F-16 Kampfjets zu spät unterwegs in die Ukraine? Militär-Quelle wird deutlich
In den kommenden Monaten sollen endlich F-16-Kampfjets in der Ukraine eintreffen. Russland ist darauf längst vorbereitet – kommen die Flugzeuge zu spät?
Kiew – Die Luftabwehr der Ukraine ist löchrig, doch Unterstützung ist offenbar in Sicht: Noch vor dem Sommer will Dänemark F-16-Kampfjets an die Ukraine liefern. Ursprünglich sollten die Flugzeuge schon zum Jahreswechsel in der Ukraine sein. Russland hatte lange Zeit, sich auf das Eintreffen der F-16 vorzubereiten. Zu lange, heißt es aus den Reihen des ukrainischen Militärs.
Ukrainische Militärs kritisieren die Lieferverzögerung des Westens: „Jede Waffe hat ihre richtige Zeit“
Der Reihe nach: Im Mai vergangenen Jahres kündigten Großbritannien und die Niederlande die Bildung einer „internationalen Koalition“ an. Deren Aufgabe: Die Ausstattung der Ukraine mit Kampfjets des Modells F-16. Neben den Niederlanden gaben auch Belgien, Dänemark und Norwegen Zusagen, die Kampfjets an die Ukraine zu liefern. Der Wendepunkt kam beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima im Mai vergangenen Jahres, als auch US-Präsident Joe Biden sein Go gab. Da die USA die Jets herstellen, mussten sie einer Lieferung zustimmen. Doch rund ein Jahr später lassen die Flugzeuge noch immer auf sich warten.

Die Bedingungen für den Einsatz der F-16 seien noch nicht erfüllt, hieß es im Januar zur Lieferverzögerung aus dem dänischen Verteidigungsministerium. Dabei gehe es etwa um die Ausbildung der ukrainischen Piloten. Um die Maschine einsetzen zu können, müssen auch Mechaniker und anderes Bodenpersonal geschult sein. Offenbar kommt nun Bewegung in die Sache: Ein Dutzend F-16 sollen nach dem Abschluss der Grundausbildung der Piloten in diesem Sommer in der Ukraine einsatzbereit sein.
Aus Sicht ukrainischer Militärs viel zu spät: „Jede Waffe hat ihre richtige Zeit. Die F-16 wurden 2023 gebraucht, 2024 werden sie noch nicht passen“, hieß es von namentlich nicht genannten Militärquellen in einem am Mittwoch (3. April) veröffentlichten Gespräch mit dem US-Magazin Politico. Die Flugzeuge stehen beispielhaft für die oftmals verspätete Lieferung des Westens. „Oft bekommen wir die Waffensysteme nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem wir sie brauchen, sondern erst dann, wenn sie nicht mehr relevant sind“, so die Kritik.
Russland bereitet sich auf ukrainischen Einsatz der F-16-Kampfjets vor: „Kann Nuklearwaffen tragen“
Russland bereitet sich nach Worten von Präsident Wladimir Putin bereits darauf vor, dass die Ukraine bald die ersten F-16-Kampfflugzeuge aus US-Produktion einsetzen könnte. Eine Wende erwartet der Kremlchef durch die Kampfjets nicht: „Wir werden ihre Flugzeuge genauso zerstören, wie wir jetzt ihre Panzer, Panzerfahrzeuge und andere Technik wie Mehrfachraketenwerfer zerstören.“ Obwohl die Ukraine über keine Nuklearwaffen verfügt – Kiew gab sie im Jahr 1994 an Russland ab – betonte Putin die potenzielle Fähigkeit der F-16, Atomwaffen zu tragen. Darauf werde Russland sich bei seiner militärischen Planung einstellen, sagte der Kremlchef vergangene Woche.
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Dass der Westen so lange mit der Lieferung brauchte, habe Russland die Möglichkeit gegeben, sein Luftverteidigungsnetz zu optimieren, hieß es aus ukrainischen Militärkreisen im Gespräch mit Politico weiter. Demnach habe Russland bereits berechnet, wo die S-400 Raketen- und Radarsystem am besten stationiert werden sollten, um die F-16 von den Frontlinien und den logistischen Zentren Russlands möglichst effektiv fernzuhalten. Würden westliche Lieferungen hingegen rechtzeitig eintreffen, könnte die Ukraine die russischen Streitkräfte erheblich schwächen, so die Generäle weiter.
Weitere Herausforderungen bei der F-16: Material, Wetterbedingungen und Flugplätze
Der Zeitplan der F-16-Lieferung hänge auch von Faktoren wie dem Material und Wetterbedingungen ab, hieß es zuletzt aus dem dänischen Verteidigungsministerium. Laut Experten spielen auch Munition, Ersatzteile und physische Bedingungen auf den Flugplätzen eine Rolle. Zum Hintergrund: Anders als das Kampfflugzeug Mig-29 verfügt die F-16 nicht über eine Abdeckung, die das Ansaugen von Kleinteilen wie Steinen verhindert. Während die Mig-29 in der Ukraine etwa auch auf herkömmlichen, größeren Straßen landen kann, sind für die F-16 lange und saubere Landebahnen notwendig. Gleichzeitig müssen die Ukrainer die Flugzeuge so stationieren, dass die russische Armee ihre Position möglichst nicht aufklären kann.
Doch auch, wenn die F-16 bald endlich in der Ukraine ankommt: Militärexperten betonen immer wieder, dass es im Krieg keine Wunderwaffen gibt. Entscheidend ist vielmehr das Gefecht der verbundenen Waffen, also die Kombination und der gemeinsame Einsatz verschiedener Waffentypen. Derzeit stehen Kiews Truppen unter Druck, die Munition ist knapp. Angaben der ukrainischen Militärs zufolge wären vier Millionen Schuss Artilleriemunition und zwei Millionen Drohnen nötig. Zudem fehlt es an Personal und ausreichend Luftabwehr. Wie lange die Ukraine ihren Abwehrkampf weiterführen kann, hängt entscheidend von der militärischen Unterstützung der USA ab.