Wohnungen für Pflegekräfte: Hartes Ringen um Bauprojekt in Bad Tölz - „Werden den Antrag nicht zurückziehen“
Noch immer hat die Stiftung Marienstift keine Baugenehmigung für zwei geplante Wohnhäuser am Krettnerweg in Bad Tölz. Die Sache könnte sogar vor Gericht landen.
Bad Tölz – Knapp zwei Jahre ist es her, seit die Pläne der Stiftung Marienstift bekannt wurden, am Krettnerweg in Bad Tölz Wohnungen für Pflegekräfte zu errichten. Bis aus der Idee Wirklichkeit wird, dürfte es aber noch eine ganze Weile dauern. Es könnte sogar sein, dass die Stiftung dafür vor Gericht zieht.
Zwei Häuser mit je zehn Wohnungen geplant
„Wir leben in einer Gegend, in der Wohnraum sehr knapp ist, und wenn es welchen gibt, ist er zu teuer“, erklärt Andreas Wiedemann, Mitglied des Stiftungsrats bei einem Ortstermin. Hier wolle die Stiftung als Träger des Pater-Rupert-Mayer-Heims ihren Mitarbeitern etwas anbieten – nicht zuletzt im eigenen Interesse. „Ein Pflegeheim muss heute zu fast 100 Prozent ausgelastet sein, damit es sich trägt“, sagt Wiedemann. „Das geht aber nur, wenn genug Personal da ist.“
Die Stiftung plant auf ihrem eigenen Grundstück zwei Häuser mit je zehn Wohnungen. Als Investition war ursprünglich eine Summe von 3,8 Millionen Euro geplant, mittlerweile geht Wiedemann von 6 bis 7 Millionen aus. Die Finanzierung sei aber gesichert.
Debatte um Zufahrt über den Krettnerweg
24 Stellplätze für Autos sind auf Parkplätzen am westlichen und am östlichen Ende des langgestreckten, rund 1500 Quadratmeter großen Grundstücks eingeplant. Über die Erschließung war vor gut einem Jahr eine Diskussion im Tölzer Bauausschuss entbrannt. Tatsächlich kann man nur von der Arzbacher Straße aus in den schmalen Krettnerweg einfahren. Auf der anderen Seite zur Bockschützstraße hinunterfahren kann man mit dem Auto nicht.
Dort könnte man höchstens rechtwinklig um die Ecke der Klostergartenmauer herum nach links Richtung Caritas-Zentrum abbiegen – was mit einem halbwegs großen Fahrzeug kaum ohne Rangieren möglich ist. Aneinander vorbei passen zwei Autos auf dem Krettnerweg nicht.
Ausweichmöglichkeiten als Verbesserung zum Ist-Zustand?
Nachdem die Stadträte Bedenken angemeldet hatten, ging der Bauantrag ans Landratsamt, das bei der Genehmigung das letzte Wort hat. „Dort ist uns geraten worden, ein Verkehrsgutachten zu erstellen“, berichtet Wiedemann. Das Gutachten sage nun aus, „dass es funktionieren würde“. Dabei sei mit durchschnittlich je 2,5 täglichen Fahrten von 24 Autos gerechnet worden. Für den Begegnungsverkehr werde es mit den zwei Parkplatzeinfahrten und einer Bucht in der Mitte drei Ausweichmöglichkeiten geben – aus Wiedemanns Sicht sogar eine Verbesserung zum Ist-Zustand.
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Dennoch habe das Landratsamt bislang inoffiziell Ablehnung signalisiert. „Wir werden den Antrag aber nicht zurückziehen“, kündigt Wiedemann an. Auch eine Alternativplanung hält er nicht für möglich. Ein Abriss der Klostergartenmauer, den ein Stadtrat im Bauausschuss ins Spiel brachte, sei keine realistische Option.
Heißt unterm Strich: Die Stiftung werde es auf eine mögliche Ablehnung des Bauantrags durch das Landratsamt ankommen lassen, um diese dann im Bedarfsfall vor Gericht anzufechten.
Nachbarn am Krettnerweg melden Bedenken an
Während des Gesprächs mit unserer Zeitung treten vor Ort Anwohner hinzu. „Wir verstehen vollkommen, dass Ihr Wohnungen braucht“, sagt eine Hauseigentümerin. Doch die „ganze Nachbarschaft“ sei der Meinung, dass die Erschließung an dieser Stelle nicht machbar sei. Schon jetzt gehe es eng zu, wenn etwa Paketfahrer die vorhandenen Häuser am östlichen Ende des Krettnerwegs ansteuern oder Taxis diesen Weg zur Caritas nutzen. Und wie solle das mit der Müllabfuhr funktionieren? Die Tonnen werde man zur Abfuhr vor zur Arzbacher Straße stellen, antwortet Wiedemann. Die Nachbarin kündigt an: „Wir Anwohner werden genau hinschauen, ob das mit der Bauordnung vereinbar ist, und versuchen, unsere Rechte zu wahren.“
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Wiedemann räumt ein: „Ja, eine gewisse Enge ist da, und die Erschließung ist nicht optimal. Aber es ist das einzige Grundstück, das wir haben.“ Er führt ins Feld, dass die Pflegekräfte, die einmal dort wohnen, wohl großteils die 500 Meter zu Fuß zur Arbeit gehen würden. „Denn am Rupert-Mayer-Heim gibt es ja auch keine Parkplätze.“ Den Schnee könne man im Winter auf den Parkplätzen abladen und die Bewohner im Mietvertrag darauf festlegen, ihre Autos in dieser Zeit im benachbarten Parkhaus abzustellen. Er sei weiter optimistisch, dass das Bauvorhaben umgesetzt werden kann. „Sonst würden wir uns nicht so dahinterklemmen.“ (ast)