Secret Service unter Druck: Zeuge zeigte vor Trump-Attentat minutenlang auf den Schützen
Nach dem Attentat auf Donald Trump wächst der Druck auf den Secret Service. Ein Augenzeuge will die Sicherheitskräfte Minuten vor den Schüssen auf den Täter hingewiesen haben.
Butler – Nach dem versuchten Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump stehen vor allem zwei offene Fragen im Mittelpunkt der Ermittlungen: Welches Motiv hatte der mutmaßliche Täter und wie hat der 20-Jährige es überhaupt geschafft, sich der Wahlkampfveranstaltung mit einem Sturmgewehr zu nähern? Vor allem Mitglieder der Republikaner werfen dem Secret Service und den Sicherheitsbehörden Versagen vor. Ein Augenzeuge will den Täter bereits Minuten vor den Schüssen entdeckt und die Polizei informiert haben – dennoch konnte der Anschlag nicht verhindert werden.
Augenzeuge will vor Attentat auf Trump minutenlang auf den Schützen gezeigt habe
Der Augenzeuge sagte in einem Interview mit der britischen BBC, dass er und seine Freunde den Attentäter entdeckt hatten, als dieser auf einem Dach in Stellung ging. „Wir haben auf den Typen gezeigt, als er das Dach hochgekrabbelt ist“, erzählte der Mann. „Er hatte ein Gewehr. Wir konnten ganz klar sehen, dass er ein Gewehr hatte.“ Die Sicherheitsbehörden – vor allem die örtliche Polizei und der für den Schutz des Präsidenten zuständige Secret Service, hätten jedoch nicht auf seine Warnungen reagiert.
Der Augenzeuge erklärte in dem BBC-Interview, wie er die Vorgänge erlebt hatte. Er habe mit seinen Freunden eine Party auf einer Farm in der Nähe des Veranstaltungsorts gefeiert. Als Trump seine Rede begann, seien sie zu einem Ort nahe einem Feld gegangen, von wo aus sie die Rede des Ex-Präsidenten hören konnten. Der Mann selbst scheint ein Anhänger von Trump zu sein und trug während des Interviews eine Mütze mit der Aufschrift „Trump 2024“.
Kritik an Secret Service nach Trump-Attentat – „Warum haben sie ihn noch nicht von der Bühne gebracht?“
Von ihrer Position während der Rede hätte die Gruppe schließlich erkannt, wie ein Mann mit Gewehr etwa 15 Meter entfernt von ihnen auf einem Dach herumkrabbelte und versucht, die Polizei zu informieren. „Hey Man, da ist ein Mann mit einem Gewehr auf dem Dach“, will er den Polizeibeamten vor Ort zugerufen haben. „Ich stand da und habe auf ihn gezeigt – zwei bis drei Minuten lang.“ Nach eigenen Angaben hatte er während des Vorgans auch immer wieder Blickkontakt mit den Scharfschützen des Secret Service.
„Ich habe mich nur gefragt: Warum spricht Trump immer noch? Warum haben sie ihn noch nicht von der Bühne gebracht?“, führte der Augenzeuge weiter aus – kurz darauf seien fünf Schüsse gefallen. Auch wenn die Aussagen des Mannes nicht final auf ihre Korrektheit überprüft werden können, passt die Beschreibung zu dem, was mittlerweile über den Anschlag bekannt ist. Attentäter Thomas Matthew Crooks trug helle Camouflage-Kleidung und lag auf einem weißen Dach – wie es der Augenzeuge der BBC erzählte.
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Schütze hatte mehrere Minuten Zeit: Augenzeuge übt nach Trump-Attentat Kritik am Secret Service
Unklar ist weiterhin, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte. Auf den Wahlkampfveranstaltungen in den USA herrschen in der Regel höchste Sicherheitsvorkehrungen. Vor allem, wenn wie in diesem Fall ein ehemaliger Präsident spricht, der auch nach seiner Amtszeit noch vom Secret Service geschützt wird. „Es befinden sich nur eine paar Gebäude hier in der Gegend. Warum hat der Secret Service nicht auf jedem einzelnen Dach Position bezogen?“, fragte sich auch der Augenzeuge. Der ganze Vorgang habe immerhin mehrere Minuten gedauert – die Sicherheitsleuten hätten somit genug Zeit zum Reagieren gehabt.
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Die Reaktion des Secret Service folgte jedoch erst, nachdem der Attentäter bereits mehrere Schüsse abgegeben hatte. Ein Scharfschütze tötete den Attentäter mit einem gezielten Schuss. Eine von Crooks abgegebene Kugel streifte Trump am Ohr und verursachte eine blutende Wunde. Weitere Kugeln verletzten einen 50-jährigen Zuschauer tödlich und zwei weitere Zuschauer schwer.
Secret Service nach Trump-Attentat unter Druck
Nach dem versuchten Mordanschlag auf Trump steht die Behörde jetzt unter Druck. So wies sie Vorwürfe als „absolut falsch“ zurück, sie habe im Vorfeld von Trumps Auftritt im US-Bundesstaat Pennsylvania dem Ex-Präsidenten zusätzlichen Schutz verweigert. Der Secret Service habe vielmehr angesichts des erhöhten Tempos von Reisen im Wahlkampf „zusätzliche Schutzmaßnahmen“ ergriffen, erklärte Behördensprecher Anthony Guglielmi, am Sonntag im Onlinedienst X. Die Frage, wie es dem Attentäter dennoch gelingen konnte, eine freie Schussbahn auf Trump zu erhalten, bleibt jedoch weiterhin offen. (fd)