Putin von Hardliner in heikle Atomwaffen-Debatte verwickelt – Brisantes Bühnen-Schauspiel?

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Wladimir Putin spricht über den Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg. Experten sehen in der öffentlichen Debatte ein fast einstudiertes Schauspiel.

St. Petersburg – Die Geschichte von Russlands Präsident Wladimir Putin und seinen Atomwaffen scheint ein neues Kapitel erreicht zu haben. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges gehören regelmäßige Drohungen über den Einsatz von nuklearen Waffen gegen den Westen zum festen Repertoire des Kremls. Darunter angebliche Tests von Interkontinentalraketen und das Aussprechen von Drohungen. Nun rudert Putin zurück und erklärt, dass ein Atomschlag noch weit weg ist.

Putin über Atomschlag im Ukraine-Krieg: „Keine Notwendigkeit“

Beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg machte Putin deutlich, dass Russland nicht über einen Atomschlag gegen den Westen nachdenke. Nuklearwaffen sollen nur in Extremsituationen eingesetzt werden, die es bislang nicht gebe, so das russische Staatsoberhaupt am Freitag (7. Juni) in St. Petersburg. „Wir haben keine Notwendigkeit, über das Thema nachzudenken“, sagte er. Auch für Atomtest sehe er derzeit keine Notwendigkeit. Allerdings betonte Putin auch, dass die russische Nukleardoktrin ein „lebendiges Instrument“ sei, das sich entsprechend der Umstände ändern könne.

Der russische Präsident Wladimir Putin sprach auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg über den Einsatz von Atomwaffen gegen den Westen.
Der russische Präsident Wladimir Putin sprach auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg über den Einsatz von Atomwaffen gegen den Westen. © Anton Vaganov/dpa

Laut Putin solle man nicht ohne Not von Atomkrieg sprechen. Damit stellte er sich im Gegensatz zum Moderator der Diskussion, Sergej Karaganow als besonnen dar. La Repubblica zitiert Beobachter, die Karaganows Anwesenheit als „eine sehr gezielte Warnung an den Westen sehen“. Der altgediente russische Politikexperte hat in der Vergangenheit für einen Atomschlag Russlands geworben, um den Westen stärker abzuschrecken.

Atom-Diskussion zwischen Putin und Hardliner: Russlands „einflussreiche Kreise“

Bei der Veranstaltung am Freitag versuchte Karaganow erneut, den Kremlchef in diese Richtung zu drängen. Das Gespräch zwischen den beiden scheint laut weiteren Beobachtern einstudiert zu wirken. Karaganow weist Putin auf die atomaren Möglichkeiten hin – der Präsident geht wiederum davon aus, „dass es nie so weit kommen wird“, wie La Repubblica ihn zitiert. Daraufhin lobte der Moderator Putin für die „Verantwortung“.

La Repubblica zitiert auch den Politologen Sergej Markow, der den Dialog der beiden kommentierte: „Der Streit zwischen Putin und Karaganow soll zeigen, dass es in Russland einflussreiche Kreise gibt, die den Einsatz von taktischen Atomwaffen in der Ukraine und in Europa vorschlagen. Und Putin ist der Garant für den Nicht-Einsatz von Atomwaffen“.

Russland-Hardliner fordert Putin im Krieg zum „Beeilen“ auf

Der Kreml-Chef sagte, dass es seiner Meinung nach zu keinem großen nuklearen Schlagabtausch mit den USA kommen werde. Zudem äußerte er Zweifel an dem US-Atomschirm für die europäischen Verbündeten: Die USA würden sich kaum in einen strategischen Atomkrieg verwickeln lassen als Antwort auf russische Zweitschläge gegen Europa, sagte der Kreml-Chef.

Karaganow forderte im russischen Angriffskrieg eine intensivere Vorgehensweise: „Irgendwann wird Russland anfangen müssen, sich zu beeilen“, zitierte ihn die russische Nachrichtenagentur Tass. Putin sagte, dass Russland seine Kriegsziele durch ein langsames, geplantes Vorrücken erreichen werde, prüfe jedoch auch „alle Szenarien“. Ein schnellerer Vormarsch würde das Leben russischer Soldaten riskieren, so Putin. (vk/mit Material der dpa)

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