Eklat um Doge? Junge Ingenieure sollen für Musk US-Behörden kapern – „feindliche Übernahme“
Erst kurz im Amt will US-Präsident Trump den Staatsapparat umbauen und Ausgaben senken. Eine Schlüsselrolle spielt das Doge-Gremium. Doch wer sind seine Mitarbeiter?
Washington, D.C. – Der kürzlich vereidigte US-Präsident Donald Trump verfolgt weiterhin das Ziel, den Staatsapparat der USA grundlegend zu reformieren. Kürzlich stoppte der Republikaner zahlreiche Entwicklungshilfezahlungen und nahm die US-Behörde für internationale Entwicklung ins Visier. Laut Berichten aus US-Medien wurden bereits Hunderte Mitarbeiter dieser Institution entlassen oder beurlaubt, während die Regierung erwägt, die Behörde vollständig aufzulösen.
Unterstützung erhält Trump von Elon Musk, dem Multimilliardär und CEO von Tesla sowie X, der die Behörde auf seinem Kurznachrichtendienst kritisierte. Bislang war unklar, auf welcher offiziellen Basis Musk für die Trump-Regierung tätig ist. Nun hat Trump seine Rolle klargestellt: Musk soll als „besonderer Regierungsangestellter“ im neu geschaffenen „Department of Government Efficiency“ (Doge) tätig sein, um die Staatsausgaben zu reduzieren.
Inzwischen verfügt das Doge-Gremium über Zugang zum Zahlungssystem des US-Finanzministeriums
Das Doge-Gremium unter Musks Leitung hat nun Zugang zum Zahlungssystem des US-Finanzministeriums erhalten. Wie internationale Medien, darunter die New York Times, am Wochenende berichteten, hat das Team die Erlaubnis bekommen, auf das Zahlungssystem zuzugreifen. Dadurch hat Doge Zugang zu persönlichen Daten von Millionen US-Bürgern, die Sozialversicherungszahlungen, Steuerrückzahlungen und andere staatliche Gelder erhalten. Jährlich werden über dieses System im Namen von Bundesbehörden Überweisungen im Wert von mehr als sechs Billionen Dollar getätigt.
Zuvor hatte sich die Abteilung vergeblich um Zugang zu diesem System bemüht, da der Spitzenbeamte David Lebryk Widerstand leistete. Dieser Widerstand wurde jedoch gebrochen, als Lebryk beurlaubt und in den Ruhestand versetzt wurde. Daraufhin gewährte Finanzminister Scott Bessent Musks Team am Freitag den Zugang.
US-Senator sieht „nationales Sicherheitsrisiko“ in den Bestrebungen des Doge-Gremiums
US-Senator Ron Wyden sieht in den Bestrebungen von Doge ein „nationales Sicherheitsrisiko“. Mehrere US-Medien berichteten am Sonntag, dass Doge-Mitarbeiter versucht hätten, unrechtmäßig auf vertrauliche Informationen und Sicherheitssysteme der US-Agentur für internationale Entwicklung zuzugreifen. Wyden, das ranghöchste Mitglied des Finanzausschusses des US-Senats, äußerte auf der Social-Media-Plattform Bluesky, dass der aktuelle Prozess ein „nationales Sicherheitsrisiko“ darstelle.
Wyden führte weiter aus, dass Musk nun Zugang zu „Sozialversicherungs- und Medicare-Leistungen, Zuschüssen und Zahlungen an staatliche Auftragnehmer, einschließlich solcher, die direkt mit Musks eigenen Unternehmen konkurrieren“, erhalte. Angesichts des erheblichen Einflusses, den der neue Zugang zum Zahlungssystem der Finanzbehörde Doge und damit auch der Trump-Regierung verschafft, stellt sich die Frage, wer die Personen sind, die im Doge-Gremium die Staatsausgaben senken sollen. Das US-Tech-Medium Wired will dies herausgefunden haben und präsentierte in einem am Sonntag veröffentlichten Artikel eine Gruppe von 19- bis 24-jährigen Ingenieuren, die im Auftrag von Musk für Doge arbeiten.
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Unter anderem diese sechs jungen Doge-Angestellten sollen US-Staatsausgaben senken
Wired identifizierte auf Basis von Datenbanken, Online-Profilen der Mitarbeiter und weiteren Aufzeichnungen insgesamt sechs junge Männer, die entweder gerade ihren Hochschulabschluss gemacht haben oder noch studieren und nun offenbar Zugang zu Daten von Millionen US-Bürgern haben. Zu dieser Gruppe gehören:
- Akash Bobba (22), der im Management-, Entrepreneurship- und Technologieprogramm der University of California studierte, bevor er Praktika bei Meta und Palantir absolvierte. Der US-Personalbehörde gilt er als Experte, hat in seinem Alter aber noch keine Erfahrung in höheren Positionen gesammelt.
- Luke Farritor (23), der sein Informatikstudium in Nebraska nicht abschloss und Praktikant in Musks Unternehmen SpaceX war.
- Gautier Cole Killian (24), über den neben seinem Studium an der McGill University in Montreal wenig bekannt ist. Laut Wired wird er als unbezahlter Mitarbeiter bei Doge gelistet.
- Ethan Shaotran (22) studierte in Harvard und entwickelte eine App zur Terminplanung, die von AI unterstützt wird. Shaotran belegte zudem den zweiten Platz in einem Hacker-Wettbewerb, den Musks KI-Unternehmen xAI abhielt.
- Edward Coristine (19), der unlängst die Highschool abschloss und an der Northeastern University eingeschrieben war. Musk kennt er von einem Praktikum bei Neuralink, Musks Unternehmen für Computer-Gehirn-Schnittstellen.
- Der Anfang zwanzig Jährige Gavin Kliger. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of California als Softwareingenieur für LinkedIn und Databricks.
„Es fühlt sich an wie eine feindliche Übernahme des Regierungsapparats“
Experten bezweifeln, dass die Doge-Mitarbeiter für ihre Aufgaben qualifiziert sind. Sie alle haben keine Erfahrung in hochrangigen Positionen oder Regierungsbehörden. In einer so entscheidenden Rolle, die sie für Doge einnehmen sollen, wirkt das, ähnlich wie Trumps ohnehin mitunter skurriles Regierungskabinett, befremdlich. Don Moynihan, Professor für öffentliche Politik an der Universität von Michigan, äußerte gegenüber Wired seine Bedenken: „Wir haben sehr wenig Einblick in das Geschehen. Der Kongress kann kaum eingreifen oder überwachen, da es sich nicht um rechenschaftspflichtige öffentliche Beamte handelt. Es fühlt sich an wie eine feindliche Übernahme des Regierungsapparats durch den reichsten Mann der Welt“, sagte Moynihan.
Auch Rechtsprofessor Nick Bednar von der University of Minnesota zweifelt an der Kompetenz der jungen Ingenieure, die für Musk bei Doge arbeiten. Er hält es für „sehr unwahrscheinlich“, dass sie über ausreichende Kenntnisse verfügen. Zudem müsse man hinterfragen, „ob diese Personen Ziele haben könnten, die nicht dem amerikanischen Volk oder der Bundesregierung dienen“. (fh)