Putins Einschüchterungsversuch: Russland prahlt mit Atomwaffen im Staatsfernsehen
Russland droht offen mit seinem nuklearen Arsenal, und das auf großer Bühne: Im Staatsfernsehen werden provokativ Atomwaffen gezeigt.
München – Das russische Säbelrasseln mit Atomwaffen: Das ist für Moskau seit Beginn des Ukraine-Krieges ein probates Mittel der Einschüchterung Kiews und des Westens. Dies geschieht nicht nur durch die Worte von Präsident Wladimir Putin, sondern auch höchst anschaulich im russischen Staatsfernsehen.
Ein russischer Fernsehmoderator stellte in einem Beitrag die Atomwaffen seines Landes zur Schau. Dmitri Kisseljow, Moderator des staatlichen Fernsehsenders Russia-1 und Propagandist des Kreml, zeigte Aufnahmen von russischen Streitkräften mit den Waffen. Es handelte sich um vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Videos.
Clip im russischen Staats-TV zeigt Atomwaffen: Raketen und Kampfjets
Dass die Waffen nicht nur ein Drohmittel sein sollen, dafür sorgt die russische Armee, die das Bild derzeit abrundet: Russland führt nahe der Grenze zur Ukraine taktische Atomwaffenübungen durch, nachdem Putin diesen Monat die Militärübungen als Reaktion auf die vom Kreml als provokativ bezeichneten Äußerungen und Drohungen des Westens angeordnet hatte.
Ein Clip in der Sendung zeigte russische Streitkräfte mit einem mobilen ballistischen Kurzstreckenraketensystem Iskander. Ein anderes zeigte einen Tu-22M3-Langstreckenbomber und einen MiG-31-Jet, der mit einer Kinzhal-Hyperschallrakete ausgestattet war.
Das russische Verteidigungsministerium teilte am 21. Mai mit, dass die erste Phase der Übungen mit der „praktischen Erprobung der Vorbereitung und des Einsatzes nichtstrategischer Atomwaffen“ im südlichen Militärbezirk begonnen habe.
Russland führt Atomwaffenübungen durch – als Reaktion auf Äußerungen des Westens
Das Ministerium ließ verlauten, die Übungen zielen darauf ab, „die Bereitschaft des Personals und der Ausrüstung der Einheiten für den Kampfeinsatz nichtstrategischer Atomwaffen aufrechtzuerhalten“ und die „territoriale Integrität und Souveränität des Landes als Reaktion auf provokative Äußerungen und Drohungen einzelner westlicher Staaten zu gewährleisten.“
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Weiter hieß es: „Während der Übung wird eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt, um Fragen der Vorbereitung und des Einsatzes nichtstrategischer Atomwaffen zu üben.“
Russland startete die Übungen als Reaktion auf Äußerungen des Westens. Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigte sich im Gegensatz zu Bundeskanzler Olaf Scholz auch dafür offen, Nato-Truppen in die Ukraine zu entsenden. Der britische Außenminister David Cameron hatte vorgeschlagen, der Ukraine den Einsatz britischer Waffen für Angriffe auf russischem Boden zu gestatten. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach sich dafür aus.
Putin droht Europa wieder und wieder mit Atomraketen
Nach Darstellung Putins läuft eine solche Erlaubnis westlicher Staaten auf eine direkte Konfrontation Russlands mit dem Westen hinaus. Der 71-Jährige verwies in dem Zusammenhang einmal mehr auf die strategischen Atomwaffen Russlands. Und er stellte damit auch den möglichen Schutz der Nato-Länder durch die USA infrage. „Wenn die ernsten Folgen für Europa eintreten, wie verhalten sich dann die USA angesichts unserer Parität bei den strategischen Waffen?“, fragte er.

Putin sagte bereits im September 2022, Russland sei bereit, Atomwaffen einzusetzen, um seine „territoriale Integrität“ zu verteidigen, und fügte hinzu, dass „das kein Bluff“ sei. Während seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation am 29. Februar in Moskau sagte der russische Staatschef, dass seine „strategischen Nuklearstreitkräfte in einem Zustand voller Bereitschaft“ seien.
Russische Atomwaffen in Belarus
Auf der zweiten Auslandsreise seit Beginn seiner neuen Amtszeit hat sich Putin auch mit seinem Verbündeten Alexander Lukaschenko in Minsk abgestimmt. Die beiden autoritären Herrscher sprachen am Donnerstagabend in Minsk über Sicherheitsthemen, wie die staatlichen Agenturen beider Länder meldeten. Am Freitag ging es bei einem weiteren Gespräch um die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Bundesstaaten.
Zu den Sicherheitsthemen zählte Putin auch das Manöver seiner Armee mit taktischen Atomwaffen. In der zweiten Phase sollten daran auch belarussische Soldaten teilnehmen, sagte er. Russland hat taktische Atomsprengköpfe mit Trägersystemen im Nachbarland stationiert. (cgsc mit dpa)
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