmend wenig zu spüren: Mit täglich über 2.300 Touristen pro Quadratkilometer auf lediglich 4,4 Quadratkilometern Fläche ist Interlaken laut aktueller Studie der am stärksten frequentierte Ferienort Europas. Der kontinuierliche Besucherandrang von Reisegruppen und Tagesgästen lässt das Städtchen kaum zur Ruhe kommen, das Flair eines beschaulichen Bergdorfs verblasst zusehends hinter einer Kulisse aus Souvenirshops, Reisebussen und dicht bevölkerten Straßen.

Ähnlich angespannt ist die Situation im englischen Bath, einst Synonym für Ruhe und Entschleunigung. Die traditionsreiche Kurstadt, berühmt für ihre römischen Bäder und georgianischen Fassaden, wird während der Saison express.co.uk zufolge von Touristenschwärmen regelrecht überschwemmt. Mit nahezu 600 Gästen pro begehbarem Quadratkilometer täglich erreicht Bath einen Spitzenwert europäischer Touristendichte. Das kompakte historische Zentrum ist zu Spitzenzeiten kaum noch zu durchqueren, Gedränge und Warteschlangen bestimmen das Bild. Auch die Hoteldichte von 7,3 Häusern pro Quadratkilometer stellt im europäischen Vergleich einen der höchsten Werte dar – ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr der Boom den Charakter der Stadt verändert.

Versteckte Paradiese: Urlaubserlebnisse jenseits der Touristenströme

Abseits der überfüllten Touristenhochburgen ist Entspannung möglich. Europa bietet reizvolle Alternativen zu Florenz und Co. mit viel Charme und kultureller Vielfalt. Drei Regionen stechen besonders hervor – sie überzeugen durch stimmungsvolle Altstädte, spektakuläre Natur und eine entspannte Atmosphäre.

tabelle mit touristenzielen
Icelandair hat Alternativen zu Touristenhochburgen ausgesucht. © Icelandair

Lucca gilt laut der Hanauer Zeitung als Geheimtipp unter den Städten der Toskana. Die vollständig erhaltene, begrünte Stadtmauer ist heute eine vier Kilometer lange Promenade, auf der man wunderbar spazieren oder Rad fahren kann. Sie umschließt das malerische historische Zentrum, das mit bezaubernden Plätzen wie der Piazza dell’Anfiteatro, mittelalterlichen Gassen und lebendigen Märkten begeistert. Unübersehbares Wahrzeichen ist der Guinigi-Turm: Von seiner Spitze, auf der Bäume wachsen, eröffnet sich ein spektakulärer Blick über die Dächer der Stadt. Zu den weiteren Highlights zählen die Piazza Napoleone, die eindrucksvolle Kathedrale San Martino sowie die prachtvolle Kirche San Michele in Foro, die die lange Geschichte Luccas widerspiegeln.

Frankreichliebhaber finden mit Cassis eine ideale Alternative zur quirligen Côte d’Azur. Das einstige Fischerdorf liegt eingebettet zwischen dem spektakulären Felsen Cap Canaille und den wild-romantischen Calanques. Hier verschmelzen provenzalische Lebensart, bunte Altstadtgassen und idyllische Hafenpromenade mit beeindruckender mediterraner Naturkulisse. Cassis bietet genau das, was viele am Mittelmeer suchen – authentische Atmosphäre und Raum für echte Entspannung, weitgehend ungestört vom ganz großen Ansturm.

Landschaftliche Ursprünglichkeit bietet die Mývatn-Region im Norden Islands. Der rund 37 Quadratkilometer große See liegt eingebettet in eine außergewöhnliche Vulkanlandschaft, geprägt von kochenden Schlammtöpfen, Pseudokratern und skurrilen Lavaformationen wie beim Naturwunder Dimmuborgir. Zu den Höhepunkten zählen das geothermische Gebiet Namaskard mit seinen farbenfrohen Schwefelfeldern und entspannte Spaziergänge entlang der Ufer, wo eine vielfältige Vogelwelt beobachtet werden kann. Besonders Wanderfreunde kommen bei den Touren zum imposanten Krater Hverfjall auf ihre Kosten. Die Region rund um den Mývatn-See bietet damit Naturgenuss und Erholung weit weg vom typischen Island-Trubel. (jaka)

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