Airbus enteilt Rivale Boeing: Europäischer Gigant verbucht Großaufträge in Serie

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Airbus lässt den Rivalen Boeing alt aussehen: Mit Milliardenaufträgen und dem Einstieg ins Geschäft mit großen Frachtmaschinen setzen die Europäer zum Überholmanöver an.

Paris/Toulouse – Während die weltgrößte Luftfahrtmesse zum Schaulaufen der Branche wird, präsentiert sich Airbus als gefeierter Star – und Konkurrent Boeing? Sorgt derzeit für Negativschlagzeilen. 

Mit milliardenschweren Aufträgen, einem ambitionierten Einstieg ins Frachtgeschäft und einer bemerkenswerten saudischen Einkaufstour setzt der europäische Flugzeugbauer ein Ausrufezeichen.

Großaufträge in Serie: Airbus erhält Geldregen aus Saudi-Arabien

Dass Airbus aktuell viel Rückenwind hat, zeigt sich auf der Paris Air Show 2025: Allein aus Saudi-Arabien flattern dem Hersteller zwei Großaufträge ein. Die neue staatliche Airline Riyadh Air ordert 25 Airbus A350-1000, mit Option auf insgesamt 50 Maschinen. Seit dem Aus des legendären A380 ist dieses Modell die größte Passagiermaschine im Airbus-Portfolio.

Ebenfalls aus dem Königreich kommt eine weitere Milliardenorder: AviLease, ein staatlich finanzierter Leasingriese, unterzeichnete einen Vertrag über zehn A350F-Frachter und 30 Mittelstreckenjets der A320neo-Familie. Die Vereinbarung sieht zudem Optionen für bis zu 22 A350F und 55 A320neo vor. „Wir freuen uns, AviLease mit diesem bedeutenden Auftrag für die brandneue A350F und die führende A320neo-Familie als Airbus-Neukunden begrüßen zu dürfen“, erklärt Airbus-Vertriebschef Benoît de Saint-Exupéry in einer Mitteilung. Listenpreis der beiden saudischen Pakete nach Angaben von Der Aktionär: rund acht Milliarden Dollar.

Passagierflugzeuge Airbus A350 (v.) und Boeing 777-300ER: Der europäische Konzern enteilt dem amerikanischen Rivalen
Passagierflugzeuge Airbus A350 (v.) und Boeing 777-300ER: Der europäische Konzern enteilt dem amerikanischen Rivalen (Symbolbild). © Russian Look/Imago

Frachtgeschäft im Steigflug – Airbus A350F mit hoher Resonanz

Während Passagiermaschinen bislang dominieren, boomt das Luftfrachtgeschäft – ein Bereich, den Airbus weitestgehend Boeing überlassen hatte. Doch nun mischt der europäische Konzern mit dem neuen A350F ernsthaft mit: Das Frachtflugzeug basiert auf dem A350-1000, bietet 111 Tonnen Nutzlast, 8700 Kilometer Reichweite und eine 20 Prozent höhere Effizienz gegenüber bisherigen Frachtern. Mit einem möglichen Startgewicht von 30 Tonnen unter dem der Boeing 777 punktet Airbus vor allem mit Leichtbauweise aus modernen Verbundmaterialien.

„Nachdem Airbus auf dem Fracht-Sektor bislang nackt dastand, haben sie mit dem 350 nun ein konkurrenzfähiges Produkt, mit dem sie Boeing unter Druck setzen können“, zitiert Welt den Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt. Boeing hatte den Markt jahrelang mit der 777 dominiert – doch das Monopol ist auf dem Weg zu bröckeln. Cathay Pacific und weitere namhafte Airlines erwarten die Airbus-Neuheit, um Boeing-Modelle abzulösen.

Airbus verzeichnet neue Airline-Kunden von Polen bis Asien

Doch nicht nur Saudi-Arabien beschert Airbus Aufwind. Weitere Neuaufträge belegen das wachsende Vertrauen der Branche in den europäischen Flugzeugbauer: Die polnische Airline Lot bestellt 40 Airbus A220, davon je 20 in den Versionen A220-100 und A220-300 – ein empfindlicher Schlag für den brasilianischen Wettbewerber Embraer, dessen E2-Jets ebenfalls zur Auswahl standen.

Zudem zurrte All Nippon Airways (ANA) eine Bestellung über 27 Jets vom Typ A321neo fest, drei davon in der Langstreckenvariante A321XLR. Und am 17. Juni wurde bekannt, dass sich auch Vietnams größte private Airline Vietjet kauffreudig zeigt: Am Rande der Paris Air Show wurde eine Absichtserklärung über 100 A321neo unterzeichnet, mit Option auf weitere 50 Jets. Damit beschleunigt Airbus seine Marktdurchdringung in Asien.

Airbus feiert in Paris Megadeals – US-Rivale Boeing im Schatten

Während Airbus auf der Messe Aufträge verkündet, herrscht bei Boeing Funkstille: Keine Pressekonferenzen, keine Deals – und auch die Konzernspitze um CEO Kelly Ortberg bleibt laut Medienberichten der Veranstaltung fern. Dabei könnte Boeing gute Nachrichten dringend brauchen: Vergangene Woche stürzte in Indien ein Dreamliner vom Typ 787 ab – das nächste tragische Kapitel in einer Reihe von Pannen, nach den 737-Max-Abstürzen und einem Beinahe-Unglück Anfang 2024.

Beim Zukunftsausblick hinkt Boeing dem Konkurrenten nicht hinterher, sieht bis 2044 einen weltweiten Bedarf von 43.600 neuen Flugzeugen. Airbus kommt auf eine ähnliche Prognose mit 43.400 Maschinen, berücksichtigt allerdings nur Jets mit mehr als 100 Sitzplätzen.

Kampfansage Airbus A350F: Die neue Frachtmaschine des europäischen Flugzeugbauers findet bisher großen Anklang
Kampfansage Airbus A350F: Die neue Frachtmaschine des europäischen Flugzeugbauers findet bisher großen Anklang. © AIRBUS / MMS / FIXION

Airbus vs. Boeing: Showdown auf dem Markt der Frachtflugzeuge

Der spannende Wettkampf zwischen Airbus und Boeing findet nun also auch bei den Großraum-Frachtmaschinen statt. Boeing will 2027 mit der 777-8F kontern: 112,3 Tonnen Nutzlast, 766 Kubikmeter Ladevolumen – damit liegt der US-Hersteller leicht über den Werten des A350F. Doch Airbus punktet mit Innovation, niedrigem Gewicht und einem baldigen Erstflug: Die erste Auslieferung ist für Herbst 2025 geplant, jüngst wurde in der britischen Produktionsstätte das erste Flügelpaar fertiggestellt.

Auch wenn sich Airbus und AviLease über Preise ausschweigen, wird der Listenpreis für einen A350F auf rund 300 Millionen Euro geschätzt. Kein Schnäppchen – aber zweifellos ein Angriff auf Boeings letzte Bastion. (PF)

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