Historische Villa und neuer Wohnraum: Ein zukunftsweisendes Projekt in Dachau-Ost

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Die alte Geheimrat-Stoß- beziehungsweise spätere Dorner-Villa, im Jahr 1860 erbaut, ist heute nur schwer zugänglich. Doch die Eigentümer wollen das Areal, das unter der Adresse Pollnstraße 1 firmiert, bald umfassend bebauen. © Norbert Habschied

Das neue Wohngebiet rund um die denkmalgeschützte Geheimrat-Stoß-Villa in Dachau-Ost hat seine nächste planungsrechtliche Hürde genommen. Der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats billigte einen ersten Vorentwurf, der den Bau von 83 Wohneinheiten und einer großen Kita vorsieht.

Dachau – Noch ist das rund 1,14 Hektar große Grundstück an der Pollnstraße 1 in Dachau-Ost eine grüne Oase. Hinter der verfallenen und unter Denkmalschutz stehenden Villa, die vor rund 160 Jahren erbaut worden war, erstreckt sich eine riesige, idyllisch am Pollnbach gelegene Gartenanlage. Kein Wunder, dass es den Stadträten vor knapp vier Jahren schwer gefallen war, den Besitzern des Areals – das von der Pollnstraße, dem Kindergarten St. Peter, der Wilhelm-Leibl-, Otto-Wirsching- und Johann-Ziegler-Straße begrenzt wird – die Erlaubnis zu geben, das Grundstück zu verwerten.

Investor will alte Villa erhalten und Wohnanlage

Der Plan des Investors war dabei immer klar: die alte Villa umfassend zu restaurieren und den bislang unberührten Park mit einer Wohnanlage zu bebauen. Die Stadt hatte diesem Plan im Sommer 2019 zähneknirschend zugestimmt, allerdings unter Bedingungen. Diese sehen zum einen vor, dass ein Teil der Wohnungen nach den Dachauer Grundsätzen der sozialgerechten Bodennutzung gebaut wird, sprich: sich auch Menschen mit niedrigem Einkommen dort einmieten können.

Es entsteht ein kleiner Quartierspark

Und zweitens soll es einen Grundstückstausch geben, der beiden Seiten – den Eigentümern, als auch der Stadt – eine bessere Nutzung der Fläche ermöglicht. Demnach sollen die Bauherren die der Stadt gehörende Fläche bekommen, auf der heute der Pfarrkindergarten St. Peter steht; im Gegenzug erhält die Stadt die nordwestlich daran angrenzende Fläche, wo der Kindergarten – größer und moderner – neu gebaut werden soll. Drum herum soll ein kleiner Quartierspark, wie es neudeutsch heißt, angelegt werden, der über ebenfalls neu zu schaffende Wegeverbindungen möglichst vielen Dachauern offen stehen soll.

Der Bauherr hatte diesen Bedingungen zugestimmt und zugesichert, dass er möglichst viel vom Park erhalten wolle und zudem qualitätsvoll bauen werde. Oberbürgermeister Florian Hartmann hatte das Ziel der Stadt in 2019 so formuliert: Es sollten keine „flach dahin gegossenen Häusl werden“. Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky hatte gemahnt: „Wir wollen nicht völlig identitätslos in die Zukunft schauen.“

Stadträte loben das Projekt

Die nun vorgelegten Entwürfe scheinen diese Vorgabe zu erfüllen, da ihnen der Bau- und Planungsausschuss in seiner Sitzung am Dienstag vorbehaltlos zustimmte. Anke Drexler (SPD) nannte die aktuelle Planung gar „sehr schön gestaltet“. Es entstehe „ein Gebiet mit hoher Lebensqualität“!

Diese Lebensqualität sieht nun so aus, dass im Westen des Areals, wo jetzt noch der katholische Kindergarten St. Peter betrieben wird, die Wohngebäude entstehen. Fünf Baukörper mit drei bis fünf Geschossen sind vorgesehen, wobei ein Baukörper ausschließlich den städtischen und damit geförderten Wohnungen zur Verfügung stehen soll. Insgesamt will der Investor 83 Wohnungen in der Anlage bauen.

Kita mit acht bis zehn Gruppen geplant

Die künftige – im Vergleich zur jetzigen Einrichtung vergrößerte – Kita, die laut OB Hartmann künftig Krippen- und Kindergartenkinder in acht bis zehn Gruppen betreuen soll, findet sich dann im Norden des Areals wider. Ob die Stadt diese neue Kita selbst betreiben wird oder weiterhin die katholische Kirche, ist noch offen. Sicher ist: Die alte Villa als Baudenkmal im Osten bleibt an ihrer angestammten Stelle.

Auch der alte, laut Bauverwaltung „hochwertige waldartige Gehölzgürtel mit alten einheimischen Baumarten“ soll weitestgehend erhalten werden, ebenso wie der ehemalige Bachlauf.

Wohngebiet soll möglichst autofrei werden

Die verkehrliche Erschließung des Baugebiets ist über die Johann-Ziegler-, Otto-Wirsching- und die Wilhelm-Leibl-Straße vorgesehen. Wobei laut Stadtverwaltung das Wohngebiet „möglichst autofrei“ werden soll, was bedeutet: Die Parkplätze werden in Tiefgaragen unter der Wohnbebauung untergebracht.

Um alle steuerrechtlichen Fallstricke zu umgehen, wird die Stadt auch genau darauf achten, dass die Zufahrten zu den Parkplätzen der geförderten Wohnungen getrennt von denen des frei finanzierten Wohnungsbaus verlaufen.

Zur Erinnerung: Am Amperweg betreibt die Stadt in einem Gebäude eine Kita und vermietet darüber, über die Stadtbau GmbH, Wohnungen. Der Bau einer gemeinsamen Tiefgarage, die von Kita-Mitarbeitern und Bewohnern genutzt werden sollte, war laut OB Hartmann zum „Bürokratie-Wahnsinn“ geworden. Grund: Eine Garage durfte nicht zwei Eigentümer – Stadt und Stadtbau – haben. Das Bauprojekt wurde dadurch massiv verkompliziert (wir berichteten). Hartmann betonte am Dienstag, aus diesen alten Fehlern gelernt zu haben. Auch Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky war überzeugt, dass an der Pollnstraße 1 „keine größeren Störungen zu erwarten sind“.

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