Beschwerden über Dorfener Bahnhof
Dorfen - Müll und Dreck häufen sich im Bahnhofsgebäude in Dorfen. Die Bürger beschweren sich, aber die Zuständigkeit ist in dieser Sache nicht eindeutig geklärt.
Es ist alles andere als ein Aushängeschild für Dorfen: das Bahnhofsgebäude. 153 Jahre hat es mittlerweile auf dem Buckel. Die Beschwerden über den verwahrlosten Zustand häufen sich. Doch die Zuständigkeiten sind verzwickt, die Verantwortung und die Kosten scheint keiner übernehmen zu wollen.
Schon von draußen zeigt sich ein unschönes Bild. Leere Schnapsflaschen an den Fensterbrettern, Müll am Gehsteig neben den Mülltonnen, eine eingeschlagene Scheibe an der Eingangstür. Auch im äußeren Wartebereich neben den Gleisen wirkt der Boden an den Bänken dreckig. Im Gebäude zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: verschmutzte und mit Schmierereien versehene Wände, gleich daneben am Geldautomaten der Sparkasse achtlos hinterlassene Zettel.
Das Treppenhaus zu den oberen Geschossen riecht streng. Ein Bahnreisender informierte kürzlich den Erdinger/Dorfener Anzeiger: „Vermutlich hat jemand im Bahnhofsgebäude übernachtet und seine Notdurft hinterlassen. Es stinkt erbärmlich, einfach nur ekelhaft.“ Auch eine Tasche und Kleidungsstücke befanden sich im Gebäude sowie Spuren verschmierter Exkremente auf dem Boden. Der Dorfener hat der Heimatzeitung ein Foto mitgeschickt. Die Sparkasse habe er ebenfalls informiert.
„Bisher sind uns dazu keine größeren Beschwerden bekannt“, heißt es auf Nachfrage von einer Sprecherin der Kommunikation Bayern Media Relations Regionen Süd der Deutschen Bahn AG (kurz DB). Auf eine Liste von Fragen erklärt sie, dass es an dieser Stelle „eventuell noch Abstimmungsbedarf“ gebe und man „dem Ergebnis der Abstimmungen auf Fachebene nicht vorgreifen“ könne. „Zusätzliche Infos können wir daher aktuell leider nicht beisteuern.“
Die DB hatte das Empfangsgebäude 2008 an eine britische Fondgesellschaft, den Investor Patron Capital veräußert. Diese wiederum hat den Bahnhof mit knapp 7000 Quadratmetern Grund 2013 an Helmut Sedlmeir und Maximilian Neumayr aus Erding weiterverkauft. Bei der Eröffnung erklärten der Versicherungskaufmann und der Immobilienfachwirt noch, sie hätten ein Faible für alte Bahnhöfe und Pläne.
Bahn muss für Sauberkeit sorgen
Doch nun hätten sich alle Pläne erledigt. Man habe der Stadt den Parkplatz verkauft, das östliche Areal sei mittlerweile bebaut worden. Was die Beschwerden anbelangt, stellt Neumayr klar: „In Dorfen hat die Deutsche Bahn aufgrund ihrer Dienstbarkeit für alle Verkehrsflächen die Obrigkeitspflicht, alles instand zu halten und zu reinigen.“ Denn im Zuge des Kaufs vor zehn Jahren sei auch eine Grunddienstbarkeit für Bahnreisende vereinbart worden, dass diese das Grundstück selbstverständlich betreten könnten. Das gelte auch für die Wartehalle. Zumal am Bahnhof Flächen von Mitarbeitern der Netz AG als Büro, Toilette und Werkstatt für Techniker genutzt würden. Sobald Neumayr von Schäden oder Verschmutzungen erfahre, gebe er es an die DB weiter.

Zur Kritik am Treppenhaus, das zu Flüchtlingswohnungen hochführt, verweist er auf das Landratsamt. Im Dorfener Bahnhofsgebäude habe das Landratsamt lediglich drei Wohnungen des Mehrparteienhauses zur Unterbringung von Geflüchteten angemietet, stellt Claudia Fiebrandt-Kirmeyer vom Pressebüro des Landrats Erding auf Nachfrage fest. „Diese Wohnungen und alle anderen Unterkünfte werden regelmäßig durch die Asylhausmeister und das Personal der Asylsozialbetreuung kontrolliert.“ Bei der letzten Begehung sei ein insgesamt ordentlicher Zustand des Innenbereichs festgestellt worden. Im Treppenhaus gebe es einige Risse. „Der Vermieter der Liegenschaft wurde gebeten, die Situation zu verbessern“, so die Sprecherin.
Künftig Kontrolle durch Landratsamt
Beschwerden habe es unter anderem über den Müllplatz im Außenbereich gegeben, der sowohl von allen Hausbewohnern als auch von Fahrgästen am Dorfener Bahnhof genutzt werde, so Fiebrandt-Kirmeyer weiter. „Hier wurden gemeinsam mit dem Vermieter Überlegungen angestellt, inwieweit eine Verlegung des Müllplatzes infrage kommen könnte. Darüber hinaus wurden in der Zwischenzeit Asylsuchende im Rahmen sogenannter Arbeitsgelegenheiten verpflichtet, die Unterkunft mitsamt dem Müllplatz regelmäßig zu säubern.“ Das will das Landratsamt nun noch engmaschiger kontrollieren.
Die Stadt Dorfen habe „keine Handlungsbefugnis“, sagt Bauamtsleiter Franz Wandinger. „Wenn es Beschwerden gibt, wird es an die Eigentümer weitergeleitet. Würde es „etwas Schlimmeres wie Rattenbefall geben“, müsste man schon eingreifen.
Dorfen sei aber kein Sonderfall, „viele Gemeinden in Bayern haben Probleme mit alten Bahnhöfen, die immer mehr verfallen“, weiß Tögings Bürgermeister Tobias Windhorst. „Bei uns funktioniert es.“ Auch hier haben die Investoren Sedlmeir und Neumayr das Empfangsgebäude mit Umfeld 2012/13 erworben. „Wir hatten immer eine professionelle Zusammenarbeit“, so Windhorst.
Auch in Töging sind im ersten Stock Flüchtlinge. Dazu sei im Obergeschoss „relativ viel umgebaut worden“, erzählt Windhorst. Sogar bei der Farbe der Fassade hätten die Bayerische Liegenschaften, wie sich die Investoren nennen, die Gemeinde um ihre Meinung gebeten und seien ihren Wünschen nachgekommen.