Autorin und Model Monica Meier-Ivancan: Vorlesen kann der Grundstein für ein erfülltes Leben werden

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Stiftung-Lesen-Botschafterin Monica Meier-Ivancan: Bücher sind unterschätzte Werkzeuge, die besonders Kindern bei der Integration in Schulen helfen könnten. © Jasmin Breidenbach

Autorin, Model und Stiftung-Lesen-Botschafterin. Monica Meier-Ivancan hält Lesen für immens wichtig und appelliert, Kindern vorzulesen.

Landkreis – Diese Zahlen lassen aufhorchen: Laut der LEO-Studie der Universität Hamburg von 2018 können in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen nicht richtig lesen und schreiben. Das schlechte Abschneiden bei der jüngsten Pisa-Studie und immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund lassen einen Ruf immer lauter werden: Mehr lesen muss das Land.

Ab nächstem Schuljahr werden Schüler in Bayern laut Kultusministerium mehr Deutsch- und Mathematikstunden erhalten. Diese Entscheidung traf das bayerische Kabinett im Frühjahr, um das schlechte Abschneiden der Schüler bei der Pisa-Studie aufzufangen. Kritiker monieren, dass das auf Kosten des Kunst-, Musik- und Englischunterrichts ginge. Allerdings sehen viele Eltern hier auch eine Chance für ihre Kinder. Die Stiftung-Lesen-Botschafterin Monica Meier-Ivancan, die südlich von München lebt, gehört zu diesen Menschen. Unsere Redaktion hat bei ihr nachgefragt, warum sie (Vor-)Lesen für so wichtig hält.

Model Monica Meier-Ivancan: Mehr lesen und vorlesen

Seit Jahren unterstützt Autorin und Model Monica Meier-Ivancan die Idee, dass sich Lesen, besonders auch das Vorlesen, bei Kindern und Jugendlichen äußerst positiv auf deren Sprach- und Schreibentwicklung auswirkt. Das sei besonders der Fall, wenn man aus einer Familie mit Migrationshintergrund käme, was auch bei Meier-Ivancan der Fall war. Ihre Eltern zogen in den 70ern aus Kroatien nach Deutschland.

„Ich hatte nicht das Glück, dass meine Eltern mir Geschichten vorgelesen haben. Meine Mutter konnte damals noch kein Deutsch lesen“, erinnert sich Meier-Ivancan. „Bei uns daheim wurde erst nur Kroatisch gesprochen. Das Deutsch mussten wir erst noch lernen.“

Die Liebe zum Lesen entdeckte Meier-Ivancan allerdings trotzdem sehr früh. „Ich hatte das ganz große Glück, in der Nähe einer wirklich wunderbaren Bücherei zu leben. Immer mittwochs gab es eine Vorlesestunde, und da war ich immer dabei.“ Dort sei es auch gewesen, wo sie Zuhören lernte und ein Gefühl für die Sprache entwickelte. Deshalb sei das Vorlesen auf Deutsch unglaublich wichtig.

Deutsch lernen mit (Vor-)Lesen

Die erweiterten Schulstunden in Mathematik und Deutsch unterstützt Meier-Ivancan. „Da bin ich voll dafür. Ich habe schon gemerkt, dass es auf alle Fälle für das Unterrichtsfach Deutsch Bedarf gibt.“ Sie selbst hatte Spaß an Mathematik, Deutsch war jedoch schwierig: „Ich hatte eher Schwierigkeiten in Deutsch wegen des sprachlichen Hintergrunds meiner Eltern.“ Deshalb könne sie es gut verstehen, wenn Kinder mit Migrationshintergrund auch manchmal weniger Spaß an der neuen Sprache Deutsch hätten.

„Vielleicht macht es auch Sinn, Deutsch etwas spaßig rüberzubringen und tolle Geschichten zu erzählen“, erklärte Meier-Ivancan. „Wenn man viel hört und liest, kann man sich neben Fantasie auch die Sprache gut aneignen.“ Da spreche sie aus Erfahrung. Aber an der Zeit fürs Vorlesen hapert es wohl. Laut der Bildungsstudie Vorlesemonitor lesen 37 Prozent der Eltern von Kindern im Alter von ein bis acht Jahren gar nicht oder nur selten vor. Die Zahlen der Pisa-Studie 2022 zeigen, dass 26 Prozent der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler nicht über eine ausreichende Lesekompetenz verfügen würden. Die Jahre ohne oder mit zu wenig Vorlesen seien eine große verpasste Chance, warnen Bildungsbeauftragte.

