Stadt kündigt Mütterzentrum die Räume - ohne Alternative droht das Aus

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Suche nach neuen Räumen: Alexandra Wielander (l.) und Jasmin Moneer (r.) vom „Treffpunkt Familienkosmos“, auch bekannt als Mütterzentrum; im Bild mit Angela Haslinger (Mitte), die bei der Stadt Penzberg für die Koordination der Betreuungseinrichtungen zuständig ist. © Wolfgang Schörner

Die Stadt Penzberg hat dem „Treffpunkt Familienkosmos“, besser bekannt als Mütterzentrum, die Räume an der Winterstraße gekündigt. Sie werden für den Hort benötigt. Das Mütterzentrum sucht händeringend neue Räume. Gelingt das nicht, wäre dies das Ende einer Einrichtung, die es seit 31 Jahren in Penzberg gibt.

Eigentümer des Gebäudes an der Winterstraße gleich neben dem AWO-Kinderhort ist der Arbeiterjugendpflegeverein. Die Stadt Penzberg hat das Nutzungsrecht für soziale Zwecke. Sie kündigte nun dem Penzberger „Treffpunkt Familienzentrum“, dem ehemaligen Mütterzentrum, die Räume zum 30. August 2025. Der Platz soll für den AWO-Kinderhort genutzt werden, der dort im ersten Stock bereits einen Raum hat. Die Kündigung erhielt die Einrichtung Ende Februar. Jetzt sucht sie nach einer Alternative.

Völlig überraschend kam die Kündigung nicht. Sowohl Stadt als auch die Familienkosmos-Vorsitzenden Alexandra Wielander und Jasmin Moneer bestätigen, dass schon länger darüber gesprochen wurde. Überraschend sei die Kündigung aber deshalb, erklärt Moneer, weil man glaubte, bis 2026 Zeit zu haben. Die Kündigung bis 31. August 2025 bedeute, dass man deutlich stärker unter Druck stehe, so Wielander.

Von Streitigkeiten weit entfernt

Von Streitigkeiten sind beide Seiten allerdings weit entfernt. Das zeigte sich schon daran, dass die „Familienkosmos“-Vorsitzenden am Dienstagnachmittag auch Angela Haslinger, bei der Stadt für die Koordination der Betreuungseinrichtungen, und Thomas Kapfer, Pressesprecher der Stadt Penzberg, zum Pressegespräch hinzugebeten hatte. Haslinger und Kapfer erklärten, dass das Mütterzentrum ein wichtiger Bestandteil der sozialen Landschaft in Penzberg sei, man aber abwägen musste zwischen der freiwilligen Aufgabe und der Pflichtaufgabe, zumal ab 2026 ein Recht auf Hortplätze besteht. Sie sagten zugleich Unterstützung bei der Suche zu. Es habe bereits konkrete Vorschläge gegeben, hieß es. Die städtischen Liegenschaften seien ebenfalls abgeklopft worden. Offenbar ohne Ergebnis.

Suche nach neuen Räume „mit voller Kraft“

„Wir wollen möglichst viele Leute erreichen, vielleicht hat jemand etwas oder kennt jemanden“, beschrieb Moneer am Dienstag das Ziel des Pressegesprächs. Maximal vier Wochen gibt sich der „Familienkosmos“, um Angebote für Räume in Penzberg und Umgebung zu sammeln. Deutlich über 100 Quadratmeter seien nötig, barrierearm, dazu Sanitäranlagen und Anschlüsse für eine Küche. Ideal wäre auch ein Garten. „Wir verfolgen das mit voller Kraft“, so Wielander. Wenn es aber nicht klappt, würde es nach 30 Jahren nicht weitergehen, so ehrlich müsse man sein, fügte sie an.

Ein Problem für den ehrenamtlich als Verein betriebenen „Familienkosmos“ ist die Finanzierung einer neuen Unterkunft. Bislang musste die Einrichtung keine Miete zahlen, nur die Nebenkosten. Dies stellte quasi eine Förderung durch die Stadt dar. Sie könne nur auf aktive Unterstützung der Stadt hoffen, sagte Wielander, sie wisse aber um die prekäre Haushaltslage der Stadt. Ein weiteres Problem: Stellt die Stadt ihre finanzielle Förderung ein, die bisher über die Mietkostenfreiheit lief, streicht das „Zentrum Bayern Familie und Soziales“, der Hauptförderer, seine „überlebenswichtige Förderung“.

Mütterzentrum gibt es seit 31 Jahren

Seit 31 Jahren besteht das Mütterzentrum, heute „Familienkosmos“. Seit 1996 befindet es sich an der Winterstraße. Es sei ein Ort, so Moneer, an dem junge Eltern aufgefangen, unterstützt und gestärkt werden, ein Treffpunkt, an dem sie Netzwerke knüpfen, gerade auch junge Familien, die wegen der Arbeit nach Penzberg gezogen sind und bei denen die Großeltern weit entfernt wohnen. Die Kernangebote seien meist kostenlos.

Aktuell hat die Einrichtung acht Spielgruppen, zwei offene Cafés (ein drittes ist geplant) sowie offene Treffs für Alleinerziehende, Eltern mit Mehrlingen, Schwangere und eine Tanzgruppe. Auch Sport mit Kindern und anderes mehr gibt es. Der „Familienkosmos“ bietet zudem Eltern, die sich beruflich selbstständig machen wollen, Unterstützung. Konservativ gerechnet wird der „Treffpunkt Familienkosmos“ laut Moneer von über 100 Erwachsenen in der Woche besucht, die Kinder nicht eingerechnet.

Wer Räume vermietet oder Hinweise geben kann, wendet sich an den Familienkosmos-Vorstand über www.treffpunkt-familienkosmos.de (weiter über Kontakt/Vorstand zum Kontaktformular).

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