Jugendliche hospitieren im Pflegeheim: „Muss ein Stück weit auch Berufung sein“
Das Geretsrieder Seniorenheim Haus Elisabeth ist eine von 30 Stationen der Ausbildungstour im Landkreis. Einige Schüler informieren sich über den Pflegeberuf.
Geretsried – Etwas zögerlich steuern die Schülerinnen und Schüler ihre Rollstühle durch den leeren Flur im Seniorendomizil Haus Elisabeth. „Schneller, und dann fliegender Wechsel“, werden sie von Melanie Heckler angefeuert. Sie ist zuständig für die Auszubildenden in der Pflegeeinrichtung. „Um den Nachwuchs vorsichtig an den Beruf heranzuführen, ist so ein Rollstuhlrennen eine gute Übung“, sagt Heckler. „So bekommen sie ein Gefühl dafür, wie es den alten Menschen geht.“
Jugendliche hospitieren im Pflegeheim: „Lebensabend würdevoll und angenehm“ machen
Das Geretsrieder Seniorenheim ist eines von über 30 Unternehmen im Landkreis, das sich im Zuge der jährlichen Ausbildungstour Schülern vorstellt. Benedikt Bauer vom Landratsamt begleitet die Gruppe im Haus Elisabeth. An der Aktion beteiligen sich Jugendliche, die die vorletzten Jahrgangsstufen der Mittel-, Real- und Förderschulen besuchen. Über 50 Touren hat das Landratsamt organisiert. Dafür sei ein immenser logistischer und kommunikativer Aufwand nötig.
13 Schüler im Pflegeheim: „Es muss ein Stück weit Berufung sein“
Die Gruppe besteht aus zehn Schülerinnen und drei Schülern. In einem etwa halbstündigen Vortrag erklärt Mitarbeiterin Heckler, was potenzielle Azubis in den drei Jahren ihrer Ausbildung erwartet. Sie spricht über die Vorteile, aber auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die der Pflegeberuf mit sich bringt. Gerade in der Pflege von Demenzerkrankten sei es besonders wichtig, sich auch mit der Biografie der Menschen zu beschäftigen, um deren Eigenheiten zu verstehen. „Pflege ist nicht nur ein Beruf, es muss auch ein Stück weit Berufung sein“, ist die Ausbildungsleiterin überzeugt. Sie betont, wie erfüllend die Arbeit mit alten Menschen sein könne, wenn man die Dankbarkeit spürt. Finanziell lohne sich die Arbeit ebenfalls: Bereits nach der Ausbildung gebe es ein vergleichsweise hohes Gehalt. Melanie Heckler spricht auch von der Vielzahl beruflicher Aufstiegsmöglichkeiten, die die Branche zu bieten habe.
Pflegeheim Haus Elisabeth: Leiterinnen führen Jugendliche in den Beruf ein
Im Anschluss an den Vortrag bekommen die Jugendlichen von Pflegedienstleiterin Swetlana Eigenseer eine Führung durch das Haus. Eine Seniorin spielt Dosenwerfen – heute ist Spieleolympiade – andere ruhen sich nach dem Mittagessen aus oder lesen Zeitung. Zeitgleich bereitet Heckler den Schulungsraum vor.
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Sie legt Stethoskope, Blutdruckmesser und ein Gerät zur Bestimmung des Blutsauerstoffgehalts aus, an denen sich die Schüler ausprobieren dürfen. „Weiß jemand, warum der Puls auf der linken Seite gemessen wird?“ fragt Heckler. Die Runde gibt ein eher Fragendes „weil da das Herz ist“ von sich. Mit dieser Antwort liegen die Schüler richtig. In der Praxis klappt das Messen allerdings noch nicht ganz. Die etwas zu große Manschette mag nicht so recht auf den dünnen Armen der 14- und 15-Jährigen halten.
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Praktikum schon ausgemacht: Pflegeheim profitiert von Ausbildungstour
In einer abschließenden Frage-und-Antwort-Runde meldet sich Bella aus der achten Klasse. Sie habe bereits durch Verwandte und über Praktika in der Vergangenheit erste Erfahrungen sammeln können, erzählt das Mädchen. Sie würde in den Ferien gerne ein Praktikum im Haus Elisabeth machen. Von ihrer beruflichen Zukunft hat sie schon eine konkrete Vorstellung. „Ich möchte später einmal in der ambulanten Pflege arbeiten“, sagt die Mittelschülerin. Auch Marlen aus der Realschule Wolfratshausen nimmt einen positiven Eindruck mit nach Hause. „Es hat mir sehr gut gefallen“ sagt die Neuntklässlerin. „Ich möchte in der Altenpflege arbeiten, um den Menschen zu ermöglichen, ihren Lebensabend würdevoll und angenehm verbringen zu können.“
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Nach eineinhalb Stunden macht sich die Gruppe wieder auf den Weg. Heckler ist zufrieden. „Zwei Interessenten pro Gruppe sind in etwa der Durchschnitt“, sagt die Mitarbeiterin. Für sie möchte die Ausbildungsleiterin künftig konkrete Veranstaltungen wie Workshops oder Schnuppertage anbieten.