„Meine Kinder bekommen in der Schule auch gesagt, dass Hausaufgaben zwar wichtig sind, aber der Fokus liegt beim Lesen und Vorlesen“, so die Zweifach-Mama. „Bei Stiftung Lesen machen wir viele Vorlesestunden in Kindergärten und Schulen. Das ist einfach besonders wichtig.“

Die Liebe zum Lesen inspirierte Meier-Ivancan, selbst Bücher zu schreiben. Inzwischen teilt sie Tipps zum besseren Wohlbefinden, zu gesunder Ernährung und Lebensfreude. Ein wichtiger Infopool für sie: die täglichen Nachrichten. „Ich lese auch international und schaue, was die Trends sind. Und dann ist da die Kraft und Power der Natur. Wenn ich mit meinem Hund Bruno spazieren gehe, kann ich gut entspannen und nachdenken. Und das inspiriert mich dann sehr, Themen für meine Bücher zu finden“, sagte Meier-Ivancan.

Menschen „lesen“ lernen

Aber auch das Zusammenleben mit Menschen profitiere vom Lesen. „Man muss nicht nur Informationen lesen, sondern man muss auch Menschen und deren Bedürfnisse lesen können. Das lernt man beim Zuhören, wenn man vorgelesen bekommt“, ist Meier-Ivancan überzeugt.

„Meine Botschaft ist, dass Eltern, denen es gut geht, die gut Deutsch lesen können, sich vielleicht engagieren und in Kindergärten und Schulen mal anbieten, in einer Freistunde vorzulesen“, schlug Meier-Ivancan vor. Besonders weil Lehrer oft sehr gefordert würden, würden sich Schulen über so ein Angebot freuen. Überhaupt sollte man versuchen, Kindern und Jugendlichen Bücher als eine Art Freund vorzustellen. Das sei eine Beziehung, die ein Leben lang halten würde.

Laut Stiftung Lesen gebe es unzählige gute Gründe, Kindern vorzulesen. Einige der wichtigsten haben mit wertvoll verbrachter Zeit zwischen Kindern und Eltern zu tun. Das Vorlesen ermögliche regelmäßige Begegnungen mit neuen Wörtern. Vorlesen stärke die Konzentration von Kindern. Außerdem gebe es den Kindern Ansporn, selbst schnell lesen zu lernen. Es schaffe auch die ideale Grundlage, Kreativität zu fördern und Sprachen zu lernen. Kinder mit Vorleseerfahrung seien nicht nur besonders klug, sie würden sich auch in allen weiteren Schulfächern leichter tun.

Bücher als Lebenskonstante

„Wenn Leute und Kinder von einem Buch angefixt sind, dann wollen sie das Buch nicht mehr weglegen und bleiben dabei“, bekräftigte Meier-Ivancan. „Bücher sind auch eine konstante Sache im Leben. Bücher bleiben. Und wenn die Zeiten unruhig sind, wie jetzt gerade, dann trösten die Geschichten und die Helden in den Büchern. Sie bringen uns in eine bessere Welt.“

Die Autorin selbst liest sehr gerne Biografien über das Leben berühmter Menschen. Sie sehe Bücher als eine Art Werkzeug, das meist unterschätzt werde. „Bücher lassen uns träumen“, schwärmte sie. „Wenn man das erkennt, dann sieht man sie als Geschenk. Und das ist dann wirklich wunderschön.“

Stiftung Lesen

„(Vor-) Lesen schenkt Zukunft.“ Die Stiftung Lesen bietet Vorlese- und Leseboxen für Kitas und Grundschulen an, die als Spende und personalisiert gekauft werden können. Eine Box kostet 250 Euro und enthält 20 sorgfältig ausgewählte Titel entweder für Kita-Kinder oder Grundschüler. Die gespendete Lesebox kann persönlich an Schulen oder Kitas abgegeben werden.

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