Künstliche Intelligenz: Ein Werkzeug gegen den Personalmangel im Handwerk
Künstliche Intelligenz könnte die Lösung für den Personalmangel im Handwerk sein, wie ein Workshop im Fraunhofer-Zentrum zeigt. Durch die Entwicklung von Projekten lernen die Teilnehmer, die Vorteile der Technologie zu nutzen. Einige Betriebe haben bereits positive Erfahrungen gemacht.
Wie können mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe Künstliche Intelligenz nutzen und welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung? Mit dieser Frage beschäftigen sich mehrere Dutzend Teilnehmer in einem 30-stündigen Workshop im Fraunhofer-Zentrum im Kloster Benediktbeuern. „Ich wünsche ihnen ganz, ganz viel Engagement, gute Ideen, wenig Schlaf und starken Kaffee, der richtig reinhaut“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Tobias Gotthardt in seinem Grußwort.
„Ich war völlig geflasht von den Ergebnissen“
Zu Beginn der Veranstaltung gab es einen Crashkurs, in dem den Teilnehmern die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz vermittelt wurden. Anschließend sollten die Gruppen mithilfe von Coaches Projekte entwickeln. Diese werden am Samstag vorgestellt und die Gewinnerteams ausgezeichnet. Er sei bereits vor einem Jahr bei dem Workshop zu Gast gewesen, erinnerte sich Gotthard: „Ich war völlig geflasht von den Ergebnissen. Der Workshop steht für das, was wir in Bayern sein wollen: das Gründerland Nummer eins in Deutschland.“
Vielleicht auch ein Generationsproblem“
Der Miesbacher Landrat Olaf von Löwis sagte, als Kommunalpolitiker könne man die Sorgen und Ängste der Bevölkerung im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz spüren. Weit verbreitet sei vor allem die Furcht, dass KI eines Tages die Menschen beherrscht. Vielleicht sei es aber auch ein Generationsproblem: „Von meinen drei Enkeln habe ich gelernt, dass man vor KI keine Angst haben muss, man muss sie nur vernünftig einsetzen.“ Man müsse nur 150 Jahre zurückschauen, als die Eisenbahn aufkam: „Damals gab’s eine richtige Hysterie, die Leute haben gesagt, sie werden krank, wenn sie 25 Kilometer pro Stunde schnell fahren.“ Natürlich sei dies nicht eins zu eins übertragbar, aber es gehe wie damals darum, Ängste abzubauen: „Das geht am besten miteinander.“
Handwerk wird weiter Personal verlieren
Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, strich in seinem Grußwort die Bedeutung heraus, die Künstliche Intelligenz schon jetzt im Handwerk hat und noch haben wird. Er habe gerade eben erst an einem Demografie-Kongress teilgenommen, der zu dem Schluss kam, dass das Handwerk weiter Personal verlieren wird. Dem könne man durch Robotik, Künstliche Intelligenz oder Zuwanderung entgegenwirken: „Nur dadurch kann man den Wohlstand stabilisieren und Wohlstandsverlust verhindern.“
Holzbau-Firma arbeitet mit virtueller Realität
Er kenne eine Holzbau-Firma am Chiemsee, deren Mitarbeiter schon jetzt den ganzen Tag mit Brillen arbeiten, die eine virtuelle Realität erzeugen: „Sie sehen bei den Fertigbau-Balken ganz genau, wo sie Schraube anbringen müssen. Das funktioniert wunderbar, schnell und effektiv.“ Handwerksbetriebe könnten die Künstliche Intelligenz auch einsetzen, um die Kunden bei der Planung besser zu beraten. Digitalisierung und Standardisierung sei auch der Schlüssel dazu, die ausufernde Bürokratie einzudämmen, die die Handwerksbetriebe hemmt.
Gespannt auf Workshop-Ideen
Gunnar Grün, Institutsleiter das Fraunhofer-Institut für Bauphysik, verwies darauf, dass schon jetzt Künstliche Intelligenz im Kloster Benediktbeuern eingesetzt wird. So werde zum Beispiel gerade erforscht, wie man neue Fenster-Technologien am besten einbaut, „damit es energetisch einigermaßen sinnvoll ist“. Die Auswertung der Messdaten sei aber bei Weitem nicht das einzige, was Künstliche Intelligenz leisten kann. Auch der Aufbau und die Zusammensetzung der Wände sei ein „klassisches KI-Thema“. Er sei gespannt, welche Ideen bei dem Workshop entstehen.