Kräuterbuschen gehören zum Feiertag Mariä Himmelfahrt dazu. Kräuterpädagogin Maria Walser aus Wackersberg erklärt, worauf man beim Binden achten muss.
Wackersberg – Zum Fest Mariä Himmelfahrt, das die Katholiken am 15. August begehen, gehört der Brauch, Kräuterbuschen zu binden und segnen zu lassen. Im Interview erklärt Kräuterpädagogin Maria Walser aus Wackersberg, was es mit den Buschen auf sich hat und worauf man beim Binden achten muss.
Frau Walser, wie ist der Brauch der Kräuterbuschen entstanden?
Es gibt verschiedene Versionen. Der Brauch ist aber quasi vom Heidentum übernommen worden. Die Leute konnten sich früher ja nur mit den Kräutern heilen, sie bildeten die Hausapotheke. Mit dem Christentum ließ sich der Brauch nicht einfach abschaffen, man konnte den Menschen die Kräuter nicht wegnehmen. Deswegen wurde der Brauch ins Christentum übernommen und mit der Geschichte verbunden, dass die Jünger Marias Grab geöffnet haben, darin aber nur Kräuter fanden. Als richtige Tradition ins Christentum eingeführt wurden die Kräuterbuschen erst ab 1950. Also eigentlich gibt’s die noch gar nicht so lang.
Wieso binden Menschen heutzutage noch die Buschen?
Ich glaub‘, weil’s einfach so ein schöner Brauch ist. Und wir haben ja hier auf dem Land das Glück, zwischen all den Kräutern zu leben und das alles um uns zu haben. Ich hab‘ generell das Gefühl, dass immer mehr Menschen den Bezug zur Natur suchen und wir das richtig brauchen. Deswegen kommt der Brauch jetzt verstärkt wieder. Die Tradition verändert sich generell. Früher war’s zum Beispiel auch nicht Brauch, dass die Mädels, wie die Burschen am Palmsonntag, mit den Körbchen durch die Nachbarschaft gehen und die Buschen verteilen. Ich find‘ das aber richtig schön. Es muss ja nicht immer alles gleichbleiben.
Welche Kräuter kommen in die Buschen?
Eigentlich alles, was bei uns wächst, was man im Garten findet. Viele tun Getreide dazu, aber das wächst bei uns nicht so richtig, und dann seh ich’s nicht ein, dafür mehrere Kilometer zu fahren. Ich nehm‘ einfach das, was bei uns vor der Haustür ist. Für mich gehört auf jeden Fall die Brennnessel mit rein, man kann aber auch Ringelblume, Schafgarbe, Kamille oder Minze dazugeben. Wichtig ist bloß, dass die Anzahl der Kräuter sich durch drei teilen lässt, wegen der heiligen Dreifaltigkeit. Oder es sind zwölf für die zwölf Apostel, da gibt’s verschiedene Varianten. Viele stecken auch die Wetterkerze in die Mitte, das find‘ ich auch ganz schön. Die kommt bei uns recht häufig vor, muss aber nicht unbedingt drin sein.
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Muss man auf etwas Besonderes achten?
Man kann wirklich alles hernehmen. Man soll einfach durch die Natur gehen und sich nehmen, was man braucht. Man muss natürlich achtsam und sorgfältig mit der Natur umgehen und sollte nur das pflücken, was man benutzt. Ganz nach dem Motto „I kons nehma, i muaß ned nehma“. Deswegen find‘ ich’s auch schön, wenn ich Kräuterwanderungen führe, weil die Leute das dann lernen und auch weitergeben.
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Was macht man mit den Buschen nach dem Binden?
Man geht dann am 15. August, an Mariä Himmelfahrt, in die Kirche und lässt die Buschen weihen. Solange sie dann frisch sind, stellt man sie in eine Vase. Danach hängt man sie kopfüber auf, über die Tür oder im Herrgottswinkel zum Beispiel. Einige hängen sie auch vor den Stall für die Tiere. Generell sollen die Buschen dann vor Krankheiten und Unheil schützen. Wie die Hausapotheke eben.
Die Fragen stellte: Verena Schwald