Das Wasserloch von Oberdorfen: Mehrmals im Jahr ignorieren Autofahrer Absperrung
Bei Regen wird eine Straße bei Oberdorfen regelmäßig überschwemmt. Früher wurde mit Warnschildern die Durchfahrt verboten, mittlerweile wird sogar eine Schranke aufgestellt. Auch diese wird immer wieder ignoriert, und Autos bleiben in den Fluten stecken – am Wochenende war es wieder so weit.
Dorfen – Eine rot-weiß-gestreifte Schranke mit Warnblinklichtern wurde Ende Mai in Oberdorfen angebracht, damit Autos künftig bei Hochwasser nicht mehr in die überflutete Senke fahren und dort liegen bleiben. Einige Fahrer ignorieren allerdings nach wie vor den „Deppenbalken“, so der wenig schmeichelhafte Spitzname dieser zusätzlichen Sicherheitsmaßnahme. Erst am vergangenen Samstag musste die Feuerwehr ausrücken und hier wieder einmal ein Fahrzeug aus der Flutmulde ziehen.
Dorfen ist bekannt für häufige Hochwasser. Das liegt daran, dass das Isental mit bis zu 1,8 Kilometern Abstand zwischen den Hangschultern zu den breitesten Tälern Oberbayerns zählt. Wenn bei einem Dauerregen die Böden kein Wasser mehr aufnehmen können, laufen die Niederschläge aus diesem großen Kessel in der Isen zusammen, die dann über die Ufer tritt. Steigt das Wasser, sollte man sich dort also besser nicht hinters Steuer setzen, wer es dennoch tut, bringt nicht nur seinen Wagen in Gefahr.
Ich habe dort in 20 Jahren bestimmt schon 80 Autos absaufen sehen.
Kerstin Schneider lebt am südlichen Ortsrand von Oberdorfen und hat freien Blick auf die Stelle, an der regelmäßig unvernünftige Autofahrer die Sperren bei Überflutungen ignorieren. „Ich habe in den letzten 20 Jahren dort bestimmt schon 80 Autos absaufen sehen“, berichtet die Lehrerin. Früher stellten Feuerwehr und Bauhof regelmäßig in Oberdorfen Warnschilder und Verbotsschilder auf, jetzt soll eine Schranke die Passage verhindern. Doch selbst diese wird umfahren, Autofahrer unterschätzen die Wassertiefe der überfluteten Straße, dort säuft ihnen dann der Motor ab.

Wasserschäden an den Fahrzeugen können sehr teuer werden, weiß Mechaniker Oliver Hofmann. „Das kann bis zum Totalschaden führen.“ Neben Schäden am Motor, die durch den Wassereintritt verursacht werden, kann das Wasser auch Schäden im Innenraum auslösen. „Von Kurzschlüssen in Sicherungskästen bis zum kompletten Ausfall der Elektronik ist alles möglich“, so Hofmann, der den Kfz-Meisterbetrieb an der Haager Straße in Dorfen leitet.
Fahren Sie niemals absichtlich über überflutete Straßen.
Mit einem Geländewagen könne man freilich durch höheres Gewässer fahren als mit einem PKW. „Ich würde bei Hochwasser aber immer stehen bleiben“, rät Hofmann. Wird das Wasser zu hoch, werde auch ein SUV weggeschoben. „Der Fahrer sieht die Straße nicht mehr. Kommt eine Kurve, kann er in der Wiese landen und bleibt stecken.“
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Im schlimmsten Fall dringt Wasser in den Innenraum ein und kann zur Gefahr für die Insassen werden. Erst im vergangenen Herbst hat ein Autofahrer in Oberdorfen sein Fahrzeug in den Isenfluten versenkt. Er und die Beifahrerin mussten sich auf das Dach retten und warten, bis die Feuerwehr und der DLRG sie mit einem Schlauchboot aus ihrer misslichen Lage befreien konnten.

Leserin Schneider aus Oberdorfen, die der Heimatzeitung von ähnlichen Beobachtungen erzählt hat, moniert zudem: „Das ist außerdem eine Riesen-Umweltsauerei für die Isen.“ Zwar könnten große Fahrzeuge wie Traktoren oder Lastwagen oft noch ohne Probleme durch die braunen Fluten pflügen. „Aber es bleibt immer ein Ölfilm zurück.“
So weit, so schlecht. Keine Frage, die Verursacher müssen natürlich für die Bergung durch die Feuerwehr tief in die Tasche greifen. „Wenn vor Hochwasser gewarnt wurde und dann das Fahrzeug durch die Feuerwehr entfernt wird, muss der Halter die Kosten übernehmen“, sagt der Dorfener Versicherungsmakler Josef Jung.
„Fahren Sie niemals absichtlich über überflutete Straßen“, rät der Experte. Bekommt der Motor dann nämlich einen Wasserschaden ab, zahle die Versicherung in vielen Fällen nicht. Es gilt der Spruch: „Kommt das Wasser zum Auto, zahlt die Kaskoversicherung. Kommt das Auto zum Wasser, hat man meist Pech gehabt.“ Hier übernimmt höchstens die Vollkasko. „Selbst wenn das Fahrzeug in der Nähe eines Flusses stand und die Behörden vor Überflutung gewarnt haben, kann die Versicherung die Leistungen kürzen.“