Von der Leinwand zum Extremsport: Das Bayerische Outdoor Filmfestival hat drei Sieger gekürt. Die Projekte stammen von jungen, ehrgeizigen Sportlern und Filmemachern.
Miesbach – Und der Gewinner ist: das Bayerische Outdoor Filmfestival! Es kann sich mit 14 000 Besuchern bei 60 Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und Südtirol nach der zweiten Auflage schon international nennen. Entsprechend groß wurde die Verleihung des BOFF-Filmpreises im Waitzinger Keller in Miesbach gefeiert, wo die drei vom Publikum selbst zu Siegern gewählten Streifen ausgezeichnet wurden.
Dessen Festsaal war am Samstag voll besetzt mit einem recht jungen Publikum: zumeist Bergfexe, aber auch junge Filmemacher aus dem gesamten Alpenraum. Sie alle begrüßte BOFF-Gründer und Filmer Andreas Prielmaier aus Hausham ebenso überschwänglich wie seine Ehrengäste – den „Local Hero“ und Ex-Weltcup-Snowboardcrosser Konstantin Schad und die „Global Heros“, Extremkletterer Alexander Huber aus Berchtesgaden, Spitzenalpinistin Tamara Lunger aus Südtirol und Expeditionsbiker und Buchautor Gerhard Czerner aus Augsburg. Sie alle sollte Prielmaier im Verlauf des vierstündigen Abends im lockeren Gespräch erklären lassen, was sie antreibt, derart extreme Herausforderungen zu suchen und sich zu stellen.
„Gefahren nicht totschweigen“
Insofern war die träumerisch-sehnsuchtsvolle Eigenkomposition der Holzkirchner Künstlerin Andrea Jagusch am Stutz-Flügel flankiert von eindrucksvollen Landschafts- und Porträtfotografien der Auftakt für einen hochemotionalen Abend. Es ging vielfach nicht um das Bezwingen der Natur, sondern um das Wissen, wann man als Mensch kleinbeigeben muss. Schad etwa beendete mit 32 seine Karriere als Snowboarder nach zwölf Jahren Weltcup aufgrund etlicher Verletzungen. Als Sportmanager und Vizepräsident des Verbands Snowboard Germany setzt er sich dafür ein, dass künftig Athleten gleiche oder bessere Chancen erhalten.
Zum Film „Kastanistan“, der von Freeride-Abenteuern inklusive Lawinenabgang der „Snowmads“ Fabian Lentsch, Konsti Ottner und Gabriel Indrist sowie Bergführer Nick Phaliani in einem bisher unbefahrenen Gebiet Georgiens berichtet und den zweiten Platz der Publikumswertung belegte, erklärte Produzentin Karin Lechner: „Wir wollen die Gefahren bei solchen Aktionen nicht totschweigen, sondern wachrütteln, vorsichtig zu sein.“ Lentsch, der sich bei einem Absturz beim Paragliding in Indien eine Querschnittslähmung zuzog und sich eisern ins Leben und den Berg-Ski-Sport zurückkämpft, schickte Miesbach fetten Applaus und Genesungswünsche.
„Huberbuam – die Seilschaft“ gewinnt Publikumspreis
Auch Huber berichtete nicht nur von seinen Hochs als Extrem- und Speed-Kletterer, sondern auch von seinen Tiefs. Ebenso von denen seines Bruders Thomas, der letztes Jahr bei der BOFF-Preisverleihung zu Gast war, aktuell aber beim Klettern in Patagonien weilt, und von Höhen und Tiefen der Huberbuam als Team. „Bergsteigen ist völlig nutzlos zum Überleben des Menschen, aber sinnstiftend“, stellte Huber klar. „Du bezwingst nicht den Berg, sondern immer das eigene Ich.“ Man brauche innere Größe, um 30 Jahre am Berg zu überleben: „Das ist kein Zufall, sondern gesunde Selbsteinschätzung.“ So viel Lebensweisheit, die sich auch im Porträt „Huberbuam – die Seilschaft“ wiederfindet, wurde nicht nur mit donnerndem Applaus ausgezeichnet. Der Film wurde mit dem BOFF-Publikumspreis ausgezeichnet und war der Sieger des BOFF International. Huber war darüber so glücklich, dass er das in der Pause mit etlichen Ständchen auf seiner Ziach feierte.
Die Ehre des drittbesten Films ging an „Mountain of Greatness“, der von einer Mountainbike-Hochtour der Bike-Akrobaten und Abenteurer Danny MacAskill, Hans Rey und Czerner auf den höchsten Bergen Afrikas Mount Kenia und Kilimandscharo erzählt. Auch hier lief nicht alles rund, wenngleich am Ende ein triumphaler Team-Erfolg stand, ließ Czerner wissen.
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Er, Huber und Lunger waren begehrte Interview-Partner der vielen Filmteams, die bei der Preisverleihung zugegen war. Die Südtirolerin Lunger, die ihr Vorhaben, die erste Frau auf dem K2 zu sein, 70 Meter unter dem Gipfel aufgab, während alle ihre Bergpartner der Expedition von 2021 auf dem Weg den Tod fanden, erzählte eindringlich, wie sie sich aus dieser Erfahrung herausarbeitet und „sich neu definiert“ hat. Nicht über die Leistung, sondern als Mensch. Davon handelt auch der Film, der am Samstag als „Sneak-Preview“ gezeigt wurde und im BOFF-Programm 2024 laufen soll. ak
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