Die gute Seele vom Brauneck: Trauer um Stefan Obermüller

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Plötzlicher Herztod: Stefan Obermüller wurde nur 63. © privat

Stefan Obermüller, Wirt auf der Stie-Alm, ist vor Kurzem mit 63 Jahren gestorben. Die Anteilnahme für seine Familie ist groß.

Lenggries - Dort, wo er sein ganzes Leben verbrachte, war er dem Himmel schon immer nah. Auf 1500 Metern, wie ein Urgestein in den Felsen vom Brauneck, lebte der Stie-Steffe auf seiner Stie-Alm seinen Traum vom eigenen Paradies. Er war der Abgeschiedenheit stets näher als dem Dorfleben und doch als Lenggrieser Original eine Berühmtheit. Am 23. April ist Stefan Obermüller an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben. Er wurde nur 63 Jahre alt.

Wild, frech und eigensinnig

Doch der Stie-Steffe bleibt als Isarwinkler Legende in den Herzen unsterblich, die Geschichten über ihn leben weiter. Wild, frech und eigensinnig, so kannte man ihn, als leidenschaftlichen Almbauer, geselligen Gastgeber, lustigen Lifterer und verrückten Charakterkopf. Ja, eigentlich war der Stie der König vom Brauneck. Wie ein Blitz schlug daher auch die Todesnachricht vom Berg im Tal ein. Die Anteilnahme war immens – auch in den Sozialen Medien. Denn Obermüller pflegte ein gut besuchtes Facebook-Profil. Seine Plattform für seine Passion: Steinböcke und Gämsen. In den Wildaufnahmen hielt er fest, was ihm in die Wiege gelegt worden ist: die Liebe zu den Bergen und ein tiefes G‘spür für die Natur.

Eine urige Hütte ohne Schickimicki: Die Stie-Alm am Brauneck war für Stefan Obermüller das Paradies.
Eine urige Hütte ohne Schickimicki: Die Stie-Alm am Brauneck war für Stefan Obermüller das Paradies. © privat

Als viertes von fünf Kindern von Maria und Nikolaus Obermüller wuchs er auf dem Ertlhof auf. Dass der Steffe aus der Reihe tanzte, zeichnete sich früh ab. Mit dem Bulldog in die Schule, Parken auf dem Lehrerplatz, auf der Pistenraupe durchs Dorf, oder Skirennen in Lederhosen? Ihm gingen die Scherze nie aus. „Sich unterzuordnen, war nicht seine Natur“, schreibt seine Familie über ihn. Sein Eigensinn war sein Markenzeichen.

Schicksalsschläge in der Familie

Während der Ausbildung zum Mechaniker musste er für vieles Verantwortung übernehmen. Er musste den früh verstorbenen Vater – der am Idealhang einen der ersten Skilifte am Brauneck installiert hatte – ersetzen und später auch den Bruder, der bei einem Unfall ums Leben kam. Der Stie setzte zig Pionier-Ideen um, etwa eine Sprengbahn zur sicheren Lawinensprengung auf der Piste.

Den Winter und das Skifahren liebte Obermüller besonders. Er erzählte oft, wie mit den Pfannkuchen seiner Oma der Gastbetrieb auf der Alm Fahrt aufnahm. Der Steffe baute weiter aus, was seine Vorfahren begonnen hatten. Eine urige Hütte zum Wohlfühlen. Pur und ohne Schickimicki, authentisch wie er selbst.

Jeder wusste: Auf den Steffe ist Verlass

Die Liebe kam dabei nie zu kurz. Er wurde geliebt und er hat geliebt: Mit seiner ersten Frau Evi bekam er drei Kinder: Marianne, Stefan und Rosemarie. Später begleitete ihn seine Partnerin Claudia mit Tochter Nicole. Über 20 Jahre teilte er harte Arbeit, eisige Winter und romantische Sommer mit seiner zweiten Ehefrau Veronika auf dem Brauneck. Die Almkäserei war ihr langgehegter Traum. Nicht ohne Stolz betonte der Steffe oft, der einzige Almkäser Oberbayerns zu sein, und heimste viele Prämierungen ein. Er errichtete sogar seine eigene Schnapsbrennerei, schließlich war der Stie auch Edelbrandsommelier. Überdies legte er einen Kräutergarten in seinem Idyll an. Kein Wunder, dass er als Bergopa ein Magnet für seine neun Enkel war.

Wichtig war ihm auch seine Heimat. Im Sportverein, bei der Feuerwehr, im Skiclub, als Wirtesprecher, bei den Antlaßschützen, den Kaltblutzüchtern, in der Lawinenkommission oder im Jagdverband wusste jeder: Auf den Steffe ist Verlass. Zuletzt unterstützte er sogar das Wissenschaftsprojekt Steinwildumsiedlung auf der Benediktenwand und beobachtete die neuen Schweizer Steinböcke.

Seine Gradheraus-Art zeichnete den Hüttenwirt, der nur zu gern mit seinen Gästen feierte, aus. Der direkte Weg war ihm der liebste. So auch bei seiner „Herz Jesu Kapelle“, die er nach einem Unfall beim Lawinensprengen errichtete – als Dank fürs Überleben. Direkt an den Papst hat er geschrieben, um sich das bereits im Bau befindliche Gotteshaus höchstoffiziell aus dem Vatikan genehmigen zu lassen.

Familie will Betrieb weiterführen

Ähnliche G’schichten gäb‘s noch unzählige. Sie leben in den Erinnerungen an die Seele vom Brauneck weiter. „Und schenken uns ein Leuchten in den Augen, wenn wir seine Nähe am Berg spüren“, sind sich seine Kinder und seine Witwe einig. Aktuell ist die Stie-Alm geschlossen. Die Familie will den Betrieb weiterführen. Voraussichtlich geht es ab Mitte Mai „ganz normal im Sinne vom Steffe weiter“, wie die Familie auf Nachfrage schreibt.

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