Freibad stand lange auf der Kippe und befindet sich jetzt im Aufwärtstrend
Die „Rigi-Rutsch´n“ befindet sich im Aufwärtstrend: 2024 verzeichneten die Peißenberger Gemeindewerke einen Bäderpark-Umsatz von knapp 880 000 Euro. Das ist im Vergleich zu 2022 inklusive Sauna eine Steigerung um 36 Prozent. Auch die Besucherresonanz stieg im Zeitraum um 42 Prozent. Die Freibadsaison 2025 wird am 2. Juni beginnen.
Das Schongauer „Plantsch“ startete bereits am 1. Mai in die Sommersaison, und das Wellenfreibad in Peiting hat seit 11. Mai geöffnet. In der Rigi-Rutsch´n wird indes noch gewerkelt, um das Bad instandzusetzen. Erst am 2. Juni wird die Freibadsaison beginnen. Die späte Terminierung wird wohl künftig keine Ausnahme, sondern eher die Regel sein. Der Grund: Die Gemeindewerke wollen sich einen zeitlichen Puffer bei den Revisionsarbeiten schaffen.
Heuer musste zum Beispiel eine Hauptwasserleitung zum Schwimmerbecken erneuert werden. Dazu musste um die Rutschanlage herum ein rund 120 Meter langer Graben ausgehoben werden. Die Handwerksfirmen termingerecht ins Freibad zu bekommen, das ist für die Gemeindewerke jedes Jahr eine Herausforderung – vor allem bei Tiefbaumaßnahmen. „Das gibt eigentlich immer nur Stress“, sagt Gemeindewerksvorstand Stefan Ziegler beim Pressegespräch: „Das Bad braucht einfach Zeit, um in Schuss zu kommen.“ Außerdem hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Mai wettertechnisch unbeständig und damit wirtschaftlich für die Werke schwierig ist. Die Konsequenz: „Perspektivisch werden wir in den nächsten Jahren das Freibad nicht vor den Pfingstferien öffnen“, kündigt Ziegler an.
Geplant ist allerdings nicht nur für heuer ein – wie es Ziegler nennt – „Softclosing“. Das Freibad soll demnach nicht mit dem Ende der Sommerferien schließen, sondern bis 30. September betrieben werden. Ob bezüglich der Öffnungszeiten mit dem gleichen Leistungsspektrum, das wird vom Wetter und der Besucherresonanz abhängen. „Wenn es einen schönen Altweibersommer gibt, lassen wir die Saison auslaufen“, so Ziegler.
Freuen können sich die Badegäste auf diverse Neuerungen. Neben der im vergangenen Jahr eingeweihten Rutschanlage und der Aqua-Kletterwand wird es heuer mit einem „Aquatrack“ ein weiteres Aktionstool geben. Dabei handelt es sich um eine Art „Ninja-Warrior-Parcour“, der in einem Teilbereich des großen Schwimmerbeckens auf der Wasseroberfläche installiert werden soll. „Die Kinder werden total begeistert sein. Wir können damit auch kleine Wettkämpfe veranstalten“, versichert Bäderpark-Leiterin Karin Hosse. Der Aquatrack soll ein weiterer Baustein in der strategischen Ausrichtung der Rigi-Rutsch´n als Familienbad sein: „Wir müssen schauen, dass wir am Puls der Zeit bleiben. Wir versprechen uns durch die Attraktionen einen zusätzlichen Kundenansturm“, erklärt Ziegler.
