Explodierende Beiträge: Deutschlands größte Krankenkasse kündigt nächste Erhöhung an
Die größte deutsche Krankenkasse geht von weiteren Beitragserhöhungen in den kommenden Jahren aus. Der Chef der Krankenkasse sieht bis zu einer Grenze kein Ende.
München – Angekündigt war eine durchschnittliche Erhöhung der Zusatzbeiträge auf 2,5 Prozent, tatsächlich ist es dicker gekommen. Im Durchschnitt liegt der Zusatzbeitrag für die Krankenkasse im Jahr 2025 bei 2,9 Prozent. Das kommt auf den gesetzlich festgelegten Beitrag von 14,6 Prozent hinzu. Den Zusatzbeitrag bestimmen die Krankenkassen selbst.
Besonders deutlich erhöht hat zum Jahresende die Krankenkasse mit den meisten Versicherten in Deutschland, die Techniker Krankenkasse (TK). Seit Jahresbeginn liegt der Gesamtbeitrag bei 17,05 Prozent. 2024 war es noch bei 15,6 Prozent.
Krankenkassen-Chef erwartet weitere Erhöhungen der Beiträge: Bis 20 Prozent möglich
Damit soll es aber nicht vorbei sein. Der Chef der TK, Jens Baas, erwartet in den nächsten Jahrzehnten eine Erhöhung bis auf 20 Prozent, wenn keine Reformen kommen. Das sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er sei nicht optimistisch, dass es zu grundlegenden Reformen im Gesundheitssystem komme. „Die Politik will das nicht ändern, notwendige Umverteilungen oder Reformen sind eben alles andere als bequem“, sagte der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse.
Zu Jahresbeginn hat die überwiegende Zahl der 94 gesetzlichen Krankenkassen den Zusatzbeitrag kräftig auf im Schnitt 2,91 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens angehoben. Dieser kommt auf den allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns obendrauf. Der Durchschnitt aller Kassen liegt bei rund 17,5 Prozent. Der GKV-Spitzenverband war zuletzt davon ausgegangen, dass die Beiträge zur Krankenversicherung auch im nächsten Jahr weiter angehoben werden.
Krankenkassenbeitrag von 20 Prozent: Bei 3000 Euro brutto gehen 300 Euro allein an die Krankenkasse
Ein Krankenkassenbeitrag von 20 Prozent würde bedeuten, dass die Versicherten und ihre Arbeitgeber jeweils zehn Prozent des Bruttolohns einzahlen müsste. Bei einem Bruttoeinkommen von 3000 Euro sind das 300 Euro im Monat, die nur an die Krankenkasse gehen. Hinzu kommen noch die anderen Sozialversicherungen: 18,6 Prozent für die Rente, ein Pflegebeitrag von - je nach Familiensituation - zwischen 4,2 und 2,6 Prozent sowie der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung, der 2025 ebenfalls bei 2,6 Prozent liegt.

Zusammengerechnet ist das für eine kinderlose Person fast 23 Prozent des Gehalts, das für die jeweiligen Versicherungen bezahlt werden muss. Bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro sind das 687 Euro, die noch vor Steuern abgezogen werden. Der Arbeitgeber zahlt das gleiche nochmal.
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Dämpfung der Beiträge an Rente, Krankenkasse & Co. ist Wahlkampfthema
Auch wenn Jens Baas nicht an eine Reform der Krankenkasse glaubt: In den Wahlprogrammen gibt es Ideen, wie man die Sozialbeiträge insgesamt wieder senken könnte. Der große Wurf ist aber nicht dabei.
Die CDU verpflichtet sich zwar generell, die Sozialversicherungsbeiträge wieder unter die 40-Prozent-Marke bringen zu wollen; konkret wird sie aber nicht. Sie schreibt lediglich: „Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung zukunftsfest aufstellen. Dazu streben wir mehr Effizienz beim Einsatz von Beitragsgeldern an und stärken den Wettbewerb der Krankenkassen.“
Die Grünen wollen unter der Führung von Robert Habeck ähnlich wie die SPD eine Bürgerversicherung für Rente und Krankenkasse einführen, damit die Beitragseinnahmen gestärkt werden. In die Rentenkasse einzahlen sollen auch Abgeordnete und Beamte. Die Beitragsbemessungsgrenze soll reformiert werden, damit die Gesundheitskassen auch aus Kapitaleinnahmen Geld erhalten können. Die Beitragsgelder sollen also teilweise angelegt werden, damit sie höhere Renditen erzielen.
Die Grünen wollen auch mehr Steuermittel an die Sozialversicherungen geben, zum Beispiel, indem die Krankenkassenbeiträge für Bürgergeld-Empfänger aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.
SPD will Zwei-Klassen-Medizin abschaffen, FDP würde Arbeitslosengeld kürzen
Die SPD unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz will bei der Rente keine Kürzungen vornehmen und das Rentenniveau auf 48 Prozent stabilisieren. Damit sind höhere Beiträge für Arbeitnehmer aber vorprogrammiert. Bei den Krankenkassen würde die SPD den Versicherten einen Anspruch auf Beitragsreduzierungen zusprechen, wenn keine rechtzeitigen Facharzttermine für die gesetzlichen Patienten freiwerden.
Ein Weg, den die FDP vorschlägt: Arbeitnehmer sollen entscheiden können, ob sie lieber höhere Beiträge in die Arbeitslosenversicherung zahlen wollen oder lieber weniger Beiträge, die dann im Fall einer Arbeitslosigkeit auch mit weniger Anspruch auf ALG I einhergehen würde. Dadurch können Arbeitnehmer entscheiden, mehr netto zu haben. Bei den Krankenkassen würde die FDP anders als die anderen Parteien mehr auf die Ausgaben statt die Einnahmen schauen. Alles, was sich „nicht bewährt hat“ soll aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen werden. Versicherte, die eine gute Vorsorge betreiben, sollen weniger Beiträge zahlen können.