Markus Brennauer war beim jüngsten Ultratrail Fränkische Schweiz deutlich schneller als 2024. Dennoch verpasste der Penzberger DM-DM Bronze, und das nur ganz knapp.
Ebermannstadt – Von außen betrachtet wirkte Markus Brennauer recht zufrieden, als er die letzten Meter zum Ziel absolvierte. Das Publikum klatschte, der Penzberger hob die Arme und winkte den ihm zujubelnden Menschen mit einem Lächeln zu. Doch innerlich war der Topläufer zwiegespalten, wusste nicht so recht, ob er sich „freuen oder enttäuscht sein sollte“, wie der Athlet selbst mitteilte.
Markus Brennauer läuft bei Ultratrail Fränkische Schweiz
Brennauer hatte bei der deutschen Ultra-Traillaufmeisterschaft im Rahmen des Ultratrail Fränkische Schweiz (UTFS) eine formidable Leistung geboten. Der Athlet des TSV Penzberg war 16 Minuten schneller als im Jahr davor gewesen. Für die 66 Kilometer samt 2700 Höhenmetern benötigte er heuer gerade mal 5:45:11 Stunden – damit blieb er sieben Minuten unter dem bis dato gültigen Streckenrekord. Er sprach vom „wahrscheinlich besten Ultra-Distanz-Rennen“ seiner Karriere. Und dennoch – und das war der Negativaspekt – war er bei der Medaillenvergabe leer ausgegangen. Als Vierter kam der 45-Jährige am Marktplatz in Ebermannstadt an, mit nur 46 Sekunden Abstand auf Bronze und knapp eineinhalb Minuten auf Silber.
Der Rennverlauf aus Brennauers Sicht:
Einen Podestplatz hatte sich der Realschullehrer zum Ziel gesetzt. Deshalb war er auch gleich nach dem Start an die Spitze gestürmt. „Ich wollte die vier flachen Kilometer am Anfang gleich nutzen, um meine Stärke in der Ebene auszuspielen“, so Brennauer. Einzig der haushohe Favorit dieses Rennens, Pierre-Emmanuel Alexandre aus Heidelberg, folgte ihm. Nachdem beide die ersten vier Kilometer mit einem Schnitt von 3:38 Minuten pro Kilometer gelaufen waren, liefen sie Schulter an Schulter in den ersten Anstieg. Mit dabei ein Kameraläufer, zum ersten Mal wurden die deutsche Ultratrail-Meisterschaft live übertragen. „Eigentlich dachte ich, dass ich Pierre-Emmanuel bergauf sofort ziehen lassen müsste“, so der Realschullehrer. Doch er konnte dem gebürtigen Franzosen, der seit Kur㈠zem für Deutschland startet, problemlos folgen. Bis zur ersten Verpflegungsstation, bei Kilometer acht, hatten sich beide über eine Minute Vorsprung erlaufen. Dort erhielt Brennauer von seiner Supporterin Katharina Lang eine flexible Trinkflasche aus elastischem Kunststoff, gefüllt mit einem halben Liter Wasser und 80 Gramm Kohlenhydraten.
