Trumps Zoll-Krieg mit China: Das Sterben in den USA wird weitergehen

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Die USA überziehen China mit neuen Zöllen. Sein Ziel, so die Fentanyl-Epidemie in den Griff zu bekommen, dürfte Donald Trump aber nicht erreichen. Denn Peking geht bereits zum Gegenangriff über.

Die Bilder sind nur schwer erträglich, aber trauriger Alltag in den USA: Fentanyl-Süchtige mit eingefallenen Gesichtern, die wie Zombies durch die Straßen schlurfen, mehr tot als lebendig. Hunderttausende US-Amerikaner sind süchtig nach dem synthetisch hergestellten Opioid, das 50-mal stärker wirkt als Heroin und 100-mal stärker als Morphium. Eine Überdosis kann binnen zwei Minuten zum Tod führen. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC starben im Jahr 2023 mehr als 87.000 Menschen an einer Fentanyl-Überdosis, es war die häufigste Todesursache bei Amerikanern zwischen 18 und 49.

Für das vergangene Jahr liegen zwar noch keine abschließenden Daten vor, die Todeszahlen scheinen jedoch zurückzugehen, wenn auch sehr langsam. Ein Grund ist laut Experten die verbesserte Zusammenarbeit mit den Behörden in Mexiko, wo das meiste in den USA konsumierte Fentanyl hergestellt wird. Donald Trump, seit gut zwei Wochen US-Präsident, nimmt die Fentanyl-Epidemie nun dennoch als Anlass, um Mexiko und Kanada sowie China mit Zöllen zu überziehen. Die drei Länder, so Trump, täten nicht genug, um den Fentanyl-Strom in die USA zu unterbinden. Die Grundstoffe für Fentanyl kommen Experten zufolge zum Großteil aus China, in Mexiko und teils auch in Kanada wird daraus die fertige Droge hergestellt.

Trump überzieht China, Kanada und Mexiko mit Zöllen – und macht einen Teilrückzieher

Im Falle von Mexiko und Kanada hat Trump das Inkrafttreten der Strafzölle am Montag zwar ausgesetzt – beide Länder kündigten an, Tausende Soldaten an die Grenzen zu entsenden, um den Drogenschmuggel einzudämmen. Der Handelsstreit mit China indes eskaliert. Am Dienstag traten Zusatzzölle von zehn Prozent auf chinesische Importe in Kraft, unmittelbar danach holte Peking zum offenbar von langer Hand geplanten Gegenschlag aus. So will die Volksrepublik ab der kommenden Woche unter anderem Zusatzzölle in Höhe von 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA erheben.

Die Gegenmaßnahmen dürften Donald Trump kaum überrascht haben. Dass der Handelskonflikt „schmerzhaft“ werden könnte, hatte der Republikaner bereits vorausgesagt. So könnte die Inflation in den USA weiter ansteigen, wenn Importe, etwa aus China, teurer werden. Denn die Händler dürften die Zusatzzölle auf den Verkaufspreis aufschlagen.

Hinzu könnte ein weiterer, deutlich dramatischerer Effekt der neuen China-Zölle kommen: Peking dürfte die Zusammenarbeit mit den USA bei der Drogenbekämpfung einschränken – und Donald Trump das Gegenteil von dem erreichen, was er eigentlich erreichen wollte. Am Sonntag, nach der Zoll-Ankündigung der USA, kündigte Peking nicht nur eine Klage bei der Welthandelsorganisation an; auch teilte das chinesische Außenministerium mit: „Die Verhängung von Zöllen ist nicht konstruktiv und wird unweigerlich die künftige Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten bei der Drogenbekämpfung beeinträchtigen und untergraben.“ Es war eine kaum verhohlene Drohung.

Fentanyl-Süchtiger in Portland, Oregon (Archivbild): Mit Zöllen will Donald Trump die Drogen-Epidemie in den Griff bekommen. © Patrick T. Fallon/Jim Watson/AFP

China erzürnt: Leidet unter Trumps neuen Zöllen die Zusammenarbeit bei der Drogenbekämpfung?

Peking verwies zudem auf die Fortschritte, die beide Länder in den vergangenen Jahren gemacht hätten. „In einem humanitären Geist hat China die Vereinigten Staaten bei der Bewältigung des Fentanyl-Problems unterstützt“, so das Außenamt. So habe die chinesische Regierung 2019 als „erstes Land der Welt“ sämtliche zur Fentanyl-Herstellung notwendigen Substanzen unter Kontrolle gestellt. Peking hatte seinerzeit auf massiven Druck der USA gehandelt, fühlte sich anschließend aber von der damaligen ersten Trump-Regierung hintergangen: Statt China für sein Entgegenkommen zu belohnen, brach Trump wenig später jenen Handelskrieg vom Zaun, den er jetzt weiter eskaliert. Ähnlich düpiert fühlt man sich in Peking auch heute.

Noch in dieser Woche will Trump mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping über die Problematik reden, zumindest kündigte das Trumps Sprecherin an. Aus China kam indes noch keine Bestätigung des angeblich geplanten Telefonats. Das Interesse, Trump entgegenzukommen, dürfte in China jedenfalls überschaubar sein. In China reagiert man auf Druck meist mit Gegendruck, und das Letzte, was Xi will, ist, als erpressbar dazustehen. Für all jene, die der Fentanyl-Epidemie mehr als nur Symbolpolitik entgegensetzen wollen, sind das schlechte Nachrichten.

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