Donald Trump verkündet „200 Deals“ im Zoll-Streit – China reagiert
In einem bemerkenswerten Interview spricht Donald Trump von seinen Erfolgen in den Verhandlungen mit internationalen Partnern. Beweise bleibt er schuldig.
Washington DC – Fast 100 Tage ist US-Präsident Donald Trump im Amt. Kurz vor dem ersten Meilenstein seiner zweiten Amtszeit sprach er mit dem renommierten Time Magazine. Zentrales Thema des Interviews: der laufende Zollstreit zwischen der US-Politik und den internationalen Handelspartnern der USA.
Was Trump im Interview mit dem Time Magazine zum Besten gab, dürfte bei den meisten Leserinnen und Lesern für Verwunderung gesorgt haben. Auf die Frage, welche Erfolge er bei den Verhandlungen mit den internationalen Handelspartnern der USA erzielt habe, behauptete Trump, seine Administration habe bereits „über 200 Abkommen“ geschlossen. Die Nachfrage, warum man denn noch kein einziges davon öffentlich gemacht habe, beantwortete der US-Präsident mit: „Nein, aber es gibt viele Abkommen.“
Donald Trump erfindet Deals und Zahlen zum Handelsdefizit
Statt ins Detail zu gehen, holte Trump lieber weiter aus. „Sie müssen verstehen, dass ich mit allen Unternehmen verhandle und mit sehr befreundeten Ländern. Wir treffen uns mit China. Wir kommen mit allen gut zurecht. Aber letztendlich habe ich alle Geschäfte gemacht“, sagte Trump in dem Interview. Mit wem er Geschäfte machte, wollte Trump aber nicht zum Besten geben. Stattdessen sagte er leicht kryptisch: „Das Geschäft ist ein Geschäft, das ich wähle“. Bekannt geben könne man die Abkommen aber noch nicht. Man werde sie aber „in den kommende drei bis vier Wochen“ veröffentlichen, so der US-Präsident gegenüber dem Time Magazine.
Den Zollstreit hatte Trump am sogenannten „Liberation Day“ mit der Verhängung von Einfuhrzöllen auf sämtliche internationalen Handelspartner der USA ausgelöst. Vor allem die Volksrepublik China, einer der größten Handelspartner der USA, sollten damit getroffen werden. Mit den Zöllen will Trump das Außenhandelsdefizit der USA senken. Im Interview mit dem Time Magazine behauptete er, das Defizit läge bei mehr als zwei Billionen US-Dollar. Laut den offiziellen Zahlen des US-Handelsministeriums beläuft es sich aber auf 917 Milliarden US-Dollar, also knapp die Hälfte von dem, was Trump behauptete.

China reagiert auf Trumps Behauptungen im Zollstreit
Mit wem auch immer Trump seine 200 Deals geschlossen haben will – China gehört offenbar nicht dazu. Auf dem Kurznachrichtendienst X reagierte die chinesische Regierung auf Trumps Behauptungen mit einem eindeutigen Statement: „China und die USA führen KEINE Konsultationen oder Verhandlungen über Zölle. Die USA sollten aufhören, Verwirrung zu stiften“, schrieb das Auswärtige Amt der Volksrepublik.
Neben dem Zollstreit kamen in dem langen Interview Trumps mit dem Time Magazine weitere Lieblingsthemen des US-Präsidenten zur Sprache. So behauptete Trump, die Inflation in den USA sei seit seiner Amtsübernahme gesunken. Laut offiziellen Angaben ist auch das nicht korrekt. Tatsächlich erlebten die USA im Vergleich zum vergangenen März eine Preissteigerung von etwa 2,4 Prozent.
Donald Trump im Interview mit dem Time Magazine – die Hintergründe
Dass sich Donald Trump überhaupt zu einem derart großen Interview mit dem Time Magazine bemühte, dürfte vor allem einen Grund haben: Trumps Begeisterung für das Magazin an sich. Zwar attackiert der US-Präsident seit Beginn seiner politischen Karriere nahezu alle Medienanstalten als „Fake News“. Sein Verhältnis zum Time Magazine galt aber schon immer als ein besonderes. Immer wieder forderte Trump, dass ihn das Blatt zur Person des Jahres mache. In einem seiner Golfclubs soll laut Informationen des Daily Beast sogar jahrelang ein gefälschtes Titelbild des Time Magazine mit Trump als Person des Jahres gehangen haben. Im vergangenen Jahr bekam der frisch gewählte US-Präsident dann endlich seine Genugtuung: Das Magazin kürte ihn zur „Person des Jahres 2024“.
Kurz nach dem Interview ging es für Trump an Bord der Air Force One nach Rom. Dort wird der US-Präsident in Begleitung seiner Frau Melania Trump an der Beerdigung von Papst Franziskus teilnehmen. (dil)