Banker gehen deutlich früher in Rente als alle anderen

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Das offizielle Renteneintrittsalter liegt in der Schweiz bei 65 Jahren. Doch gut verdienende Beschäftigte in der Finanzbranche gehen im Durchschnitt deutlich früher in Rente.

Bern - In der Schweiz können Männer offiziell mit 65 in Rente gehen. Für Frauen wird das Rentenalter schrittweise von 64 auf 65 Jahre angehoben. Erst Frauen ab Jahrgang 1964 müssen wie die Männer bis 65 arbeiten.

Die Realität kommt dem sehr nahe. Wie die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, lag im Jahr 2022 das durchschnittliche Alter beim Austritt aus dem Arbeitsmarkt bei 64,8 Jahren. 2017 war mit 65,8 Jahren ein Höchststand erreicht worden. In diesen Zahlen sind auch die Selbständigen enthalten, die oft länger erwerbstätig sind.

Schweizer Banker gehen am frühesten in Rente: Erwerbstätige der Finanzbranche setzen sich im Schnitt mit knapp 63 Jahren zur Ruhe

Allerdings gibt es offenbar große Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen. „Erwerbstätige in der Land- und Forstwirtschaft bleiben überdurchschnittlich lange auf dem Arbeitsmarkt aktiv“, schreibt die BFS. „Demgegenüber treten Erwerbspersonen aus den Wirtschaftsabschnitten Kredit- und Versicherungsgewerbe deutlich früher aus dem Arbeitsmarkt aus.“

Rentner sitzen auf einer Sitzbank schauen auf den Vierwaldstättersee
In der Schweiz gehen die Beschäftigten im Schnitt im 64,8 Jahren in den Ruhestand, Banker dagegen wesentlich früher. © Geisser/imago

Das BFS liefert auch konkrete Zahlen, bezogen auf den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020. Demnach gingen die Erwerbstätigen im Finanzsektor im Schnitt mit 62,8 Jahren in Pension. Weniger als die Hälfte arbeitet bis zum Alter von 65 Jahren. Dies ist der niedrigste Wert aller gelisteten Branchen. Mit durchschnittlich rund 67,5 Jahren gehen die Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft am spätesten in Rente.

Schweizer Banker gehen am frühesten in Rente: Eine Ursache sind die Umstrukturierungen in der Branche

Das BFS nennt keine Gründe für die vielen Frühpensionierungen bei Banken und Versicherungen. Natalia Ferrara, Geschäftsführerin des Bankpersonalverbands, verweist gegenüber der Schweizer Tageszeitung Blick auf die zahlreichen Restrukturierungen, die in den letzten Jahren in der Branche durchgeführt wurden. Diesen fielen oft langjährige Mitarbeitende zum Opfer, die wenige Jahre vor der Pensionierung standen und für die eine berufliche Neuorientierung sehr schwierig gewesen wäre.

Da den Betroffenen statt eines Sozialplans oft eine Frühpensionierung angeboten wurde, sei die hohe Zahl der Frühpensionierungen nicht ganz freiwillig, so Ferrara. „Die hohen Löhne in unserer Branche tragen sicher dazu bei, dass sich viele Banker frühpensionieren lassen“, schränkt sie jedoch ein.

Schweizer Banker gehen am frühesten in Rente: Gewerkschaft kritisiert hohe Frühpensionierungsquote

Gabriela Medici, Sozialversicherungsexpertin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, kritisiert in der Blick die hohe Frühpensionierungsquote bei Banken und Versicherungen. „Damit ziehen sich ausgerechnet Beschäftigte jener Branchen, die mit unseren Pensionskassenvermögen Geld verdienen, überdurchschnittlich früh aus dem aktiven Erwerbsleben zurück.“

Wer bei einer Bank oder Versicherung arbeite, sei in der Regel nicht auf die Alters- und Hinterlassenenversicherung angewiesen, so Medici weiter. Die Pensionskasse-Renten dieser Frühpensionierten seien viel höher als die Renten derjenigen, die bis zum regulären Rentenalter arbeiten müssten.

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