Impfgegner, Fox-Moderator, Hunde-Mörderin: So sieht Trumps skurriles Kabinett aus
Im Kabinett von Donald Trump finden sich einige bekannte Gesichter. Nicht nur Elon Musk macht seine ersten Gehversuche in der Politik. Ein Blick auf das Team.
Washington – Nun ist er wieder der mächtigste Mann der Welt. Erst als zweiter US-Präsident überhaupt – nach dem Demokraten Grover Cleveland Ende des 19. Jahrhunderts – meldet sich Donald Trump vier Jahre nach einer verlorenen Wahl im Weißen Haus zurück. Es wird wohl niemand ernste Zweifel daran haben, dass er es wie in seiner ersten Amtszeit verstehen wird, alle Aufmerksamkeit auf sich zu vereinen.
Da genügt schon ein Blick auf den Wahlkampf und die Monate seit seinem Sieg über die damalige Vize-Präsidentin Kamala Harris. Somit werden die Mitglieder seines Kabinetts im Schatten des Republikaners stehen – was in den USA aber üblich ist. Auch sie haben allerdings das Zeug, Schlagzeilen zu fabrizieren. Denn zu ihrem Kreis gehören Milliardäre, ein TV-Moderator, ein Impfgegner, ein Wrestling-Boss, ein 9/11-Überlebender und eine Frau, die offen darüber spricht, warum sie ihren Hund tötete.
Elon Musk: Tech-Milliardär verschafft sich Job im Trump-Kabinett quasi selbst
Den größten Namen in Trumps Kuriositäten-Kabinett hat zweifellos Elon Musk. Der Tech-Milliardär führt das Department of Government Efficiency und soll so der Regierung helfen, die Ausgaben effizienter zu gestalten. Ob der gebürtige Südafrikaner angesichts dieses Jobs künftig auch noch so viel Zeit findet wie bislang, um sich in den Wahlkampf in Deutschland einzumischen und für die AfD zu trommeln, muss sich zeigen.
Zuletzt entdeckte der Chef von Tesla, SpaceX und dem Twitter-Nachfolger X jedenfalls die Politik als neues Spielfeld für sich. Die neue Abteilung geht auf seine Initiative zurück. Nach eigenen Angaben sieht Musk Einsparpotenziale von zwei Billionen US-Dollar.

Robert F. Kennedy: Stress mit Familie wegen Wechsel ins Trump-Lager
Interessant ist auch die Wahl des Gesundheitsministers. Denn Robert F. Kennedy, Neffe von John F. Kennedy, gilt nicht nur als Impfgegner, sondern wollte ursprünglich auch selbst ins Weiße Haus. Im Spätsommer 2024 gab er jedoch seine Kandidatur als Parteiloser auf und unterstützte fortan Trump – das kam bei einem Großteil seiner Familie nicht gut an.
Der 71-Jährige machte sich einst als Umweltaktivist einen Namen, musste jedoch auch schon wegen der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Kontakten zu Rechtsextremen Kritik einstecken. Trump erwartet von dem langjährigen Demokraten, dass er „die Epidemie chronischer Krankheiten“ beendet und das Land wieder gesund macht.
Pete Hegseth: Umstrittener TV-Moderator mit militärischer Erfahrung übernimmt das Pentagon
Die wohl umstrittenste Personalie betrifft das Pentagon. Dort soll künftig der bisherige Fox-News-Moderator Pete Hegseth das Ruder übernehmen. Als Ex-Soldat verfügt er zwar über militärische Erfahrung – etwa dank Einsätzen im Irak und in Afghanistan –, doch seine politische Karriere beginnt erst jetzt. Und damit direkt mit großer Verantwortung.
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Der 44-Jährige ist selbst unter Republikanern umstritten, weshalb sein Auftritt vor dem Senat, um die Fragen der Mitglieder zu beantworten, mit besonderer Spannung erwartet wurde. Hegseth schreibt sich selbst ins Hausaufgabenheft, „die Kriegerkultur zurück ins Verteidigungsministerium zu bringen“. Auf dem Weg zu seiner neuen Aufgabe begleiten ihn Berichte über Alkoholmissbrauch und Vorwürfe sexueller Übergriffe.

Kristi Noem: Heimatschutzministerin bringt eigenen Hund um
Wie Kennedy ist auch Scott Bessent parteilos. Der Gründer des Hedgefonds Key Square Group gehört Trumps Kabinett als Finanzminister an. Bekanntheit erlangte der 62-Jährige als Chief Investment Officer der Soros Fund Management von George Soros. Ihm fällt nun die schwierige Aufgabe zu, Trumps Wahlkampf-Versprechen wie Steuersenkungen und neue Importzölle umzusetzen und zu verantworten.
