„Rettungswagen kommt im Notfall nicht durch“: Märchenwald-Saison startet - das Parkplatz-Chaos auch
Es war ein Chaos mit Ansage: Zum Saisonstart ist Farchet wieder vollgeparkt. Der Wunsch nach einem Parkhaus wird immer lauter. Anwohner klagen über den Verkehr.
Wolfratshausen – Alle Osternester sind gefunden, nach dem Brunch oder Mittagessen geht’s los: Das Wetter am Sonntag ist optimal für einen Familienausflug in den Märchenwald. Um 14 Uhr sind der unbefestigte Parkplatz direkt neben dem Freizeitpark und der große asphaltierte Parkplatz am Isar-Loisach-Sportstadion voll belegt. SUVs mit Münchner, Dachauer, Ebersberger und Fürstenfeldbrucker Kennzeichen kurven die Kräuterstraße entlang auf der Suche nach einer frei werdenden Lücke. In den Seitenstraßen ist jede erlaubte – und auch unerlaubte –Parkmöglichkeit ausgeschöpft. Man sieht Nummernschilder mit HH für Hamburg, EI für Eichstätt, CW für Calw in Baden-Württemberg und MSP für den Main-Spessart-Kreis. Gut, nicht alle Fahrzeuge mögen Besuchern des Märchenwalds gehören, aber der Großteil bestimmt.
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Märchenwald startet wieder in die Saison - das jährliche Parkplatz-Chaos auch
Wer unter dem Chaos leidet, sind ganz klar die Anwohner, die am Feiertag gerne in Ruhe auf der Terrasse Kaffee und Hefezopf genießen würden. Unsere Zeitung sprach mit einigen von ihnen über die Situation und die Pläne von Märchenwald-Inhaber Daniel Diessl, ein Parkdeck für 400 Autos auf dem Stadion-Parkplatz, der der Stadt gehört, zu bauen (wir berichteten).

Parkhaus „könnte Entlastung bringen“ - Einige Anwohner sprechen sich für Diessl-Plan aus
„Das könnte schon ein wenig Entlastung bringen“, glaubt Dagmar Dokoupil. Sie wohnt mit ihrem Partner Michael Kachel an der Krokusstraße, direkt an der Einmündung in die Kräuterstraße. An Spitzentagen, wenn zum Ausflugsverkehr noch ein Fußballspiel oder Turnier des BCF dazukomme, werde es aber auch mit Parkhaus sicher genauso zugehen in den Nebenstraßen wie bisher. „Die Leute sind teilweise so dreist, dass sie vor Einfahrten parken oder Mülltonnen wegschieben, um Platz zu haben“, erzählt Dokoupil. Ihrer Meinung nach gehört der Freizeitpark in ein Industrie- und nicht in ein Wohngebiet. Michael Kachel fände ein dreistöckiges Parkdeck wenig attraktiv. Für ihn bestünde die einzige Lösung darin, in Farchet reine Anliegerstraßen auszuweisen.
Daniela und Josef Wirker aus der etwas abseits gelegenen Anemonenstraße sind nicht ganz so stark von parkenden Pkw betroffen. Trotzdem wünschen sich die beiden ein Parkhaus. „Der Betrieb im Märchenwald hat einfach unglaublich zugenommen in den vergangenen Jahren. Mehr Parkplätze an der Kräuterstraße würden die Situation bestimmt entzerren“, glaubt die Farcheterin. Ihr Ehemann meint, gegen die Falschparker würden regelmäßige Kontrollen helfen.

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Die meisten Autofahrer halten sich an diesem Sonntag an die Verkehrsregeln. Aber es gibt auch welche, die im Halteverbot stehen. Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, beklagt, dass in der schmalen Akeleistraße kein Halteverbot herrsche. „Ein Rettungsfahrzeug kommt da im Notfall nicht mehr durch.“ Ein Parkdeck würde ihrer Meinung nach helfen, den Suchverkehr einzudämmen, der eine ziemliche Belastung für die Anwohner darstelle. Genauso stört die Dame, dass viele Besucher ihren Müll in den Straßen zurückließen.
Zahlen Märchenwald-Gäste für einen Parkplatz: „Ich wäre bereit“, sagt Münchner
Alperen Duran ist mit seiner Frau und den drei Kindern aus München angereist, um den Kleinen an Ostern mit Märchenerzählungen, Achterbahn, Karussells und Rutschen eine Freude zu machen. Er hat Glück: Als der Münchner kurz vor 15 Uhr ankommt, fährt gerade eine andere Familie vom gebührenfreien Parkplatz (bis zu fünf Stunden) am Stadion weg. „Ich wäre bereit, für einen Platz im Parkhaus zu bezahlen“, sagt Duran. „Wenn man eh schon eine längere Fahrt hinter sich hat, mag man vor Ort nicht mehr groß nach einer Parklücke suchen.“

Ein Geschäft würde Daniel Diessl mit dem Parkdeck sicher nicht machen, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. An maximal 100 Tagen im Jahr wäre das dreigeschossige Deck ausgelastet. Über Nacht und im Winter würde es leer stehen. Mit den Parkgebühren würde er wohl gerade einmal die Unterhaltskosten decken können. Doch Diessl möchte unbedingt etwas gegen die für die Anwohner untragbaren Zustände in Farchet unternehmen.
„Gespräche mit der Stadt laufen gut“: Märchenwald-Chef will Parkhaus bauen
Deshalb wäre er bereit, auf dem städtischen Grund auf eigene Kosten ein Parkdeck errichten zu lassen. Seit die rund 300 Stellflächen auf dem Grundstück der Firma Eagle Burgmann wegen Eigenbedarfs weggefallen seien, habe sich die Situation verschlimmert, weiß auch der Märchenwald-Betreiber. Ihm sei klar, dass es einige Zeit dauern würde, bis der Stadtrat den Bebauungsplan geändert hätte und er mit dem Bau beginnen könnte. „Das würde kein Riesenklotz werden, der das Ortsbild verschandelt“, betont Diessl. Und Lärm ginge von einem Parkdeck ebenfalls nicht aus.
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Vor einigen Jahren war der Vorstoß von Franziska und Daniel Diessl für ein Parkhaus gescheitert. Anwohner, Sportler und Stadträte waren damals dagegen. Für die neuen Pläne sieht der Wolfratshauser nun bessere Chancen: „Die Gespräche mit der Stadt laufen gut bis jetzt“.
TANJA LÜHR