Anschläge für Russland vorbereitet: Ukraine deckt Agentennetzwerk auf

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Russland wirbt laut der Ukraine Männer über Telegram an, die brisante Informationen an Moskaus Geheimdienst übermitteln sollen. Ihnen drohen lange Haftstrafen.

Kiew – Weite Teile Europas sind in Alarmbereitschaft und lassen aktuell besondere Vorsicht walten: Russische Spione werden seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine zunehmend enttarnt. Sie leben zumeist unter falscher Identität im Ausland, sollen dort im Auftrag des Geheimdienstes Informationen beschaffen.

Doch im Ukraine-Krieg ist vor allem das überfallene Land von Spionage und Sabotage betroffen. Nun hat der ukrainische Geheimdienst nach eigenen Angaben ein russisches Agentennetz enttarnt und aus dem Verkehr gezogen.

Russlands Agenten in der Ukraine sollen Angriffe mitgeplant haben

Über eine Chat-Seite auf der Plattform Telegram habe der russische Geheimdienst in sechs Regionen der Ukraine mögliche Mitarbeiter angeworben, teilte der Geheimdienst SBU in Kiew am Montag (5. August) mit. Diese sollten demnach Informationen über kritische Infrastruktur und militärische Ziele weiterleiten. Der SBU habe die Spione eine Zeit lang beobachtet und jetzt zugeschlagen.

Insgesamt seien neun Männer festgenommen worden. Unter den Festgenommenen seien auch zwei städtische Verwaltungsbeamte aus Dnipro und aus Juschne in der Region Odessa. Sie seien angeworben worden, weil sie als „Kommentatoren“ in kremlfreundlichen Chats aktiv waren. Auch ihr Führungsoffizier des russischen Geheimdienstes FSB sei enttarnt worden, hieß es weiter. 

Telegram-Logo / Logo des russischen Geheimdienstes FSB © Marcello Casal Jr /dpa / Depositphotos/Imago / Montage: IPPEN.MEDIA

Die Festgenommenen hätten Raketen-, Bomben- und Drohnenangriffe Russlands in den sechs ukrainischen Regionen vorbereitet, teilte der SBU auf seiner Website mit. Zwei Agenten sollen Standorte ukrainischer Artillerie-Stellungen an den umkämpften Frontabschnitten bei Tschassiw Jar und Pokrowsk ausgekundschaftet haben. Ein Komplize habe Informationen über Konzentration von Material und Ausrüstung in einem Teil der Region Donezk gesammelt.

Brisante Informationen an Russland übermittelt: Ukraine nimmt mutmaßliche „Verräter“ fest

Der SBU gab bekannt, dass drei der Festgenommenen – zwei Manager und ein Universitätsstudent – die Bewegungen ukrainischer Armee-Einheiten im Osten dokumentierten. Zudem soll ein ehemaliger Offizier der aufgelösten Polizei den Russen Informationen über die Auswirkungen russischer Angriffe auf ein ukrainisches Wasserkraftwerk geliefert haben. Den beschuldigten „Verräter“ könnte nun eine lebenslange Haftstrafe und die Beschlagnahme ihres Vermögens drohen. Die Agenten hätten getrennt voneinander agiert, seien aber durch einen FSB-Agenten verbunden gewesen, den der ukrainische Geheimdienst ebenfalls identifiziert habe.

Erst Anfang Juli hat der SBU nach eigenen Angaben einen russischen Umsturzversuch in Kiew verhindert.

Gefahr russischer Spionage auch in Deutschland – Faeser warnt

In Deutschland habe die Bedrohung durch Spionage, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe „eine neue Dimension erreicht“, sagte Innenministerin Nancy Faeser, als sie Mitte Juni den Verfassungsschutzbericht vorstellte. Hauptakteure seien dabei neben Russland auch China und der Iran. Laut dem Bericht haben Propaganda und Desinformation vor allem durch Russland noch einmal deutlich an Intensität gewonnen. ARD-Geheimdienstexperte Michael Götschenberg sagte laut einem Bericht im Deutschlandfunk, dass Russland insbesondere Informationen über militärische Einrichtungen in Deutschland sammeln wolle.

Während der Großteil Europas auf zusätzliche Spionageabwehr setzt, geht Ungarn einen anderen Weg. Regierungschef Viktor Orbán hatte Anfang Juli ein Dekret unterzeichnet, mit dem das Schnellverfahren für die Erteilung von Visa in Ungarn wieder auf Russland und Belarus sowie sechs weitere Staaten ausgeweitet wurde. Staatsbürger dieser Länder können nun sogenannte nationale Karten beantragen, um in Ungarn arbeiten zu können. Die EU hatte sich darüber ebenfalls besorgt gezeigt.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich hat sich als einer von vielen Politikern in Deutschland für strenge Auflagen und Kontrollen bei der Einreise russischer Staatsbürger ausgesprochen. Er sagte dem Tagesspiegel, es müsse „gewährleistet werden, dass durch gründliche und strikte Visa-Prüfungen russische Spione und Saboteure keinen Zugang erhalten“. (lrg/dpa)

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