Von Kristi Noem erwartet der Präsident ebenfalls viel. Als Heimatschutzministerin soll die Gouverneurin von South Dakota das „größte Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte“ auf die Beine stellen. Das wird die 54-Jährige mit Vergnügen tun, bezeichnete sie die Situation an der US-Grenze zu Mexiko doch bereits als „Kriegsgebiet“ und sprach generell von einer „Invasion“.
Schlagzeilen schrieb sie auch, weil Noem in ihren Memoiren offen darüber sprach, ihre Hündin erschossen zu haben, weil das Tier sich nicht für die Jagd eignete. Für die dreifache Mutter ein Zeichen, dass sie bereit ist für harte Entscheidungen. Zugleich begrub sie damit aber auch alle Hoffnungen auf die Vize-Präsidentschaft – dafür war die öffentliche Empörung dann doch zu groß.
Linda McMahon: Von der Wrestling-Welt ins Bildungsministerium
Immens viel Erfahrung bringt Linda McMahon mit – aus dem Wrestling-Geschäft. Die neue Bildungsministerin ist Mitgründerin von World Wrestling Entertainment (WWE). Jener Liga, der ihr Mann Vince McMahon über mehr als vier Jahrzehnte lang als Chef vorsaß. Trump als Freund der Familie trat selbst häufiger als Protagonist im Ring in Erscheinung.
Wie nur wenige andere Kabinettsmitglieder war die 76-Jährige bereits in der ersten Amtszeit des Rückkehrers ins Weiße Haus in seinem Team. Damals leitete sie die US-Bundesbehörde zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen. Zwar weist sie keinerlei nennenswerte Qualifikationen für ihre neue Aufgabe auf, für Trump war dies aber kein Hinderungsgrund, sie nun in den Rang einer Ministerin aufsteigen zu lassen.
Trumps Minister in der Übersicht
Finanzminister: Scott Bessent
Justizministerin: Pamela Bondi
Innenminister: Douglas Burgum
Arbeitsministerin: Lori Chavez-DeRemer
Kriegsveteranenminister: Douglas Collins
Verkehrsminister: Sean Duffy
Verteidigungsminister: Peter Hegseth
Gesundheitsminister: Robert F. Kennedy Jr.
Handelsminister: Howard Lutnick
Bildungsministerin: Linda McMahon
Ministerin für Innere Sicherheit: Kristi Noem
Landwirtschaftsministerin: Brooke Rollins
Außenminister: Marco Rubio
Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung: Eric Scott Turner
Energieminister: Christopher Wright
Sam Bondi: Treue Trump-Weggefährtin ist nur zweite Wahl
Nicht wie geplant lief es für den 78-Jährigen bei der Wahl des Justizministers. Hier war eigentlich Matt Gaetz vorgesehen, doch dieser verzichtete auf den Posten: An seiner juristischen Expertise bestehen große Zweifel, zudem stehen Vorwürfe im Raum, er habe Sex mit einer Minderjährigen gehabt und Drogen konsumiert.
Daher wählte Trump stattdessen Sam Bondi. Die 59-Jährige war einst Generalstaatsanwältin von Florida, scheint also deutlich geeigneter für den Job. Ihre Treue zu Trump bewies sie schon mehrmals. So machte sie sich vor vier Jahren darum verdient, die gegen Joe Biden verlorene Wahl zu einem Wahlbetrug umzudeuten. Schon in den Jahren davor stand sie dem Republikaner treu zur Seite, beispielsweise beim ersten Amtsenthebungsverfahren 2019.
Marco Rubio: Außenminister ist laut Trump ein „furchtloser Krieger“
Aus Florida kommt auch Trumps Außenminister. 2016 trat Senator Marco Rubio noch selbst als Präsidentschaftskandidat der Grand Old Party an und musste einige verbale Attacken des später siegreichen Kandidaten über sich ergehen lassen. Nun verhilft dieser ihm also in die Regierung.
Trump sieht den Sohn kubanischer Einwanderer mittlerweile als „furchtlosen Krieger“. Rubio tritt auch für ein Ende des Ukraine-Kriegs ein, sieht dabei sowohl Moskau als auch Kiew zu Zugeständnissen verpflichtet. Der 54-Jährige wurde einstimmig vom Senat gewählt, startet also aus einer starken Position in sein Amt.
