Rätsel um sechs AfD-Todesfälle: X-Beiträge befeuern Verschwörungstheorien – Parteivize reagiert
Sechs AfD-Politiker sterben vor der NRW-Wahl. Manche im Netz meinen, das gehe nicht mit rechten Dingen zu. Alice Weidel mischt sich ein. Was bekannt ist.
Berlin – In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der verstorbenen AfD-Politiker vor der Kommunalwahl mittlerweile auf sechs gestiegen. Im Internet kursieren derweil zahlreiche Spekulationen. Einige User behaupten, dass in Deutschland politische Morde begangen würden. AfD-Chefin Alice Weidel teilte zuletzt auf X einen Beitrag, der besagt, dass die Anzahl der toten AfD-Politiker in NRW „statistisch fast unmöglich“ sei. Auch Elon Musk verbreitete diese Nachricht.
Die Gerüchte um die verstorbenen AfD-Politiker in Nordrhein-Westfalen verbreiten sich rasch und erreichen ein großes Publikum. Kay Gottschalk, der stellvertretende Landesvorsitzende der Partei, bemüht sich, den Verschwörungstheorien entgegenzutreten. Auch die Polizei versucht, die Situation zu beruhigen und sieht keine Hinweise auf Fremdverschulden.
Tote AfD-Politiker in NRW: Vor Kommunalwahl machen Verschwörungen die Runde
Zwei Wochen vor der NRW-Wahl sorgte der Tod von vier AfD-Kandidaten für Aufsehen. Am Montag, dem 1. September, erklärten die Polizeibehörden, dass es derzeit keine Anzeichen für Fremdeinwirkung gebe. Zudem seien auch Kandidaten anderer Parteien und Wählervereinigungen nach ihrer Nominierung verstorben. Mindestens zehn solcher Fälle seien insgesamt bekannt. Neben den vier bekannten Todesfällen in der AfD bestätigte ein Sprecher laut Politico den Tod von zwei weiteren Kandidaten von der Reserveliste.
Gottschalk erklärte im Berlin Playbook Podcast, dass das, was ihm vorliege, „bestätigt zumindest diese Verdachtsmomente im Moment nicht“. Dennoch sollten die Fälle untersucht werden, „ohne gleich in ein verschwörungstheoretisches Fahrwasser zu kommen“.
Partei-Vize äußert sich zu AfD-Todesfällen – „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“
Gottschalk äußerte sich auch bei Welt zu den AfD-Todesfällen und betonte: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Im rechten Spektrum wurden die Ereignisse mit falschen Aussagen von Weidel angereichert. Ein Sprecher von Weidel stellte klar, dass sie die Vorfälle nie als „Weckruf“ bezeichnet habe. Trotzdem verbreiten sich die Verschwörungserzählungen weiter.

Der Landesverband der AfD berät bereits seit mehreren Tagen über das Thema. Gottschalk betonte, dass er von „voreiligen Schlüssen“ nichts halte. Er empfinde Annahmen aus der Ferne als „befremdlich“. Auf die Frage, wie sich die Todesfälle auf die Wahl auswirken könnten, wollte er keine Prognose abgeben. Eine Politico-Redakteurin meinte, dass die Entwicklung zum Narrativ der Partei passe, indem sie oft zweideutige Aussagen offenlasse, um Spielraum für Interpretationen zu bieten. Sie spekulierte, dass die Todesfälle der AfD möglicherweise zusätzliche Stimmen einbringen könnten.
Vor NRW-Wahl: Wegen AfD-Todesfällen verlieren Wahlscheine Gültigkeit
In einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mit über 18 Millionen Einwohnern treten bei den Kommunalwahlen Tausende Kandidaten an. Das Innenministerium von NRW teilte mit, dass auch Kandidaten anderer Parteien nach ihrer Nominierung verstorben seien. Diese Todesfälle haben Auswirkungen auf die Wahl: Stimmzettel müssen neu gedruckt werden und Briefwähler müssen erneut abstimmen, da die bereits ausgestellten Wahlscheine ihre Gültigkeit verlieren.
Da die Kommunalwahlen in NRW von den jeweiligen Kommunen eigenverantwortlich durchgeführt werden, besteht keine Meldepflicht solcher Todesfälle gegenüber der Landeswahlleiterin. Ein umfassender Überblick ist daher nicht vorhanden. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass die Anzahl der Todesfälle signifikant erhöht sei. Das Kommunalwahlgesetz sieht vor, dass eine Nachwahl möglich ist, wenn ein Bewerber vor dem Wahltag verstirbt. Diese Nachwahl kann, sofern es der Zeitplan erlaubt, auch am Tag der eigentlichen Kommunalwahlen stattfinden. (fbu)