Altmeisterehrung in Dietmannsried mit klaren Worten von Mechthilde Wittmann
Die Kreishandwerkerschaft Kempten ehrte im Rahmen einer Feierstunde in der Dietmannsrieder Festhalle rund 35 Handwerksmeisterinnen und -meister mit dem Goldenen Meisterbrief. Diesen erhält nur, wer seit mindestens 30 Jahren im Besitz des Meisterbriefs ist, so lange im Beruf steht und das 60. Lebensjahr vollendet hat.
Dietmannsried – Insgesamt wären 57 Meister auszeichnungsberechtigt gewesen, viele fehlten allerdings urlaubsbedingt. Die Festrede hielt die Bundestagsabgeordnete Mechthilde Wittmann (CSU).
Als Ehrengäste waren neben Wittmann auch die stellvertretende Landrätin Christine Rietzler, der Wirtschaftsbeauftragte im Kemptener Stadtrat, Hans-Peter Hartmann, Dietmannsrieds Erster Bürgermeister Werner Endres und Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch gekommen. Sie alle unterstrichen in ihren Grußworten die immense Bedeutung des Handwerks als Rückgrat des Mittelstands. Handwerksbetriebe sicherten Ausbildung und Arbeitsplätze, verbänden Tradition und Innovation und stünden für hohe Qualität. Kreishandwerksmeister Josef Sigel machte deutlich: „Wir Handwerker sind eine knappe Spezies geworden.“ In Richtung Politik forderte er: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die uns das Handeln auch zukünftig möglich machen – weniger Bürokratie, mehr Eigenverantwortung, weniger staatliche Einmischung.“
Das Rückgrat des Mittelstands
Mechthilde Wittmann unterlegte ihre Festrede mit Zahlen: In Schwaben gibt es rund 30.000 Handwerksbetriebe mit 21 Milliarden Euro Jahresumsatz, 9.400 Menschen befinden sich in Ausbildung, 597 legen aktuell ihren Meister ab.
Sie würdigte die Lebensleistung der Geehrten: „Auszubilden ist nicht nur fachlich, sondern auch menschlich eine Herausforderung.“ Werte wie Pünktlichkeit, Freundlichkeit und Verlässlichkeit müssten vermittelt und vorgelebt werden. Mit Blick auf den Bundestag, in dem nur sieben Prozent der Mitglieder einen Handwerksberuf vertreten, sagte sie selbstkritisch: „Wir sind verdammt kopf- und papierlastig da drin.“ Ihr Appell: „Sagen Sie uns, was Sie brauchen.“ Wittmann sprach Probleme klar an: „Sie sind unter Druck – wir sehen das.“ 2024 habe es fast 19 Prozent Insolvenzen gegeben – häufig wegen schlechter Rahmenbedingungen. „Da ist die Politik gefragt.“ Einige Entlastungen seien im Koalitionsvertrag vorgesehen; sie selbst kämpfe in Berlin dafür. Zur Stromsteuer sagte sie: „Ich kann das so nicht mehr vertreten.“ Diese müsse auch fürs Handwerk gesenkt werden. Weitere Pflichten wie Lieferkettensorgfalt, Nachhaltigkeitsberichte und Statistikauflagen sollten entschärft oder gestrichen, Verwaltungsprozesse wirklich digitalisiert werden. Ihr Bekenntnis: „Ich bin stolz auf das, was Sie leisten – und ich sage das in Berlin laut und deutlich.“
Appell an die geehrten Handwerkmeister
Die feierliche Verleihung der Goldenen Meisterbriefe moderierte – gewohnt humorvoll – Kreishandwerkerschafts-Geschäftsführer Gottfried Voigt. Ausgezeichnet wurden Meisterinnen und Meister aus den Gewerken Bäckerei, Bau, Elektro- und Informationstechnik, Friseurhandwerk, Fleischerei, Maler- und Lackierer, Maßschneiderei, Metallbau, Ofen- und Luftheizungsbau sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Voigts Appell an die Geehrten: „Geben Sie Ihre Erfahrung, Ihren Mut, Ihren Idealismus und Ihre Entschlossenheit an die nächste Generation weiter.“
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Maustädter Stubenmusik unter Leitung von Elektromeister Gerd Reyländer.
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