Gerüchte um Top-Posten in Regierung: Plötzlich taucht der Name Esken auf
Lars Klingbeil soll Vizekanzler im Merz-Kabinett werden. Um Saskia Esken war es bisher still – doch nun könnte sie einen wichtigen Posten ergattern.
Berlin – Den einen ist sie zu links, den anderen zu weiblich, den nächsten zu ungeschickt. SPD-Vorsitzende Saskia Esken steht von vielen Seiten in der Kritik. Trotzdem taucht ihr Name nun in den Spekulationen um einen wichtigen Posten in der künftigen Regierung unter Friedrich Merz auf.
Laut einem Bericht von T-Online könnte die Esken die neue Wehrbeauftragte werden und die amtierende Eva Högl (SPD) ablösen. Der Posten ist aus mehreren Gründen attraktiv: Rederecht im Deutschen Bundestag, ein Platz im Verteidigungsausschuss, ein Gehalt von rund 16.000 Euro brutto plus Dienstwagen.
Saskia Esken als Wehrbeauftragte im Merz-Kabinett? Widerstand innerhalb der SPD
Bereits Anfang April warfen Gerüchte über Esken als Wehrbeauftragte aufgetaucht. Dennoch gilt die Personalentscheidung als unwahrscheinlich, weil Esken nicht gerade für ihre Affinität zum Militär bekannt ist. Zusätzlich will auch die Union Anspruch auf den Posten erheben.
Es ist auch fraglich, wie gut Esken mit Merz als Chef klarkäme. Sie gehört zum linken Flügel der SPD und vertritt viele Positionen, die der Ideologie von Merz entgegenstehen. Vor allem beim Thema Feminismus könnten die beiden aneinander krachen, doch auch in den Bereichen Klima, Migration oder Arbeit vertreten sie sehr konträre Positionen.
Gegenwind kommt jedoch nicht nur aus der Union. Bereits in den vergangenen Wochen haben sich mehrere Sozialdemokraten gegen einen Ministerinnenposten für Esken ausgesprochen. Etwa Gerhard Gaiser, Fraktionschef im Kreistag Freudenstadt, Baden-Württembergs Generalsekretär Sascha Binder oder der Bochumer SPD-Chef Serdar Yüksel.
SPD-Genossin verteidigt Esken und fordert Posten im Merz-Kabinett
Andere SPD-Stimmen wie Katrin Gensecke, SPD-Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt, sprechen Esken hingegen ihre Unterstützung aus. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Frauen, Maria Noichl sagte gegenüber dem Tagesspiegel, Esken habe „große Verdienste, die wir ihr gar nicht hoch genug anrechnen können“.
Sie verwies auch auf die prominente Stellung, die Lars Klingbeil bei den Sozialdemokraten aktuell einnimmt. Er wird als Vizekanzler und Finanzminister vom Merz-Kabinett gehandelt. Auch Esken solle und müsse weiter in der ersten Reihe der SPD dabei sein.
Noichl erinnerte daran, dass Saskia Esken gemeinsam mit Klingbeil als Vorsitzende für die SPD-Linie der letzten Jahre verantwortlich sei und forderte: „Es kann nicht angehen, dass der Parteivorsitzende nun nach oben fällt und weitere Ämter bekommt, während seine Co-Vorsitzende gehen muss.“
Merkel, Kramp-Karrenbauer, Esken – in den Medien finden sich die gleichen Überschriften
Aus dem Kreis der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten indes erhielt Esken bisher keine Rückendeckung. Sie selbst sieht die Ursache für die laute Kritik an ihrer Person unter anderem bei ihrem Geschlecht. Bei Angriffen auf Politikerinnen gäbe es oft kein persönliches, sondern ein strukturelles Problem, sagte Esken in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau.
„Nicht zuletzt als linke Politikerin, die den Mund aufmacht für Gerechtigkeit, provoziere ich Widerspruch im konservativen Teil der Gesellschaft“. Frauen würden in der Politik anders bewertet als Männer, sagt Esken. Etwa Annalena Baerbock wurde immer wieder an den Ausgaben für ihr Make-up kritisiert, während männliche Kollegen ihre Visagisten-Rechnungen nicht rechtfertigen müssen.

„Es gab nach 100 Tagen Parteivorsitz einen Artikel mit der Überschrift: 100 Tage Einsamkeit“, erinnerte sich Esken gegenüber FR. „Das hat mich erstmal angefasst. Dann habe ich gegoogelt und festgestellt: Diese Überschrift zierte auch schon Texte über die ersten 100 Tage von Angela Merkel und von Annegret Kramp-Karrenbauer.“ (lm)