Nach Rundumschlag: Kanzler Merz nennt Habecks Abschied „peinlich“
Habeck hat sich mit scharfer Kritik an einzelnen Unionspolitikern aus der aktiven Politik verabschiedet. Jetzt sagt der Kanzler, was er davon hält.
Berlin – Es sind harte Worte des Bundeskanzlers Friedrich Merz: „Ich habe es als unangenehm empfunden, ich habe es als auch als peinlich empfunden“, kritisiert Merz den früheren Vizekanzler Robert Habeck für die Art seines Abschieds aus der aktiven Politik. Der CDU-Vorsitzende äußerte sich zu Habeck in einem Interview für die Sat.1-Sendung „newstime“, die am Dienstagabend (2. September) ausgestrahlt werden soll. „Er hat damit Charakterzüge gezeigt, die wir immer schon vermutet haben.“
Hintergrund: Der Grünen-Politiker Habeck hatte sein Ausscheiden aus dem Bundestag in einem Interview der taz angekündigt und darin auch scharfe Kritik an führenden Unionspolitikern geäußert. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) bezeichnete er als Fehlbesetzung: „Sie war noch nie in der Lage, Dinge zusammenzuführen. Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten.“
Rundumschlag gegen die Union: Söder und Habeck liefern sich Schlagabtausch wegen Wurst-Kommentar
Damit war Habeck aber mit seinem Rundumschlag noch nicht fertig. Denn über den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder sagte er: „Dieses fetischhafte Wurstgefresse von Markus Söder ist ja keine Politik.“ Kein Wunder, dass es von Merz nun ebenfalls harte Kritik gibt. Merz sagte, Habeck sei für ihn „zwar streckenweise ein interessanter Gesprächspartner“ gewesen. „Aber so wie er sich verabschiedet hat, muss ich sagen, so möchte ich es bei politischen Freunden nicht sehen und so möchte ich es auch bei mir nicht sehen.“

Auch Söder teilte nach dem Wurst-Kommentar gegen Habeck aus: Er wünsche Habeck „viel Glück außerhalb der Politik“, sagte Söder der Bild-Zeitung Ende August und fügte hinzu: „Denn in der Politik war er ja sehr erfolglos.“ Söder sagte an die Adresse Habecks: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg.“ Söder werde „weiterhin mit Freude bayerische Weiß- und fränkische Bratwürste essen.“
Nur 11,6 Prozent bei Bundestagswahl: Bruch der Ampel-Koalition brachte Habeck persönliche „Niederlage“
Habeck gehörte seit 2021 dem Bundestag an. In der Zeit der Ampel-Regierung war er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler. Zuvor war er seit 2018 Parteichef der Grünen gewesen. Bei der Bundestagswahl im vergangenen Februar war Habeck für die Grünen als Kanzlerkandidat angetreten. Zwar wurde er selbst erneut ins Parlament gewählt; das Wahlergebnis von nur noch 11,6 Prozent verstand er jedoch auch als persönliche Niederlage.
Habecks Lebenslauf im Überblick: Von Familienstand über politische Ämter
Geburstag | 2. September 1969 in Lübeck (56 Jahre alt) |
Familienstand | Verheiratet mit Andrea Paluch, 4 Söhne (davon Zwillinge) |
Ausbildung | Dr. phil., Studium Philosophie, Germanistik, Philologie |
Grünen-Mitglied | Seit 2002 |
Grünen-Bundesvorsitzender | 2018 bis 2022 |
Vizekanzler und Wirtschaftsminister | Dezember 2021 bis April 2025 |
Der 1969 in Lübeck geborene Habeck ist neben seiner politischen Arbeit gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch als Schriftsteller tätig. Vor seinem Einstieg in die Bundespolitik war der Vater von vier Söhnen unter anderem Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident in Schleswig-Holstein. Für Habeck rückt die 26-jährige Grünen-Politikerin Mayra Vriesema in den Bundestag nach. Habeck kündigte derweil an, er wolle nun zunächst „an verschiedenen ausländischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen forschen, lehren und lernen“.
Rückkehr in die Politik nicht ausgeschlossen: Umfrage zeigt Wählermeinung zu Habeck-Comeback
Eine spätere Rückkehr in die Politik hat Habeck bislang nicht ausgeschlossen. Eine neue Umfrage zeigt nun, was die Wähler davon halten würden: Gut ein Drittel der Deutschen fände es einer Forsa-Umfrage zufolge gut, wenn der ehemalige Vizekanzler und Wirtschaftsminister in einigen Jahren in die Politik zurückkehren würde.
35 Prozent würden ein Comeback Habecks begrüßen, ergab die Befragung im Auftrag des Magazins Stern. 55 Prozent lehnen dies ab. Gefragt wurde nach einer möglichen Rückkehr „in einigen Jahren“. Unions-Anhänger wollen Habeck mehrheitlich zu 61 Prozent nicht noch einmal in der Politik sehen, 28 Prozent der CDU/CSU-Wähler allerdings doch. Auffällig ist auch der Unterschied nach Geschlechtern: 42 Prozent der Frauen fänden ein Comeback Habecks gut, aber nur 28 Prozent der Männer. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte dazu Ende August 1004 Menschen. (bg/dpa)