Die Wirtschaft im Oberland ist „weiter auf Talfahrt“: Zu dieser düsteren Erkenntnis kommt die jüngsten IHK-Umfrage. Wegen der pessimistischen Aussichten für die nächsten Monate sei die Bereitschaft zu Investition eingebrochen.
Region - Die IHK für München und Oberbayern hat für ihren jüngsten Konjunkturbericht Anfang bis Mitte Januar 2025 zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Miesbach befragt. Der Bericht wird drei Mal im Jahr veröffentlicht. Aktuell sieht die Stimmungslage in den Unternehmen nicht rosig aus.
Aktuelle IHK-Umfrage: Wirtschaft im Oberland kommt aus der Talsohle nicht heraus, die Stimmung hat sich weiter verschlechtert
„Die Wirtschaft im Oberland kommt aus der Talsohle nicht heraus, die Stimmung hat sich weiter eingetrübt“, lautet das wenig erbauliche Fazit der Kammer. Der regionale IHK-Konjunkturindex gebe um weitere vier Zähler nach und liege mit 96 Punkten „deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt“ von 118 Punkten. Konkret heißt dies laut IHK für die Oberland-Wirtschaft: „Die Geschäftslage hat sich verschlechtert, der Pessimismus in der Wirtschaft mit Blick auf die kommenden Monate nimmt zu.“ Vor allem die anhaltend schwache Nachfrage in Deutschland selber sowie eine hohe „wirtschaftspolitische Unsicherheit“ würden die Unternehmen unter Druck setzen, teilt die IHK für München und Oberbayern kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar mit.
Preissteigerungen bis weniger Nachfrage
Die Geschäftslage habe sich das fünfte Mal in Folge verschlechtert. Gut ein Viertel der Unternehmen bezeichnet laut IHK die Situation als schlecht, etwa ein Drittel als gut. Rund zwei Drittel der Unternehmen beklagen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren die ausbleibende Kundennachfrage. 63 Prozent geben hohe Energiepreise als Belastung an, ermittelte die Kammer in ihre Umfrage. Damit hätten bis auf den Personalmangel alle abgefragten Belastungen zugelegt.
Keine Belebung erwartet
Besser wird es wohl in nächster Zeit nicht werden. Eine Belebung ihrer Geschäfte erwarten laut IHK die Unternehmen in den kommenden Monaten nicht. Im Gegenteil: Die Geschäftserwartungen gingen weiter zurück, heißt es.. „Es rechnen doppelt so viele Unternehmen mit einer Verschlechterung (28 Prozent) als mit einer Verbesserung (14 Prozent) ihrer Geschäfte“, teilt die für das Oberland zuständige Industrie- und Handelskammer mit..
Viele Risiken befürchtet
Die befragten Unternehmen in der Region hätten auch viele Risiken genannt. An erster Stelle stehen gemäß IHK-Bilanz „die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“. Das gaben 74 Prozent der Unternehmen gaben dies an, was ein neuer Höchstwert sei.. Die schwache Inlandsnachfrage wird erneut von 60 Prozent der Betriebe als Risiko eingestuft und die Arbeitskosten von 54 Prozent, während der Arbeitskräftemangel (45 Prozent) „in den Hintergrund tritt“. Die Sorge vor hohen Energie- und Rohstoffpreisen (49 Prozent) nehme dagegen wieder zu.
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Unzufrieden mit Wirtschaftspolitik
Die „hohe Unzufriedenheit hinsichtlich der Wirtschaftspolitik“, so die IHK, sowie die anhaltende Nachfrageschwäche „lassen die Investitionsbereitschaft regelrecht einbrechen“, wie die Kammer warnt: Nur neun Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten, 29 Prozent wollen weniger investieren und 16 Prozent aktuell gar nicht. Selbst während der Energie- und Corona-Krise sei die Investitionszurückhaltung nicht so ausgeprägt wie aktuell gewesen.
Die pessimistische Einschätzung hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Nur zwölf Prozent der Befragten wollen laut IHK neue Stellen aufbauen. Hingegen immerhin 18 Prozent wollten bestehende Jobs reduzieren.
Bürokratie und hohe Kosten
Klaus Bauer, Sprecher des IHK-Forums für die Region Oberland und Weilheimer Unternehmer, findet deutliche Worte: „„Leider steckt unsere Wirtschaft in der Krise fest. Die Stimmung in den Unternehmen liegt weiter am Boden.“ Bauer nennt „die Belastungen durch ausufernde Bürokratie, hohe Kosten und fehlende Nachfrage“, die konstant hoch bleiben würden. Der IHK-Vertreter macht kurz vor der Bundestagswahl klar: „Die Erwartungen der Wirtschaft an die neue Bundesregierung sind entsprechend hochgesteckt. Vor allem muss die künftige Koalition die Wirtschaftspolitik entschieden auf Wirtschaftswachstum ausrichten und dafür die richtigen Turbos zünden. Wirtschaftswachstum muss zur Chefsache werden.“
IHK-Vertreter Bauer fordert Impulse
Laut Bauer können mit dem Setzen der richtigen Hebel deutliche Wachstumsimpulse gegeben werden: „Es braucht eine geringere Steuer- und Abgabenlast sowohl für Beschäftigte als auch Unternehmen sowie einen starken, noch mehr integrierten EU-Binnenmarkt. Und auch ein umfassender Bürokratieabbau gehört auf der Tagesordnung ganz nach oben.“ Bauer verweist auf eine ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern, wonach allein ein Abbau von bürokratischen Vorschriften pro Jahr bis zu 146 Milliarden Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung in Deutschland generieren würde.
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