Nach Nein mit Ausrufezeichen: Reaktionen auf Ergebnis des Bürgerentscheids

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Viele fleißige Helferinnen und Helfer zählten am Sonntagabend nach 18 Uhr in Geretsried insgesamt 9528 abgegebene Stimmzettel aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,7 Prozent. © Stadt Geretsried

Die Projektleiterin ist „tief enttäuscht“, der Sprecher der IG Wald spricht von einem „großartigen Ergebnis“. Erste Reaktionen zum Ausgang des Bürgerentscheids in Geretsried.

Geretsried – Die Würfel sind gefallen: Im Geretsrieder Stadtwald wird kein privates Sportgymnasium gebaut. Das haben die Geretsrieder am Sonntag in einem Bürgerentscheid entschieden. Das vorläufige Endergebnis ist überdeutlich: Zum Ratsbegehren („Ja zu Bildung, ja zu Sport“) sagten 2938 Urnengänger Ja, 6191 sagten Nein, 399 abgegebene Stimmen waren ungültig. Die Frage des Bürgerentscheids („Erhalt des Stadtwaldes zwischen Hallenbad und Ahornweg?“) beantworteten 6094 Wähler mit Ja und 2994 mit Nein – 440 Stimmzettel waren ungültig.

Stichfrage: 6.312 Stimmen für Stopp der Planungen

Bei der Stichfrage („Fortführung der Planungen zur Ansiedlung der Sportschule/des Sportgymnasiums Geretsried oder Stopp der Planungen für den Neubau eines Sportgymnasiums“) votierten 2810 Geretsrieder für die Fortführung, 6312 für den Stopp der Planungen, 406 Stimmen waren ungültig. Somit steht fest: Am anvisierten Standort wird keine private Sportschule errichtet. Da es nach offizieller Darstellung der Stadt keinen Alternativstandort gibt, ist das Projekt mutmaßlich vom Tisch. Das endgültige Ergebnis des Bürgerentscheids stellt der Abstimmungsausschuss laut Thomas Loibl, Pressesprecher der Stadt, an diesem Montag in einer öffentlichen Sitzung um 11 Uhr im Rathaus fest. Mit insgesamt 9528 Stimmen lag die Wahlbeteiligung am Sonntag bei 47,7 Prozent.

Bürgermeister Müller: „Vertrauen untereinander belastet“

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Um 20.30 Uhr erklärte Bürgermeister Michael Müller in einer schriftlichen Stellungnahme: „Wir haben heute in unserer Stadt einen entscheidenden Moment erlebt: Unsere Bürgerinnen und Bürger haben sich klar und deutlich gegen die Ansiedlung der geplanten Sportschule ausgesprochen. Diese Entscheidung ist ein eindrucksvolles Zeugnis unserer demokratischen Werte. Ob nun Gegner oder Befürworter, dieses Ergebnis gilt es zu respektieren. Das gilt selbstverständlich auch für die Stadträte, die in der Sportschule eine große Chance für Geretsried gesehen und an die positiven Auswirkungen für die Gemeinschaft geglaubt haben. Das Gremium ist dabei den Vorgaben des Bürgerleitbilds gefolgt. Inwieweit diese Zielsetzungen künftig noch tragfähig sein können, werden wir neu bewerten müssen.“

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, erneut eine Kultur des konstruktiven und respektvollen Dialogs zu schaffen.

Das Engagement der Bürger – für oder gegen das Vorhaben – zeige „ihre tiefe Verbundenheit mit unserer Stadt und ihr Interesse an unserer Zukunft“. Müller: „Genau dieses Engagement ist das Fundament einer lebendigen Demokratie. Leider mussten wir in den vergangenen Wochen auch erleben, wie Debatten in unserer Zeit überlagert werden können. Es wurden teilweise Worte gesprochen und Dinge gesagt, die die Grenzen eines guten Miteinanders streiften oder gar überschritten. Dieses Verhalten hat nicht nur den sachlichen Dialog erschwert, sondern auch das Vertrauen untereinander belastet. Als Bürgermeister appelliere ich an alle Beteiligten, diese Erfahrungen ernst zu nehmen und als Chance zur Selbstreflexion zu nutzen. Die Wochen bis Weihnachten bieten hierzu sicherlich die eine oder andere passende Gelegenheit. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, erneut eine Kultur des konstruktiven und respektvollen Dialogs zu schaffen.“

IG-Sprecher Laumont nennt das Ergebnis „großartig“

Thomas Laumont, Sprecher der IG Wald, sagte in einem Telefongespräch mit unserer Redaktion: „Ich freue mich sehr, dass wir den Weg, den wir so furios angefangen haben mit der Unterschriftensammlung, konsequent weitergehen konnten und dass sich die Bürgerinnen und Bürger nicht haben verwirren lassen durch diesen relativ komplizierten Stimmzettel. Das es jetzt so eindeutig ausgegangen ist, finde ich großartig. Die Gegenseite hat ja keine Gelegenheit ausgelassen, nochmal Werbung zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass es ein Sammelsurium von Argumenten war, weshalb die Bürger letztlich in unserem Sinn abgestimmt haben.“

Das Ergebnis spricht laut Laumont „auch für die Bürger, ganz klar“. Der IG-Wald-Sprecher: „Das sind tolle Bürger, die auch dazu stehen: Was sie in der Unterschriftensammlung angekündigt haben, das haben sie jetzt konsequent zu Ende gebracht. Ich danke allen in der IG-Wald, allen finanziellen Unterstützern und allen Bürgerinnen und Bürgern dafür, dass sie so abgestimmt haben, wie wir es vorgeschlagen haben.“

Projektleiterin Hennekes: „Entscheidung trifft uns tief“

Schriftlich äußerte sich am Sonntagabend auch Ute Hennekes, Prokuristin der München Süd Sportschule GmbH: „Mit großer Enttäuschung nehmen wir das Ergebnis des Bürgerentscheids zur Kenntnis. Die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger, die Sportschule Geretsried nicht an diesem Standort realisieren zu können, trifft uns tief. Insbesondere weil sie ein Projekt war, das für viele Generationen von Kindern und Jugendlichen sowie für die gesamte Stadt und Region einen echten Mehrwert geschaffen hätte.“

Auf Nachfrage unserer Redaktion sagte Hennekes um 22.15 Uhr: „Leider fehlen mir heute Abend die Worte. Es tut mir wirklich unglaublich leid, da es eine große Chance für unsere Kinder und vor allem für Geretsried gewesen wäre. Schade, schade.“

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