Personalkosten sind gestiegen
Das Kalkül scheint aufzugehen: 2024 registrierte man 57 395 Badegäste. 2023 waren es nur 44 333. Auch im Saunabereich sind die Zahlen deutlich nach oben geschraubt worden. Das sorgt unter dem Strich für mehr Umsatz. Ob sich das Defizit dadurch signifikant verringern lässt, dazu gibt es noch keine belastbaren Zahlen. „Der Jahresabschluss 2024 ist noch in Arbeit“, sagt Ziegler. Aber: „Dass sich das Bad nicht selbst trägt, ist klar. Doch ohne Umsatz gibt es kein Bad. Sonst würde das Zuschussgeschäft immer größer werden.“
Zwar sind die Energiepreise gefallen, aber was den Werken laut Ziegler „weh tut“, das sind die gestiegenen Personalkosten und der hohe Instandhaltungsaufwand. Heuer mussten unter anderem in die Filteranlagen neuer Sand nachgefüllt, Pumpen repariert sowie Absperrklappen und die Chlormess- und -regelungsanlagen erneuert werden. Zudem hat man an der Sprungturmanlage statt dem harten Betonboden für 25 000 Euro einen Fallschutzbelag verlegen lassen. Dazu wäre man laut den TÜV-Vorschriften nicht verpflichtet gewesen. Aber nach einem Unfall im vergangenen Jahr, bei dem ein Junge vom Drei-Meter-Turm gefallen war, reagierten die Werke: „Die Sicherheit geht vor. Das ist mir persönlich sehr wichtig“, betont Ziegler.
Der Chef des Kommunalunternehmens (KU) will den späteren Saisonstart auf keinen Fall so verstanden wissen, dass man die Rigi-Rutsch´n irgendwann komplett schließen werde – nach dem Motto „Wir lassen es jetzt eh auslaufen“. Genau das Gegenteil sei der Fall, meint er. Die Werke würden den Bäderstandort „hegen und pflegen“, da man ihn nachhaltig sichern wolle. Das sei auch der Auftrag des KU-Verwaltungsrats – nämlich in Peißenberg ein der Stand der Technik entsprechendes und wirtschaftlich vertretbares Freibad zur Verfügung zu stellen. „Es hat sich viel verändert zu dem Stand, als ich gekommen bin (im November 2022; Anm. d. Red.)“, erklärt Ziegler. Statt auf kurzfristige Lösungen sei man um die Entwicklung einer Bäderparkperspektive bemüht: „Ich hoffe, dass die Zweifel verstummen, weil handeln tun wir anders.“
Ziegler weiß aber auch, dass das defizitäre Bad nur gehalten werden kann, „wenn wir bei den Werken im Vertrieb erfolgreich bleiben“. Das heißt, dass die im Zuge der Energiewende (Stichwort: „PV-Anlagen und Batteriespeicher“) wegfallenden Stromumsätze durch Neukundenakquise auch außerhalb Peißenbergs aufgefangen werden müssen. „Wir müssen wachsen. Aber ich bin guten Mutes, dass uns das gelingt“, gibt sich Ziegler optimistisch. Und die Rigi-Rutsch´n soll diesbezüglich auch marketingtechnisch eine Rolle spielen. Für jeden Neukunden im Ökostrombereich versprechen die Werke eine Gratis-Saisonkarte fürs Freibad.
Strandkörbe und Liegestühle
Neben dem Aquatrack (siehe Bild) als neue Attraktion wird es ab Juli im Freibad auch die Möglichkeit geben, Liegestühle und Strandkörbe zu mieten. Zudem können Eintrittskarten künftig online gebucht werden. Der Zugang wird alternativ über eine „Fastlane“ möglich sein. Das soll die Wartezeiten zu Stoßzeiten verkürzen und eine Art Startschuss zur Digitalisierung der Rigi-Rutsch´n sein. „Es war überfällig, in dem Bereich was zu machen“, erklärt Gemeindewerksvorstand Stefan Ziegler.
Die Preise bleiben bei den Saisonkarten konstant (135 Euro pro Erwachsenen). Beim Tagesticket (10,50 Euro für Erwachsene) indes gibt es einen Aufschlag um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Saunabereich hat man wiederum die Tagestickets stabil gehalten. Allerdings werden keine Jahreskarten mehr angeboten. „Um die Loyalität der Stammkunden wertzuschätzen“, so Ziegler, soll es aber „Folgeangebote“ geben.