Trump nimmt Selenskyj in die Mangel – Experte: „Die völlige Unterwerfung“
Der Staatsbesuch von Wolodymyr Selenskyj in Washington eskaliert. Donald Trump schmeißt den Ukraine-Präsidenten regelrecht aus dem Weißen Haus. Ein Experte erklärt, warum.
Washington - Kein Tag vergeht, an dem der US-Präsident nicht für Aufsehen sorgt: An diesem Freitag (28. Februar) hat Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach einem Streit vor laufenden Kameras im Oval Office geradezu aus dem Weißen Haus geworfen.
Donald Trump schmeißt Wolodymyr Selenskyj raus: In Washington kommt es zum Eklat
Ohne Pressekonferenz. Und ohne gemeinsames Essen, wie es bei solchen Staatsbesuchen eigentlich üblich ist. Es war ein Eklat in Washington, ein Affront gegen das Staatsoberhaupt der Ukraine. Zuvor hatten der 78-jährige Republikaner und sein Vize-Präsident J.D. Vance Selenskyj regelrecht in die Zange genommen und dem Ukrainer vor aller Weltöffentlichkeit vorgeworfen, respektlos und undankbar zu sein.
Viele europäische Spitzenpolitiker sicherten Kiew umgehend ihre Solidarität zu. Aber was bezweckte Trump mit diesem spektakulären Schauspiel? „Wir haben gesehen, was die Politik von Trump zum Ziel hat: Er will die völlige Unterwerfung von Selenskyj und der Ukraine unter ihre Vorstellungen. Der Satz, Selenskyj solle zurückkommen, wenn er Frieden wolle, macht deutlich: Trump will, dass der ukrainische Präsident alle Forderungen der USA akzeptiert“, erklärte Militärexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München laut Focus Online.

Donald Trump legt gegen Wolodymyr Selenskyj nach: Treffen in den USA eskaliert
Nach dem Treffen, das offenbar völlig aus dem Ruder lief, legte Trump gegen Selenskyj nach und schrieb auf seinen Accounts in den Sozialen Medien (siehe Posting unten): „Wir hatten heute ein sehr bedeutungsvolles Treffen im Weißen Haus. Vieles wurde gelernt, das ohne ein Gespräch unter solchem Druck und Feuer niemals verstanden werden könnte. Es ist erstaunlich, was durch Emotionen ans Licht kommt, und ich habe festgestellt, dass Präsident Selenskyj nicht bereit für Frieden ist, wenn Amerika involviert ist, weil er glaubt, dass unsere Beteiligung ihm einen großen Vorteil in den Verhandlungen verschafft. Ich will keinen Vorteil, ich will Frieden. Er hat die Vereinigten Staaten von Amerika in ihrem geschätzten Oval Office nicht respektiert. Er kann zurückkommen, wenn er bereit für Frieden ist.“
Schon im Weißen Haus hatte Trump den ukrainischen Präsidenten förmlich auflassen lassen, als er bei der Begrüßung sagte, Selenskyj habe sich heute aber mal rausgeputzt. Im Oval Office warf er ihm dann vor laufenden Kameras zum Beispiel vor: „Ohne uns wärst du nicht der harte Kerl.“ Und weiter: „Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg.“ Wenn Selenskyj im Ukraine-Krieg nicht bereit für Verhandlungen mit dem russischen Regime von Wladimir Putin sei, „musst du es ausfechten, und das wird nicht schön werden“, sagte Trump seinem Gast harsch ins Gesicht. Er habe „im Moment nicht die richtigen Karten“ und sei „nicht wirklich in einer guten Position“.
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Nach Trump-Affront gegen Selenskyj: Merz versichert der Ukraine die deutsche Unterstützung
Selenskyj sagte in Washington weitere geplante Termine ab und reiste vorzeitig wieder ab. Laut Bild wollte Selenskyj eigentlich die US-Denkfabrik Hudson Institute und ein ukrainisches Kulturzentrum in Washington besuchen. Auch in mancher europäischen Hauptstadt war die Aufregung nach dem denkwürdigen Trump-Auftritt groß. Der wahrscheinlich künftige deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb beim Kurznachrichtendienst X: „Lieber Wolodymyr Selenskyj, wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite. Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.“
Zwischen London, Paris und Berlin wird sich indes beraten, wie mit dem neuerlichen Trump-Eklat umzugehen ist. Der Politikwissenschaftler Christian Mölling von der Bertelsmann Stiftung erklärte am Freitagabend im „heute journal“ des ZDF: „Es ist schon heute so, dass wir nicht mehr auf die USA zählen können.“ (pm)