Zukunft des Schongauer Stadtbusses: Wie soll es weitergehen?
Wie sieht die Zukunft des Schongauer Stadtbusses aus? Darüber soll sich der Stadtrat bereits in absehbarer Zeit Gedanken machen, da die Verträge 2028 auslaufen.
Schongau - Zum 31. Mai 2028 läuft der derzeitige Verkehrsvertrag für den Stadtbus mit dem Unternehmen Enzian Bustouristik aus. Im Rahmen des Förderprogramms „Energiecoaching Plus“ der Regierung von Oberbayern hatte die Stadt den Zuschlag bekommen für eine bis zum Betrag von 10 000 Euro zu 100 Prozent geförderte Beratung. Mit der Analyse und Bewertung des aktuellen Stadtbusangebots war das Fachbüro ECB beauftragt. Die Untersuchung des Fachplaners Felix Weiß stellte Schongaus Klimaschutzmanagerin Julia Kurnoth jetzt dem Stadtrat vor.
Der aktuelle Fahrplan beinhaltet eine Route mit halbstündlichem Takt, einige Haltestellen im Forchet werden neuerdings teilweise nur stündlich angefahren. Wie der Fachplaner feststellte, hätten sich die Fahrscheinverkäufe zwischen 2014 und 2019 mit einer jährlichen Steigerung von 2,7 Prozent positiv entwickelt. Der Einbruch um knapp 50 Prozent kam mit Corona und dem 9-Euro-Ticket im Jahr 2022. Davon habe man sich 2023 etwas erholt, das Vor-Corona-Niveau aber nicht mehr erreichen können. Mit ein Grund: Im Mai 2023 wurde das Deutschland-Ticket eingeführt. „Seitdem sind pro Monat etwa 3,8 Prozent weniger Fahrscheine verkauft worden, die Nutzerzahlen sind aber gleichgeblieben“, so Kurnoth
Keine exakten Fahrgastzahlen
Exakte Fahrgastzahlen liegen der Analyse allerdings nicht zugrunde. Angesichts der Sparzwänge im Haushalt habe man entschieden, dies selbst zu untersuchen. „Ich hatte die Unterstützung von zwei Kollegen, wir sind an einem Wochentag von morgens um 6.30 Uhr bis abends um 19 Uhr durchgehend Bus gefahren“, erklärte Kurnoth. Herausgekommen sei sicherlich keine repräsentative Erhebung, dafür sei eine Untersuchung über mindestens fünf Tage notwendig. Auch hätten drei Haltestellen an der Altenstadter und eine an der Schönlinder Straße wegen einer Baustelle nicht angefahren werden können. Die Ergebnisse seien laut der Klimaschutzmanagerin dennoch sehr interessant gewesen: „Die Morgenspitze zwischen sieben und acht Uhr war sehr ausgeprägt und das Nachmittagshoch verdient seinen Namen.“

Haltestellen an Lido, Plantsch und Krankenhaus gewünscht
Von den Gästen hatten an diesem Donnerstag außerhalb der Ferien 35 Prozent ein Deutschlandticket, 21 Prozent eine Tageskarte und 22 Prozent nutzten einen Einzelfahrschein. Die meisten Ein- und Ausstiege wurden am Rathaus verzeichnet (23 Prozent), 13 Prozent der Fahrgäste nutzten die Haltestelle Burggener Straße, 12 Prozent die Station am Bahnhof. An den Haltestellen im Forchet waren es weniger als 2,3 Prozent Ein- und Ausstiege.
Der Stadtbus verbindet derzeit schwerpunktmäßig drei Gebiete: Das Zentrum, das Wohngebiet Schongau-West sowie das dortige Gewerbegebiet, wichtige Punkte wie Plantsch oder Lido stehen nur auf der Wunschliste. „Und natürlich besteht immer wieder Frage, ob wir nicht auch das ehemalige Krankenhaus anbinden können – Fachplaner Weiß sagt aber, das geht nicht“, so Kurnoth.
Wie also soll sich der Stadtbus weiterentwickeln für die Zeit nach 2028? Mitdenken müsse man den Beitritt der Stadt zum Münchner Verkehrsverbund, aber auch das steigende Defizit des Stadtbusses durch die anwachsende Nutzung des Deutschlandtickets – ein Thema, das Bürgermeister Falk Sluyterman mit in den Bayerischen Städtetag nehmen soll und will.
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Entscheidung muss bald fallen
Mehrere Optionen zeigte der Berater auf: Die Änderung der Fahrzeiten in einen Stundentakt, allerdings sei die Akzeptanz fraglich. Bei der Beibehaltung des attraktiven Halbstundentakts und der Abdeckung eines größeren Gebiets durch zwei Routen, müsse man ein zweites Fahrzeug einsetzen, was die Betriebskosten deutlich erhöhe. Auch bedarfsorientierte Mobilitätsformen könnten eingeführt werden wie Rufbusse, was bei hoher Nachfrage aber zu einer Überlastung führen könne. Grundsätzlich sei das gesamte Stadtgebiet geeignet für das „ÖPNV-on-demand“-System.
Der Fachplaner empfahl die Variante, den Stadtbus zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Entscheiden solle der Stadtrat bis spätestens Mitte 2026, damit konkrete Planungen bis Mitte 2027 vorliegen. Schongaus Geschäftsleiterin Bettina Schade erinnerte daran, dass die nächsten Kommunalwahlen im März 2026 anstehen. „Eine Richtungsentscheidung müsste noch in diesem Gremium fallen.“
Das sagen die Stadträte
„Ich bin auch ein Fan von Doppelrouten“, betonte Stefan Konrad (SPD), der sich die Anbindung von Plantsch und ehemaligem Krankenhaus wünschte, „aber das ist eine Frage der Finanzierung“. Fraktionskollegin Ilona Böse sagte, „wir wollen die Energiewende, da müssen wir öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stellen“. Sie schlug eine Sondersitzung zum Thema vor. Die Untersuchung sei wie eine gute Gliederung für einen Aufsatz, die man jetzt aber nicht liegenlassen dürfe. „Und der Stadtbus ist ein Erfolgskonzept, daran müssen wir anknüpfen.“ „Ich bin enttäuscht darüber, was man kriegt für 10 000 Euro“, ärgerte sich Markus Keller (Grüne). Im Rahmen der Klimagruppe sei er bereits zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. „Wenn ein Gutachter 10 000 Euro oder mehr kostet, dann stecke ich das Geld lieber in den Zuschuss des Stadtbusses.“