Dreckiges Wasser von Baustelle eingeleitet: Massives Fischesterben

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Um einige der Fische zu retten, hatte die Starnberger Feuerwehr den Graben mit Wasserwerfern gespült. © Feuerwehr Starnberg

Das dreckige Wasser einer Baustelle sorgt seit einer Woche für ein massives Fischesterben in einem Laichgebiet nahe der Würm. Weil Vorgaben des Landratsamts missachtet wurden, kommt auf den Verursacher womöglich ein Strafverfahren zu.

Starnberg – Eimerweise hat Paul Halita die toten Fische eingesammelt, die seit Montag vergangener Woche im Truhenseegraben verendet sind. Auch noch an diesem Dienstag, er findet immer wieder welche. Rotfedern, Giebel, Lauben und andere. Insgesamt sind wohl 3000 bis 4000 Tiere gestorben, schätzt der Verwalter der Fischzucht im Mühltal und Vizevorsitzende des Kreis-Fischerei-Vereins. Gerade in ihrer Laichzeit. Und weil jemand Umweltschutz-Vorgaben des Landratsamts missachtete. Der Tatbestand der Strafanzeige wegen Gewässerverunreinigung werde derzeit geprüft, hieß es am Dienstag auf Merkur-Nachfrage aus dem Landratsamt. Halita ist sprachlos, als er das hört: „Was wird da noch geprüft?“, fragt er verärgert. „Die Kiemen sind verklebt, die Fische sind einfach erstickt.“

Der Truhenseegraben fließt im Nordosten Starnbergs in den Galgensee, von dem aus das Wasser wiederum im Leutstettener Moos in die Würm gelangt. Anwohner hatten vorigen Montag Alarm geschlagen, das Wasser des Grabens sei „milchig“. Die Starnberger Feuerwehr fuhr hin, spülte und verdünnte die dreckige Rinne mit zwei Wasserwerfern. Mehrere Tausend Liter pro Minute. Verhindern konnte sie das massive Fischesterben aber nicht. Auch eine Woche später ist das Wasser des Grabens in einem Bereich noch etwas trüb.

Wegen „milchigem Wasser“ im Truhenseegraben hatten Anwohner vergangene Woche Alarm geschlagen. Als Quelle der Verunreinigung stellte sich eine Baustelle heraus.
Wegen „milchigem Wasser“ im Truhenseegraben hatten Anwohner vergangene Woche Alarm geschlagen. Als Quelle der Verunreinigung stellte sich eine Baustelle heraus. © Paul Halita

Auch Polizei, Landratsamt, und das Wasserwirtschaftsamt aus Weilheim inspizierten die Umweltverschmutzung. Eine „nicht ordnungsgemäß betriebene Bauwasserhaltung eines privaten Bauherrn“ habe zum Fischesterben geführt, schreibt Landratsamtssprecherin Barbara Beck auf Nachfrage des Starnberger Merkur. Mit der sogenannten Wasserhaltung werden Baugruben trockengelegt. Laut Beck hatte die Untere Wasserbehörde die Wasserhaltung erlaubt. Nach der Abnahme habe der Bauherr die Anlagen jedoch umgebaut und – entgegen der Erlaubnis – stark verunreinigtes Beton- beziehungsweise Baustellenwasser in den Truhenseegraben eingeleitet. Die Sprecherin bestätigt: „Obwohl die Feuerwehr Starnberg den Truhenseegraben mit Frischwasser gespült hat, kam es mehrere Tage danach noch zum Verenden von Fischen.“ Das Landratsamt habe die Einstellung der Bauwasserhaltung angeordnet und prüfe wie erwähnt eine Strafanzeige.

„Die Befunde der Laboruntersuchungen stehen noch aus“, heißt es vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Weilheim auf Anfrage. Außerdem schreibt Dominikus Findler, Abteilungsleiter für den Landkreis Starnberg: „Aufgrund der laufenden polizeilichen Ermittlungen dürfen wir leider keine genaueren Erläuterungen zu potenziellen Eintragsquellen bzw. Verursachern darreichen.“

Der Starnberger Merkur wurde übrigens erst Tage später vom Kreis-Fischerei-Verein über das Fischesterben informiert. Die Behörden hatten diesbezüglich nichts mitgeteilt. Eine kurze Meldung mit dem allgemeinen Titel „Verunreinigung auf offenem Gewässer“ fand sich lediglich bei der Starnberger Feuerwehr.

Haufenweise tote Fische sammelte der Kreis-Fischerei-Verein ein.
Haufenweise tote Fische sammelte der Kreis-Fischerei-Verein ein. © Paul Halita

Apropos Gewässerverunreinigung: Die vor zwei Wochen im Siebenquellenbach und im Maisinger Bach aufgetauchten Ölschlieren sind weiterhin Gegenstand von Ermittlungen. Woher das Öl stammt, sei nach wie vor unklar, sagt Frank Brosch, stellvertretender Inspektionsleiter der Starnberger Polizei. Findler vom WWA schreibt hierzu: „Die doch mit erheblichem Aufwand verbundenen Abstimmungen und Recherchen zur weiteren Eingrenzung des Eintragsorts laufen derzeit, potenzielle Eintragsquellen werden sukzessive überprüft.“ Die Behörde hatte Proben mit der Öl-Verunreinigung ans Landesamt für Umwelt geschickt. Die Untersuchungsergebnisse liegen aber laut Findler noch nicht vor.

Die Feuerwehren hatten mit Ölsperren in den Bächen und zum Starnberger See Mitte März schnell auf die Umweltverschmutzung reagiert. Am Karfreitag mussten sie dann noch mal sogenannte Ölschlängel einsetzen. Am Seeweg in Possenhofen hatte jemand sein Motorboot betankt, und dabei war Benzin in den See gelangt, wie die Polizei bestätigte.

Im Truhenseegraben rechnet Fischzucht-Verwalter Paul Halita unterdessen mit weiteren Betonwasser-Opfern. Er habe einige geschwächte Fische entdeckt. „Die leben wohl nicht mehr lange.“

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