Perfide Taktik im Ukraine-Krieg: Russland jagt mit Drohnen ukrainische Zivilisten

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Drohnenangriffe im Ukraine-Krieg: Russland jagt in Cherson ukrainische Zivilisten (Archivbild) © IMAGO/Alexei Konovalov

Der Fluss Dnipro schützt Cherson zwar vor einer umfassenden russischen Offensive – nicht aber vor Drohnen. In der Stadt terrorisieren Putins Einheiten Zivilisten.

Cherson – Seit Juli ist es in der ukrainischen Stadt Cherson zu Tausenden Angriffen auf Zivilistinnen und Zivilisten gekommen. Die Stadt sei von russischen Drohnen „überschwemmt“ heißt es in einem Bericht des britischen Zeitung The Guardian – genauer gesagt von kleinen zivilen Kampfdrohnen. Die Drohnen seien für den Transport von Sprengstoff ausgelegt. 24 Zivilisten seien bereits bei Angriffen getötet worden, Hunderte verletzt. Die Berichte über die Attacken auf die Zivilbevölkerung häufen sich.

Drohnenangriffe im Ukraine-Krieg: Russland terrorisiert Zivilbevölkerung in Cherson – „Menschensafari“

In einem CNN-Bericht heißt es, nur bei starkem Regen sei es den Menschen in der Stadt an der Front möglich, sich ohne Verfolgung der russischen Drohnen frei zu bewegen. Besonders seit Beginn es Herbstes sollen die Angriffe auf Passanten, Autos und Krankenwagen zugenommen haben.

Zuletzt meldete die Nachrichtenagentur Ukrinform am Montag (21. Oktober), dass bei einem Drohnenangriff auf ein Auto ein 61 Jahre alter Mann verletzt worden sei – eine Woche zuvor ein 18-Jähriger. Die Onlinezeitung Kyiv Independent berichtete Anfang Oktober ebenso von einer Häufung der Angriffe. Einheimische nennen die Strategie der russischen Streitkräfte demzufolge „Menschensafari“. Auch ältere Menschen und Kinder sollen Opfer der russischen Drohnen-Angriffe geworden sein.

Russische Strategie im Ukraine-Krieg: „Taktik der hybriden Kriegsführung“

Die Großstadt Cherson im Süden der Ukraine fiel nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 bereits im März 2022 als erste ukrainische Stadt unter russische Besatzung. Acht Monate später befreite die Ukraine die Stadt. Nach wie vor ist Cherson im Ukraine-Krieg stark umkämpft. Mittlerweile leben in der Stadt im Süden der Ukraine von den zuvor 290.000 Menschen nur noch etwa 30 bis 40.000. Dass der Fluss Dnipro die Frontlinie in der Region bildet, hat Russland eine umfassende Offensive verwehrt.

Die Drohnen können durch ihre Reichweite dennoch eingesetzt werden. „Dies ist eine systematische, gut geplante Operation zur Zerstörung des zivilen Lebens in Cherson“, sagte Serhii Kuzan, Vorsitzender der Denkfabrik „Ukrainisches Zentrum für Sicherheit und Zusammenarbeit“ und ehemaliger Berater des ukrainischen Verteidigungsministeriums gegenüber dem Guardian. Mit dieser „Taktik der hybriden Kriegsführung“ wolle Russland „die Zivilbevölkerung vernichten, damit die Zentralregierung entweder verhandelt oder kapituliert“.

Putins Soldaten prahlen mit Drohnen und Angriffen in Cherson – „die Jagd hat begonnen“

„Drohnen sind für Cherson eine echte Belastung. Jeder ist ein Ziel“, sagte Oleksandr Prokudin, der Leiter der Militärverwaltung des Oblast Cherson Anfang Oktober gegenüber Kyiv Independent. Demzufolge habe es im Juli und August täglich 100 Drohnenangriffe gegeben. Seit Beginn des Herbstes seien die Zahlen stark gestiegen. Auf Social-Media-Plattformen „prahlen russische Soldaten offen damit, dass ihr Ziel alles und jeder ist, der sich bewegt“, so der Guardian. „Die Jagd hat begonnen“, heißt es demnach in einem Telegram-Beitrag unter einem Satellitenbild.

Die ukrainischen Streitkräfte sowie lokale Behörden sollen bereits Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Im September sollen Behörden der Stadt 195.000 US-Dollar für die Verbesserung der ukrainischen Verteidigungsanlagen bereitgestellt haben. (pav)

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