Doug Burgum: Innenminister mit Faible für Öl und Gas verpasst Vize-Posten
Im Innenministerium bekommt Doug Burgum das Sagen. Der Unternehmer war bis vor kurzem noch Gouverneur von North Dakota und wollte eigentlich selbst Präsident werden. Nachdem er schnell erkannte, wie aussichtslos seine Bewerbung war, schloss er sich Trumps Lager an. Der 68-Jährige galt sogar als Anwärter auf den Posten als Vize-Präsident, hier machte aber letztlich J.D. Vance das Rennen.
Burgum, der mit einer Software-Firma reich wurde und diese an Microsoft verkaufte, soll auch den Vorsitz des neugeschaffenen Nationalen Energierates übernehmen. So könnte er auch die Energieproduktion und -nutzung koordinieren. Bislang setzte er sich für mehr Öl- und Gasförderung in den USA ein.
Howard Lutnick: Handelsminister überlebt 9/11 dank Kindergartenbesuch
Handelsminister Howard Lutnick führt das Finanzunternehmen Cantor Fitzgerald und trat einst in Trumps Reality-Show „The Apprentice“ auf. Er überlebte die Terroranschläge vom 11. September 2001 nur durch Glück. Weil er seinen Sohn zu dessen erstem Kindergartentag brachte, war er noch nicht im Büro im Nordturm des World Trade Center, als das erste Flugzeug dort einschlug.
Die Büroräume der New Yorker Niederlassung des Unternehmens befanden sich genau in der Höhe des Aufpralls. Mehr als zwei Drittel der dort arbeitenden Mitarbeiter kamen ums Leben, auch Lutnicks Bruder war unter den Opfern.
Mit der Aufgabe als Nationaler Sicherheitsberater betraut Trump Mike Waltz, für den China der „größte Rivale“ ist. Europa will der 50-Jährige bei der Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland mehr in die Pflicht nehmen. Das Landwirtschaftsministerium liegt künftig in den Händen von Brooke Rollins, die bereits in Trumps erster Amtszeit verschiedene Posten innehatte. Die Juristin muss sich damit auch um das Ernährungsprogramm für einkommensschwache Haushalte kümmern.
Tulsi Gabbard: Ex-Demokratin wird Geheimdienstkoordinatorin
Zwischen 2013 und 2021 saß Tulsi Gabbard noch für die Demokraten im US-Repräsentantenhaus, doch seither verschrieb sie sich Trumps Politik. Bei ihrer Präsidentschaftskandidatur 2020 für ihre alte Partei blieb sie chancenlos. Nun wird sie Geheimdienstkoordinatorin der republikanischen Regierung. Trump schätzt vor allem ihren „furchtlosen Geist“.
Bereits in der ersten Amtszeit des Nun-wieder-Präsidenten tat sich Stephen Miller – wenn auch eher im Hintergrund – als Verfechter der restriktiven Einwanderungspolitik hervor. Damit verdiente er sich den Posten als stellvertretender Stabschef und Heimatschutz-Berater. Der 39-Jährige soll auch hinter den detaillierten Plänen für die angekündigten Massenabschiebungen stehen.
Susie Wiles war das erste Mitglied seines Kabinetts, das Trump kurz nach seinem Wahlsieg nominierte. Die 67-Jährige gilt als wichtige Strippenzieherin im Hintergrund. Sie wird die erste Frau als Stabschefin sein, gilt als extrem loyal.

Elise Stefanik: UN-Botschafterin schon mit 30 Jahren im Repräsentantenhaus
Mit John Ratcliffe bestimmte Trump einen langjährigen Weggefährten zum CIA-Chef. In seiner ersten Amtszeit war er noch Geheimdienstkoordinator. Während dem damaligen Kongressabgeordneten aus Texas von Demokraten vorgeworfen wurde, seine Position für politische Zwecke zu missbrauchen, lobt ihn der neue Präsident als „Kämpfer für die Wahrheit“.
Im Alter von 30 Jahren wurde Elise Stefanik 2014 als jüngste Frau ins Repräsentantenhaus gewählt. Einst galt die Abgeordnete aus dem Bundesstaat New York als moderates Parteimitglied. Doch längst befindet sie sich auf einer Linie mit Trump und unterstützte dessen nach wie vor nicht belegte Behauptungen von der gestohlenen Wahl 2020. Ihr kommt der Posten der UN-Botschafterin zu.
Dieses Team soll Trump also durch seine zweite und nach dem US-Gesetz letzte Amtszeit begleiten. Inwiefern das klappt, wird durchaus mit Spannung beobachtet. Der Blick in seine ersten vier Jahre im Oval Office lässt jedenfalls einige Personalrochaden erwarten. Denn zwischen Januar 2017 und Januar 2021 gab es in Trumps Kabinett zuweilen ein Kommen und Gehen. Von den 15 Ministern blieben nur sechs durchgehend im Amt. (mg, mit dpa)