Landrätin Andrea Jochner-Weiß freut sich sehr, dass es endlich klappt mit dem Besuch in Kagnigbara in Togo/Westafrika. In dem Dorf haben Spender aus dem Landkreis Weilheim-Schongau nun bereits den Bau einer zweiten, der Pfaffenwinkel-Schule ermöglicht. Die Grundschule mit drei Klassenräumen für 200 Kinder ist bereits seit Herbst in Betrieb und wird am 13. Februar offiziell eröffnet.
Landkreis - Knapp 52.000 Euro hat Landrätin Andrea Jochner-Weiß gesammelt. „Es war nicht leicht, das Geld zusammenzubringen“, erklärt sie rückblickend. Doch sie konnte zahlreiche Firmen aus dem Landkreis Weilheim-Schongau motivieren, einen Beitrag für die Bildung von Kindern in Westafrika zu leisten. Damit wurde vergangenes Jahr in dem von Armut und hoher Arbeitslosigkeit geprägten Land, das zwischen Ghana und Benin und direkt am Golf von Guinea liegt, gebaut: ein Schulhaus mit drei Klassenzimmern, einem Direktorat und Lagerraum, Sanitäranlagen und Schulmöbeln. Für den Unterricht der mittlerweile staatlich anerkannten Schule stehen drei Lehrer und der Direktor zur Verfügung, zwei Lehrer finanziert der Staat, zwei die Dorfgemeinschaft. Um den Bau günstig zu halten, übernahmen Dorfbewohner Arbeiten, auch Grund und Baumaterial für das Fundament wurden von der Dorfgemeinschaft gestellt.
Dank an die Spender
Aus Datenschutzgründen kennt die Landrätin die meisten Sponsoren nicht, die Geld auf das Spendenkonto einer Stiftung überwiesen haben. Deshalb möchte sie sich auf diesem Weg herzlich bei allen für die großzügigen Zuwendungen bedanken, durch die Kinder die Chance bekommen, ein selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat zu führen.
Das afrikanische Namibia kennt sie von Urlaubsreisen, aber mit Togo hatte Andrea Jochner-Weiß bisher „noch keine Berührung“. Mit der Weilheimer Reise-Unternehmerin und ehemaligen Stadträtin Uta Orawetz fliegt sie nächsten Samstag für eine Woche nach Westafrika, begleitet von ihrer 87-jährigen Mutter und zwei weiteren Reisenden, die alle auf eigene Kosten eine kleine Rundreise durchführen.
„Der Bedarf ist so groß“, erklärt Jochner-Weiß ihr Engagement für das Schulhaus im abgelegenen Kagnigbara, 350 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé. Deshalb hat sie bei der Einweihung des 73-Millionen-Euro teuren Berufsschulbaus in Weilheim 2022 am Bau beteiligte und im Landkreis arbeitende Firmen gebeten, sich an dem Entwicklungshilfe-Projekt zu beteiligen. Angespornt hat sie dabei Landratskollege Stefan Rößle aus Donau-Ries, der für einen Schulhausbau in Afrika seinen Porsche verkaufte und mit Spenden bereits mehrere Schulbauten in Afrika ermöglichte.
Landkreis-Bürger unterstützen erneut
Bereits 2019 wurde in Kagnigbara mit Unterstützung vieler Bürger und Firmen aus dem Landkreis Weilheim-Schongau eine Schule ermöglicht. Damals organisierte Uta Orawetz das Projekt und steckte neben viel Herzblut über ihre beiden Reise-Unternehmen auch Geld in den Bau. Er wurde – wie auch der Bau 2024 – über die Stiftung Fly & Help von Reiner Meutsch („ein absolut seriöser Partner“) organisiert und vor Ort von der Togo-Hilfe gebaut.
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Der Westerwälder Meutsch ist Unternehmer im Ruhestand (ehemaliger Besitzer des Touristikunternehmens Berge & Meer) und baut Schulen für Kinder in Entwicklungsländern rund um den Globus. Um Sponsoren für seine Projekte zu gewinnen, veranstaltet er Shows mit internationalen Künstlern und Projektpräsentationen. Viermal war er bislang damit im Landkreis, zuletzt im Herbst vergangenen Jahres.
Bereits an der ersten Schule aus der Region, der Weilheimer Derpart-Schule, beteiligten sich viele Bürger finanziell, kauften symbolische Bausteine, organisierten Kinderfest und Flohmarkt, um Gelder zu erwirtschaften. Wenn Orawetz nun vor Ort ist, wird sie natürlich auch nach ihrer Schule schauen, nach den Folgeprojekten, die dort angestoßen wurden, der 80 Meter tiefe Brunnen und die Schulspeisung. Denn nichts wäre schlimmer, „als wenn Spendengelder versacken“, sagt sie.
Dass nun durch das Engagement der Landrätin eine weitere Schule in dem Dorf entstehen kann, erfüllt sie mit Freude. Denn schon bei einem ihrer vergangenen Besuche in Kagnigbara habe sich abgezeichnet, dass die Schulen dort, es sind insgesamt drei, aus allen Nähten platzen.
Orawetz wird, wie die anderen Reisenden auch, an der Eröffnungszeremonie am neuen Gebäude teilnehmen. Es war ihr ein Bedürfnis, auch für dieses Projekt einen Beitrag zu leisten. „Dabei wird ein Huhn geschlachtet“, erzählt sie von der letzten Eröffnungsfeier. Diese sei zwar „ein bewegendes Erlebnis“ gewesen mit Tänzen, Musik und Essen als Ausdruck der Freude über das neue Schulgebäude. Auf die Zeremonie mit dem Huhn hätte sie jedoch gerne verzichtet. Diesmal wird ein Schild mit der Aufschrift „Pfaffenwinkel-Schule“ angebracht. Landrätin Andrea Jochner-Weiß fand diese Bezeichnung passend für die von hiesigen Bürgern und Firmen finanzierte Einrichtung. Darauf abgebildet ist auch das Pfaffenwinkel-Herz aus dem Logo des gleichnamigen Tourismusverbands.
Weiter Schulprojekte geplant
Orawetz und Jochner-Weiß wollen weitere Projekte der Stiftung Fly & Help unterstützen, damit Kinder rechnen, schreiben und lesen lernen, die Basis für einen weiteren Schulbesuch. Und sie haben offenbar bereits ein weiteres Projekt im Auge, über das sie aber noch nicht mehr verraten möchten. Verbunden mit ihrer Reise nach Togo, das einst deutsche Kolonie war, unternimmt die Delegation aus dem Landkreis eine kleine Rundreise. Es geht in einen Nationalpark und zu einer UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte mit landestypischen Lehmhäusern.
Wer für Schulprojekte von Fly & Help spenden möchte, kann das bei der Westerwald Bank eG, Volks- und Raiffeisenbank tun. IBAN: DE 94 5739 1800 0000 0055 50, BIC: GENODE51WW1. Wichtig: Bei Verwendungszweck 1 „Landkreis Weilheim-Schongau“ angeben, damit die Spenden einem Sammelkonto zugeordnet werden können.
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