Der renovierte Ottenhofener Pfarrsaal wurde feierlich eingeweiht. Pfarrer Bayer sprach von einem „Solidarpakt mit Weitsicht“.
Viele Jahre lang wurde geplant und die Ideen wieder verworfen. Am Ende ist es vor allem zwei Männern zu verdanken, dass am Sonntag der renovierte Ottenhofener Pfarrsaal eingeweiht werden konnte. Aus einem fast vergessenen Projekt sei „ein gelebtes Zeichen der Gemeinschaft“ geworden, sagte Pfarrer Michael Bayer bei der Feierstunde nach dem Gottesdienst.
Schon der damalige Pfarrer Josef Schmid habe mit der Kirchenverwaltung vor rund 25 Jahren den Stein dafür ins Rollen gebracht. Dreimal habe seitdem die erzbischöfliche Finanzkammer „Ja“ gesagt, „aber es hat nicht sollen sein, der Plan wurde ad acta gelegt. Doch Ottenhofen wäre nicht Ottenhofen, wenn wir uns davon entmutigen ließen“, so Bayer.
Den Großteil zahlt die Pfarrkuratiestiftung
Also habe die Kirchenverwaltung einen neuen Weg eingeschlagen. „Keine große, aber eine kluge, machbare und gemeinschaftsfördernde kleine Lösung.“ Zusammen mit der Gemeinde Ottenhofen ist das Vorhaben Wirklichkeit geworden. Denn nur durch deren Zusage, sich mit 50 000 Euro an den Kosten zu beteiligen, konnte die Maßnahme beginnen. Dafür darf die Kommune den Pfarrsaal zehn Jahre lang kostenfrei mitnutzen. „Ein echter Solidarpakt“, kommentierte Bayer und sagte „Vergelt's Gott für diese Form von praktizierter Subsidiarität und für die Weitsicht, gemeinsam statt einsam zu bauen“.
Zwei Bürger hob der Pfarrer besonders hervor: Wolfgang Neumayr, „der Mann mit dem Werkzeug und der Hand, mit dem Weitblick im Kopf“, sowie Michael Huber, „der Meister der Verwaltung, der Beharrliche. Ohne seine Geduld wäre so mancher Antrag im Papierkorb gelandet.“ Sie seien Herz und Rückgrat dieses Projekts. Vom Einholen der Angebote über das Verhandeln mit den Firmen bis zur Bauüberwachung lagen unzählige Aufgaben in Neumayrs Händen. Deshalb trägt der Vorplatz den Namen Wolfgang-Neumayr-Platz.
„Wir sind sehr froh, dass wir den Saal nutzen können, denn wir haben in Ottenhofen bekanntlich nicht so viele Räume“, sagte Bürgermeisterin Nicole Schley, die Bayers Symbolik aus dem Gottesdienst aufgriff: Eine neue Art von Zusammenarbeit zwischen politischer und Kirchengemeinde, das gefalle ihr sehr gut.
Der Gemeinderat habe letztlich einstimmig zugesagt, 50 000 Euro beizusteuern. Das sei durchaus heikel gewesen, weil sich das Gebäude im Eigentum der Kirche befindet. „Aber wir sind alle der Meinung, dass es für einen wunderbaren Zweck ist“, meinte Schley. Ortsvereine, VHS und Kreismusikschule dürften den Saal nutzen, es gebe schon viele Anfragen, vom Schwangeren-Yoga bis zu den Chören.
Weitere 50 000 Euro kamen vom Ordinariat, berichtete Neumayr auf Nachfrage: Es handele sich um Gelder, die einst für die Sanierungspläne eingestellt, aber nie komplett gebraucht worden waren. Den Rest der insgesamt rund eine Viertelmillion Euro teuren Maßnahme schultert die Pfarrkuratiestiftung Ottenhofen aus eigenen Rücklagen.
Neumayr betonte, dass in dieser Summe weit mehr als „nur“ die Renovierung des Pfarrsaals enthalten sei. Wasserleitungen, Heizungstechnik und Elektrik wurden komplett erneuert, der Garten hergerichtet, die Zufahrtsstraße asphaltiert und ein Parkplatz angelegt. Das Haus aus dem Jahr 1967 selbst sei laut Fachleuten „absolut solide gebaut und erhaltungswürdig“, so Neumayr, der betonte: „Wir schließen die Maßnahme schuldenfrei ab.“
Ein eigener Raum für die Ministranten
Auch der Rest des Hauses bekomme eine neue sinnvolle Nutzung, so Bayer: Die Wohnung im Obergeschoss sei an den Freistaat Bayern für bis zu zehn Flüchtlinge vermietet. Im Erdgeschoss gibt's einen Lagerraum für die Gewänder der Sternsinger, Platz für liturgisches Gerät, ein Sitzungszimmer, und die Ministranten gestalten sich ihren eigenen Raum.
„Möge dieses Haus ein Ort bleiben, an dem Gemeinschaft wächst und wo Menschen sich begegnen“, segnete Bayer das Gebäude. Mit Schley enthüllte er eine Gedenktafel in Erinnerung an die Renovierung, dann konnte man die Räume ansehen – vor der Theke in der einstigen Garage bis zur hochmodernen Küche.