Schaufenster bei Modegeschäft in Altstadt sorgt für Diskussionen: Umbau entspricht nicht den Vorgaben

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Entspricht nicht dem Gestaltungsleitfaden der Stadt: Das umgebaute Haus Marktstraße 16 mit dem bis zum Boden durchgehenden Schaufenster. © cs

Ein Schaufenster im Modegeschäft „Street One“ ist bis zum Boden durchgezogen: Der Tölzer Bauausschuss lehnt diesen Umbau am Marktstraßen-Haus ab.

Bad Tölz – Vor ziemlich genau zwei Jahren hat der Tölzer Stadtrat nach vielen Diskussionen und Beratungen einen Gestaltungsleitfaden für die historische Altstadt beschlossen. Auf Seite 24 findet man folgende Passage: „Schaufenster sind nur im Erdgeschoss zulässig, Eckschaufenster sind unzulässig. Eine massive Sockelzone muss erhalten bleiben.“

Schaufenster bis zum Boden durchgezogen

Genau dieser Satz war der Hintergrund einer Diskussion, der in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag bei der Behandlung von zwei Bauanträgen für die Altstadt eine wesentliche Rolle spielte. In der Marktstraße 16, wo bis Februar des Jahres die Parfümerieabteilung Müller untergebracht war, ist nun das Modegeschäft „Street One“ eingezogen. Nach einem Umbau, bei dem die Fassade durch eine Holzverschalung sehr lange nicht sichtbar war, ist nun ein Schaufenster bis zum Boden durchgezogen.

Historischer Charakter der Marktstraße würde ein Stück ausgehöhlt

Es gibt bereits einige Ausreißer in der Marktstraße, doch dieser Fall wäre der erste nach dem Gestaltungsleitfaden und damit ein Bezugsfall. Der historische Charakter der Marktstraße, der sich mit dem Einzug von Filialisten und Corporate Identity langsam wandelt, würde erneut ein Stück ausgehöhlt.

Gestaltungsleitfaden der Stadt wird nicht eingehalten

Gesagt wurde das in der Ausschusssitzung von der Verwaltung nur verklausuliert, obwohl sich inzwischen auch Landesamt für Denkmalpflege, Kreisheimatpfleger Thomas Lauer sowie Historischer Verein mit dem Fall befassten. In einem ans Landratsamt weitergeleiteten Brief hat der Historische Verein moniert, dass der vom Verein mit erarbeitete historische Gestaltungsleitfaden der Stadt nicht eingehalten worden sei. Der fehlende Steinsockel sei ein für die Marktstraße prägendes Charakteristikum.

In Speicher und Lager ohne Erlaubnis drei Wohnungen eingebaut

Der zweiteilige Bauantrag hatte es auch ansonsten in sich: Für Kopfschütteln sorgte etwa bei Julia Dostthaler (CSU), dass das Landratsamt 34 Jahre nach der Baugenehmigung feststellte, dass in Speicher und Lager ohne Erlaubnis drei Wohnungen eingebaut worden waren. Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) war die erstaunte Nachfrage Dostthalers sichtlich unangenehm. „Das ist nicht unser Thema. Das ist Sache des Landratsamtes.“

Wohnungen ändern Brandschutzbestimmungen

Immerhin ändern sich mit den Wohnungen auch die Brandschutzbestimmungen und die Gebäudeklasse. Diese Tektur wurde abgelehnt, weil auch die Abwasserbeseitigung des Hauses nicht gesichert ist. Das Haus ist laut Stadtbaumeister Florian Ernst nicht an den 1964 verlegten Mischwasserkanal angeschlossen und entsorgt wohl mit mündlicher Vereinbarung über das Nachbaranwesen Lenggrieser Straße.

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Ernst wies mehrfach darauf hin, dass eine Genehmigung der Tektur auch die veränderte Fassade einschließen würde. Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG) griff das dann auf und forderte unmissverständlich, dass abgelehnt und dann die Fassade entsprechend des Gestaltungsleitfadens angepasst werde.

Nachlegalisierung der drei Wohnungen bekommt keine Zustimmung

Auch die Nachlegalisierung der drei Wohnungen bekam im Bauausschuss wegen der fehlenden Erschließung keine Zustimmung. Richard Hoch (Grüne), der sich über die Nachverdichtung eigentlich freute, wollte wissen, ob man die Abwasserbeseitigung wirklich grundbuchmäßig sichern müsse. Jeder Bauherr müsse dies rechtlich sichern, stellte Mehner klar. Hoch bat auch darum, dass auf das Thema Brandschutz geschaut werde. Nicht, dass am Ende das Kanalthema abgearbeitet sei und dann eine Brandschutztreppe fehle.

Stellplätze müssen mit jeweils 10 000 Euro abgelöste werden

Es ging schließlich auch um Stellplätze. Drei nun offiziell bekannte Wohnungen erfordern laut Stellplatzschlüssel vier weitere Kfz-Stellplätze. Die können in der Altstadt natürlich nicht nachgewiesen werden und müssten laut Ernst mit jeweils 10000 Euro abgelöst werden.

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