Miserables Jahr für Gemeindewerke

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Für die Geothermie, eine Tochter der Gemeindewerke Holzkirchen, war 2022 kein gutes Jahr. © THOMAS PLETTENBERG

Zum ersten Mal in der Geschichte der Holzkirchner Gemeindewerke haben 2022 die Gewinne bei Gas und Strom nicht ausgereicht, um Defizite anderer Geschäftsbereiche abzudecken. Auch für die Geothermie war es kein glückliches Jahr.

Holzkirchen – Die gute Nachricht zuerst: Die Gemeindewerke Holzkirchen GmbH konnte 2022 ihre Hauptaufgabe – die sichere Versorgung der Bürger mit Strom, Wasser sowie auf Wunsch mit Erdgas und Fernwärme – erfüllen. Das war keineswegs selbstverständlich, wie Geschäftsführer Albert Götz in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend deutlich machte. Auf der Agenda standen die Feststellung und Entlastung der Jahresabschlüsse der Kommunalunternehmen, darunter die Gemeindewerke und ihre Tochter, die Geothermie. „Alles war auf den Kopf gestellt“, sagte Götz. Es habe Konferenzen des Bundes auch mit kleinen Versorgungsunternehmen gegeben, mit konkreten Blackout-Szenarien. Unter anderem habe es die Vorgabe gegeben, kein Gas mehr zu verstromen. „Die Lage war ernst. Wir sind einfach nur froh, dass es so nicht gekommen ist.“

Die schlechte Nachricht: Erstmals in der Geschichte der 1894 gegründeten und seit 2001 als GmbH geführten Gemeindewerke haben die Gewinne aus den Sparten Gas und Strom im Jahr 2022 nicht ausgereicht, um das Defizit in den Geschäftsbereichen Telekommunikation, Hallenbad, Wärme und Wasser abzudecken. „Wir hoffen, dass es sich dabei um einen einmaligen Ergebnisausrutscher handelt“, sagte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU). Er führt das schlechte Ergebnis vor allem auf die internationalen Verwerfungen im Zuge des Ukrainekriegs und die Energiekrise zurück. Bekanntermaßen sind Strom- und Gaspreise auf den Beschaffungsmärkten explodiert. Zudem seien viele Holzkirchner dem Appell zum Energiesparen nachgekommen, sagte Schmid, was sich in den Zahlen niederschlage.

Gemeindewerke GmbH

In der Sparte Strom ist das Unternehmensergebnis 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 248 908 Euro zurückgegangen. So verzeichnet der Bericht ein Ergebnis von 695 618 Euro. Im Jahr 2021 waren es noch 955 526 Euro. Zugleich lag die erzeugte Strommenge mit 70 688 MWh geringfügig über dem Vorjahreswert.

Im Gassektor verzeichnen die Gemeindewerke für 2022 ein Unternehmensergebnis von 272 227 Euro, das ist ein Minus von 12 123 Euro im Vergleich zum Vorjahr mit einem Unternehmensergebnis von 284 350 Euro.

Das negative Unternehmensergebnis beim Wasser in Höhe von - 65 983 Euro verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr (65 485 Euro) um 131 468 Euro.

Erheblich ist die Verschlechterung des Betriebsergebnisses bei der Fernwärme. Von 115 843 Euro im Jahr 2021 sank es um 993 066 Euro in den negativen Bereich auf -877 222 Euro.

Bei der Telekommunikation beläuft sich das Defizit auf -159 071 Euro (Vorjahr: 146 605 Euro), beim Hallenbad Batusa auf -1 009 073 Euro (Vorjahr: - 821 371 Euro).

Der Gemeinderat stellte den geprüften Jahresabschluss für die Gemeindewerke mit einem negativen Jahresergebnis von -1 005 121 Euro fest und erteilte der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat die Entlastung. Simon Ammer (SPD) betonte, dass die Gemeindewerke nicht der billigste Energielieferant, dafür aber ein sehr zuverlässiger seien. Während Energieriesen zahlreichen Kunden die Verträge kündigten, weil sich unter den aktuellen Bedingungen kein Geld mehr verdienen lasse, sei eine Versorgung durch die Gemeindewerke gewährleistet. Martin Taubenberger (FWG) ergänzte, dass Gemeindewerke-Kunden nicht stundenlang in Warteschleifen hingen, sondern einen regionalen Ansprechpartner hätten.

Geothermie GmbH

Auch für die Geothermie Holzkirchen GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Gemeindewerke, war das Jahr 2022 „nicht das glücklichste“, wie Bürgermeister Schmid sagte. Das Unternehmen hatte mit mehrfachen Pumpenausfällen zu kämpfen (wir berichteten). Hatte die Geothermie im Jahr 2021 gerade Mal einen Fehlbetrag von -48 909 Euro, summiert sich dieser in 2022 auf ein Minus von 1 369 160 Euro. Allerdings, betonte Schmid, sei darin eine Abschreibung von rund zwei Millionen für die Anlage berücksichtigt, „Ausgaben, die keine sind“, so Schmid. In der Summe verzeichne die Geothermie deshalb einen „leicht positiven Cashflow“. Investiert wurden im Berichtsjahr 379 889 Euro.

Der Gemeinderat erteilte der Geschäftsführung die Entlastung. Simon Ammer (SPD) sagte mit Blick auf die Pumpenausfälle: „Die Geothermie ist ein Goldstück, aber kein Goldesel.“ Im Hinblick auf Klimafreundlichkeit sei sie ein Gewinn. Josef Sappl Senior sagte: „Die Hersteller der Pumpen lernen dazu und deshalb bin ich guter Hoffnung, dass es auf Dauer läuft.“

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