F-16-Kampfjets fliegen im Ukraine-Krieg unter dem Radar – „Nicht wettbewerbsfähig“
Die ukrainische Luftwaffe konnte mit den langersehnten F-16 kaum Erfolge erzielen. Laut Experten nützen die Kampfjets hauptsächlich der Luftverteidigung.
Kiew – Die Ukraine hatte mit großer Hoffnung auf Erfolge lange auf die Lieferungen der F-16 im Ukraine-Krieg gewartet – im Sommer war es so weit. Anfängliche Zweifel daran, dass die Jets den Krieg entscheidend verändern können, bleiben bestehen. Nachdem ein Kampfjet in der Ukraine abgestürzt ist, wurden Stimmen von Kritikern lauter. Doch defensiv sollen die F-16 ihren Nutzen haben.
„Nicht so wettbewerbsfähig“: F-16-Kampfjets fliegen im Ukraine-Krieg unter dem Radar
Der frühere ukrainische Verteidigungsminister Andrij Sahorodnjuk erklärte gegenüber Newsweek, dass die derzeitige F-16-Flotte der Ukraine im Vergleich zu den russischen Kampfflugzeugen „vielleicht nicht so groß und wettbewerbsfähig“ sei. „Um Russland effektiv entgegenzutreten, braucht die Ukraine konkurrenzfähige Kampfflugzeuge“, betonte er. „Ohne Luftstreitkräfte können wir keine wirkungsvolle Strategie oder Kampfpläne gegen Russland entwickeln.“ Ein zentraler Punkt sei dabei der Übergang der Ukraine auf Nato-Waffensysteme, fügte Sahorodnjuk hinzu.
Möglicherweise sei es für einen Einsatz der Jets noch zu früh, vermutet der pensionierte Air Marshal Greg Bagwell, ehemals ein hochrangiger Kommandant der britischen Royal Air Force. Die Ukraine verfolge wohl einen „vorsichtigen Ansatz“, was nachvollziehbar sei, da sie wisse, dass die Jets zum Angriffsziel werden könnten, sagte Bagwell im Gespräch mit dem Nachrichtenportal.

„Vier bis fünf Jahre“: Piloten in der Ukraine brauchen jahrelange Ausbildung für F-16
Das Problem sei laut US-Militärs, dass es eine jahrelange Ausbildung benötige, um F-16 effektiv einsetzen zu können, berichtete der britische Guardian. General James B. Hecker, der Kommandeur der US-Luftstreitkräfte in Europa, warnte bereits im August vergangenen Jahres vor überstürzter Erfolgseinschätzungen. Gegenüber Le Monde sagte er: „Man kann einige Waffensysteme ziemlich schnell beherrschen, aber bei solchen wie der F-16 dauert es länger. Es kann vier oder fünf Jahre dauern, bis einige Staffeln einen ausreichend hohen Bereitschaftszustand erreicht haben.“
„Unspektakulär, aber nützlich“: F-16 dienen der Ukraine zur Verteidigung vor Drohnen und Co. aus Russland
Wegen der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit sei der Umgang mit den F-16-Jets besonders wichtig. „Eine kleine Anzahl von Flugzeugen wird nicht sofort einen großen Unterschied machen, selbst wenn sie eine Reihe von Lenkwaffen tragen, und sie müssen umsichtig eingesetzt werden“, erklärte David Jordan, Dozent für Verteidigungsstudien und Co-Direktor des Freeman Air and Space Institute am King’s College in London gegenüber Newsweek.
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In den letzten Wochen seien die ukrainischen F-16 hauptsächlich zur Luftverteidigung gegen Russland eingesetzt worden. Die F-16 hätten dabei einen „zwar unspektakulären, aber sehr nützlichen Beitrag“ geleistet, so der Experte. Es sei sinnvoll, die wenigen verfügbaren F-16 zum Schutz vor Drohnen- und Raketenangriffen zu nutzen, während die Ukraine auf weitere Lieferungen warte und die Piloten sich an die neuen Jets gewöhnten. Jordan betonte: „Das ist kein Zeichen von Zaghaftigkeit, sondern eine sehr vernünftige Entscheidung, während man darauf wartet, dass die Truppenstärke aufgestockt wird.“
Möglicher erster Erfolg: Ukrainischer F-16 soll russischen Jagdbomber abgeschossen haben
Erst kürzlich soll es einem ukrainischen Piloten eines F-16 gelungen sein, einen Su-34-Jagdbomber aus Russland abzuschießen, wie Forbes berichtete. Erste Informationen stammten von einem russischen Militärblogger mit Beziehungen zur russischen Luftwaffe. Vom Kreml gab es bisher keine offizielle Stellungnahme. Prorussische Militärblogger äußerten jedoch ihre Bedenken vor weiteren Verlusten durch F-16. (hk)