Creatin gegen Alzheimer: Vom Fitness-Supplement zur geistigen Gesundheit

Kreative Ansätze im Kampf gegen Alzheimer

Die Suche nach wirksamen Therapien gegen Alzheimer stellt die Wissenschaft vor große Herausforderungen. Die Hoffnung ruht seit Jahren auf Ansätzen, die die Bildung der typischen Plaques im Gehirn – genauer gesagt der Amyloid-β-Plaques – verhindern sollen. Doch jetzt eröffnet eine neue Perspektive: Die Unterstützung der Energieversorgung der Gehirnzellen könnte ein entscheidender Faktor sein. Das altbekannte Kreatin, bislang primär als beliebtes Fitness-Supplement für Muskelwachstum und Kraftsteigerung bekannt, rückt plötzlich in den Fokus der Alzheimerforschung.

Über Nils Behrens

Nils Behrens ist der Chief Brand Officer von Sunday Natural und der Host des Gesundheitspodcasts "Healthwise". Zuvor war er über zwölf Jahre als Chief Marketing Officer das Gesicht der Lanserhof Gruppe und Gastgeber des erfolgreichen "Forever Young"-Podcasts. In über 200 Experteninterviews erforschte er Wege zu einem längeren und fitteren Leben. Als Dozent an der Hochschule Fresenius und auf LinkedIn berichtet er regelmäßig über neue Studien im Gesundheitssektor. In seiner Freizeit ist er passionierter Läufer, Triathlet und Radrennfahrer.

Gehirnenergie als neuer Therapieansatz

Warum könnte Kreatin bei Alzheimer hilfreich sein? Das Gehirn benötigt immense Energiemengen, um optimal zu funktionieren. Im Laufe der Erkrankung kämpfen jedoch viele Gehirnzellen mit einer immer schlechter werdenden Energieproduktion. Dieser Energieverlust geht dem Krankheitsverlauf sogar voraus und ist bei Alzheimer-Patienten bereits in frühen Stadien erkennbar. Kreatin wirkt genau hier, indem es als zusätzlicher Energielieferant für die Zellen dient und deren Funktion unterstützt. In Tierversuchen mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass Kreatin diese Energiedefizite zumindest teilweise ausgleichen und so möglicherweise den Aufbau der schädlichen Plaques verhindern könnte.

Was sagen die bisherigen Studien?

Tierversuche sind oft ein erster Schritt, um neue Hypothesen zu testen. Die Forschung mit Alzheimer-Mausmodellen liefert Hinweise darauf, dass Kreatin mehr kann als nur die Muskelzellen zu unterstützen. Zwei Studien haben gezeigt, dass Kreatin dazu beitragen könnte, Energieengpässe im Gehirn zu überbrücken und die Bildung der Alzheimer-typischen Plaques zu verlangsamen. Doch wie realistisch ist eine Übertragung auf den Menschen? Zwar bleibt abzuwarten, ob sich diese Effekte auch in menschlichen Studien bestätigen lassen, doch die Hinweise sind vielversprechend und werfen die Frage auf, ob Kreatin ein größeres therapeutisches Potenzial birgt, als bisher angenommen.

Der „Brain Boost“ durch Kreatin: Mehr als nur Muskeln

Die positiven Effekte von Kreatin beschränken sich nicht nur auf die Muskulatur. In den letzten Jahren haben Studien gezeigt, dass Kreatin auch auf das Gehirn eine anregende Wirkung hat. Es scheint, als könne Kreatin Lern- und Gedächtnisleistungen verbessern und sogar das Risiko für kognitiven Abbau mindern. Diese Effekte rücken das Supplement in ein ganz neues Licht und lassen darauf schließen, dass es ein wertvoller Bestandteil eines gesunden Lebensstils sein könnte – besonders, wenn es um den Erhalt der geistigen Fitness im Alter geht.

Eine „Grundlagen-Supplementierung“ für alle?

Längst ist Kreatin nicht mehr nur bei Kraftsportlern beliebt. Angesichts der wachsenden Erkenntnisse über seine vielfältigen Vorteile, wird Kreatin zunehmend als „Basis-Supplement“ empfohlen. Seine positiven Effekte auf die geistige Gesundheit könnten es für einen breiteren Personenkreis interessant machen. Denn wer möchte nicht sein Gedächtnis und seine kognitiven Fähigkeiten bis ins hohe Alter erhalten? Aktuelle Forschungen deuten darauf hin, dass eine tägliche Dosis von mindestens fünf Gramm Kreatinmonohydrat ideal sein könnte, um die kognitiven Vorteile zu erzielen. Einige Experten vermuten sogar, dass bis zu zehn Gramm die besten Effekte auf das Gehirn zeigen könnten.

Zwischenfazit: Ein Präparat mit Potenzial, aber auch Fragezeichen

Die bisherigen Forschungsergebnisse sind vielversprechend, aber sie stehen noch am Anfang. Kreatin könnte tatsächlich zu einem wichtigen Baustein in der Prävention und vielleicht sogar in der Therapie von Alzheimer werden. Doch bis verlässliche Humanstudien vorliegen, bleibt eine gewisse Zurückhaltung angebracht. Die bisherigen Erkenntnisse sind ein Anreiz, das Thema weiter zu erforschen und auch den Einfluss von Kreatin auf andere neurodegenerative Erkrankungen zu untersuchen.

Ein Ausblick: Kreatin als Puzzlestück im Alzheimer-Kampf?

Wenn sich Kreatin tatsächlich als hilfreiches Mittel zur Unterstützung der Gehirnenergie und damit zur Vorbeugung von Alzheimer herausstellen sollte, könnte dies eine Revolution in der Therapie neurodegenerativer Erkrankungen bedeuten. Denn dann hätte man eine Substanz gefunden, die nicht nur einfach in den Alltag zu integrieren, sondern auch gut verträglich ist. Und das Beste daran? Kreatin ist längst auf dem Markt und in zahlreichen Studien als sicher eingestuft.

Die spannende Frage bleibt, wie sich Kreatin langfristig auf das menschliche Gehirn auswirken kann und ob es einen messbaren Unterschied im Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen machen wird. Die Forschung hierzu steht noch am Anfang, doch das Potenzial ist enorm.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.