Bei Papst-Beerdigung richten sich sorgenvolle Blicke auf Trump – „Wie weit wird er gehen?“
Donald Trump reist zur Beerdigung von Papst Franziskus. Zahlreiche weitere Staatschefs sind vor Ort. Macht der US-Präsident die Beisetzung zum Diplomatie-Gipfel?
Rom – Am Samstag sind alle Blicke auf Rom gerichtet. Die Beerdigung von Papst Franziskus wird zu einem echten Weltereignis. Rund um den Globus werden die Trauerfeierlichkeiten zu Ehren des verstorbenen Pontifex im TV übertragen. Aber nicht nur Gläubige aller Welt schauen auf die Ereignisse im Vatikan. Denn die prominente Gästeliste bietet Raum für Spekulationen.
Die großen Namen der Politik reisen nämlich am Samstag nach Rom, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen. In der deutschen Delegation fliegen etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz mit. Auch CSU-Chef Markus Söder ist dabei – allerdings eher in der zweiten Reihe. Mit besonderer Spannung wird allerdings der Besuch von US-Präsident Donald Trump erwartet. Dessen Vize, JD Vance, war noch am Tag vor Franziskus‘ Tod der letzte Staatsbesucher, den der Pontifex empfangen hatte.
Donald Trump bei Beerdigung von Papst Franziskus – Gedenken oder Diplomatie-Event?
Trumps Besuch umgibt eine gewisse Aura der Spannung. Bereits im Vorfeld der Beerdigung wurde fleißig spekuliert, was im Hintergrund der Veranstaltung alles passieren könnte. Spannungsfelder, die es aufzulösen gilt, gäbe es genug. Und Anlässe, an denen derartig viele Staatschefs auf einmal zusammenkommen, gibt es selten. Mehr als 50 Staatsoberhäupter werden erwartet. Wird die Papst-Beerdigung also zum heimlichen Diplomatie-Event?
Möglich wäre es allemal. Zumal beispielsweise auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Begräbnis kommt. Die deutsche Politikerin drängt seit längerem auf einen möglichen Deal zwischen den USA und der EU bezüglich der von Trump Anfang April ausgerufenen und mittlerweile pausierten Strafzölle auf Importe aus dem Ausland. Direkten Kontakt bezüglich des Themas hatte Trump aus EU-Perspektive zuvor lediglich mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.
Trump trifft bei Papst-Beerdigung auf Selenskyj – Gespräche zum Ukraine-Frieden?
Und damit nicht genug. Denn seit Tagen prescht Trump auch offensiv in den Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges vor. Kürzlich verkündete er, er habe einen „finalen“ Vorschlag für eine Waffenruhe an Russland und die Ukraine unterbreitet, mit der Seite von Wladimir Putin sei man einer Einigung nahe. Der Plan ist jedoch höchst umstritten, enthält er doch Gebietsabtritte. Beobachter sprechen teils von einem „Diktatfrieden“.
Brisant: Auch Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, einem stark gläubigen Land, reist zur Papst-Beerdigung an. Dort könnte er eben auch auf Trump treffen, nachdem Selenskyjs Besuch im Weißen Haus vor einigen Wochen krachend im Skandal gescheitert war. Außerdem sind mit Großbritanniens Premier Keir Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die zwei führenden Köpfe der Ukraine-Kontaktgruppe der EU anwesend, die zuletzt als prominenteste Gesichter die EU-Perspektive in den Diskussionen um eine Lösung im Ukraine-Krieg vertraten.
Ende des Ukraine-Krieges in der Diskussion – Selenskyj und Trump haben eigene Pläne
Zunächst war über mögliche bilaterale Treffen nichts bekannt. Dass Trump sich jedoch nicht scheut, sämtliche große Auftritte auch für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen, ist nicht neu. Sein Getuschel etwa mit Barack Obama bei der Trauerfeier für den Ex-US-Präsidenten Jimmy Carter ging um die Welt. Und auch bei seiner Ankunft in Rom – immerhin seine erste EU-Reise als vereidigter US-Präsident – schob er sich gleich politisch in den Vordergrund, verkündete über sein soziales Netzwerk Truht Social, ein mögliches Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland sei nicht mehr weit entfernt.
Man stehe kurz vor einer Einigung, schrieb Trump und forderte beide Seiten auf, sich auf hoher Ebene zu treffen, um die Sache „zu Ende zu bringen“. Eine Vorausdeutung auf die wirklichen Zwecke, die Trump mit seiner Reise verfolgen könnte? Medienberichten zufolge soll die Ukraine an einer Art Gegenentwurf zu Trumps Friedensplan arbeiten, der auch Raum für Kompromisse lässt. In Rom könnte Trump mit Selenskyj direkt darüber sprechen.
Spielraum für Diplomatie bei Papst-Beerdigung – „Wie weit wird Trump gehen?“
Ob es wirklich zu großen diplomatischen Überraschungen kommt, bleibt indes abzuwarten. Experten sind jedoch durchaus besorgt, dass Trump die Veranstaltung für sich vereinnahmen könnte. „Trump scheint die Hoffnung zu hegen, aus der religiösen Trauerveranstaltung einen Gipfel zu machen“, äußerte etwa Mariana Griffini, Professorin für internationale Beziehungen an der Northeastern University London gegenüber Newsweek und stellte die provokante Frage hinterher: „Wie weit wird er gehen?“
Indes reisen nicht nur Politiker, auch andere bekannt Gesichter zur Trauerfeier. Vertreter der royalen Familien Europas werden erwartet. König Charles kommt allerdings nicht, er wird von Prinz William vertreten. (han)