Vorsicht bei den Downhills
Beim ersten langen Downhill setzte sich Alexandre rund 30 Sekunden von Brennauer ab. „Ich wollte vor allem zu Beginn des Rennens die Bergab-Passagen vorsichtig laufen, um meine Oberschenkel zu schonen“, erklärte der Penzberger. Auf den nächsten vier Kilometern schloss er die Lücke wieder. Als Alexandre auf die Toilette musste, war der Läufer des TSV Penzberg urplötzlich alleine vorne. Am zweiten langen Downhill war der Favorit wieder da. Gemeinsam erreichten die zwei die Verpflegungsstation bei Kilometer 19, wo Brennauer zwei Softflasks erhielt. Laut Plan sollte der 45-Jährige pro Stunde etwa 110 Gramm Kohlenhydrate, einen halben Liter Wasser und 1,5 Gramm Salz zu sich nehmen. Daran hatte er sich auch gehalten. Dennoch bemerkte er mit Verlassen der Verpflegungsstation, „dass die Kraft in den Oberschenkeln deutlich nachließ“. Obwohl es an der Wiesent flach entlang ging, musste er Alexandre ziehen lassen. Und beim nächsten Anstieg, für den Alexandre knapp sechseinhalb Minuten benötigte, verlor Brennauer zwei Minuten. „Meine Oberschenkel fühlten sich mit einem Schlag an wie Gummi. Zudem bekam ich unerklärlicherweise Seitenstechen.“
Auf den folgenden fünf Kilometern wurde Brennauer immer langsamer. Lennard Muschinski (Bautzener LV „Rot-Weiß“ 90) und Johannes Wingenfeld (Ultratrailrunning Erlangen) zogen vorbei. „Als mich die beiden überholt haben, haben sie sich erkundigt, ob es mir gut geht. So langsam war ich“, stellte Brennauer im Ziel leicht amüsiert fest. Auf den nächsten vier Kilometern, bis zur Verpflegungsstation bei Kilometer 28, verlor er weitere zwei Minuten. „Markus sah richtig schlecht aus, als er zu mir kam“, so Supporterin Lang. Der Penzberger machte aber weiter, sechs Kilometer nach der dritten Verpflegungsstation merkte er, dass die Kraft zurückkehrte. Allerdings war das Seitenstechen immer noch da. Nach 38 Kilometern lag Brennauer drei Minuten hinter Wingenfeld und Muschinski. Alexandre hatte auf das Duo vier Minuten Vorsprung.
Ab Kilometer 40 änderte sich der Charakter der Strecke. Von nun an ging es immer bergauf und bergab, es gab kaum noch Flachpassagen. Darüber hinaus wurden die Wege schmaler und technisch anspruchsvoller. Zu allem Überfluss kam noch der Großteil der insgesamt 1500 Treppenstufen. Die Abstände zwischen den Topläufern wurden größer. An der letzten Verpflegungsstation lag Brennauer fast fünf Minuten hinter den Podestplätzen. Trotzdem forderte ihn Lang dazu auf, noch einmal alles zu geben. Schließlich kann bei einem Ultralauf vor allem gegen Ende viel passieren. Und es passierte viel.
Überraschung kurz vorm Ziel
So verlief sich der 25-jährige Wingenfeld bei der letzten Kreuzung des Rennens, 300 Meter vor dem Ziel, und verlor dadurch knapp 1:30 Minuten und die sicher geglaubte Silbermedaille an Muschinski, der sich im Ziel wunderte, dass er deutscher Vizemeister geworden war. Und Brennauer wunderte sich darüber, dass er am Ende nur 46 Sekunden Abstand zu Bronze hatte. „Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel hatte mir jemand zugerufen, dass ich 1:35 Minuten hinter dem Dritten bin“, so Brennauer, der sofort wusste, dass er diesen Rückstand nie aufholen könne, obwohl er auf dem Schlussabschnitt deutlich schneller gelaufen war als Wingenfeld und Muschinski. Nur Alexandre (Sieger in 5:29:41) war einen Tick schneller auf den letzten sechs Kilometern gewesen.
Brennauers Fazit:
In den Stunden nach dem Lauf kam der Penzberger zu der Erkenntnis, dass er zufrieden mit dem Rennen sein konnte. Seinen Einbruch und das Seitenstechen konnten er und Lang allerdings nicht endgültig klären. „Wahrscheinlich habe ich zu viel auf einmal getrunken, weshalb die Kohlenhydrate vom Dünndarm nur unzureichend aufgenommen werden konnten“, so Brennauer.
Als Nächstes steht für ihn nun der Zugspitz Ultra-Trail (12. bis 14. Juni) auf dem Programm, wo Brennauer und Lang den Leutaschtrail über 68 Kilometer und 2870 Höhenmeter laufen werden. Starten wird auch der deutsche Vizemeister Lennard Muschinski.