Holzkirchen sucht Erzieher im Ausland
Auf der Suche nach Erziehern beschreitet Holzkirchen zukunftsweisende Wege: Die Gemeinde rekrutiert mit Hilfe einer Agentur Fachkräfte in Spanien. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihre Angeln im Ausland auswirft: 2017 war die Kommune in Griechenland fündig geworden.
Eine Werbeanzeige hatte Athanasios Gklaras auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, in einem deutschen Kindergarten zu arbeiten. Gklaras, damals 26 Jahre jung und studierter Kindheitspädagoge, arbeitete zu dieser Zeit in einer Kita in seiner Heimat Griechenland. „Obwohl ich Vollzeit gearbeitet habe, hat das Geld kaum bis zum Monatsende gereicht“, erzählt der 33-Jährige. „In Griechenland ist dieser Beruf schlecht bezahlt.“ Gklaras beschloss, dem Lockruf der Agentur zu folgen. Er fasste diesen Entschluss nicht allein: Seine Freundin, Kindheitspädagogin wie er, war ebenfalls bereit, ihr Glück in Deutschland zu suchen. Beide gingen zum Vorstellungsgespräch der Agentur – und überzeugten. Dann begann das Abenteuer.
Gute Erfahrungen
Seit 2017 arbeitet Gklaras nun in der Kindertagesstätte Frühlingsdorf in Holzkirchen. Aufgrund der Personalnot in der Branche hatte die Gemeinde damals begonnen, mit Hilfe einer spezialisierten Agentur Fachkräfte im Ausland anzuwerben. Griechenland ist seit 2010 von einer Staatsschuldenkrise gebeutelt. Junge, gut ausgebildete Akademiker wie Gklaras haben daher in ihrer Heimat mit schwierigen Arbeitsbedingungen zu kämpfen. In Deutschland dagegen schätzt man die Pädagogen aus dem Ausland, die oft einen Universitätsabschluss in der Tasche haben. „Wir haben mit den Fachkräften aus Griechenland sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Gemeindesprecherin Annika Walther. „Das Personal, das damals gewonnen werden konnte, ist zum Teil noch im Frühlingsdorf tätig.“
Suche in Spanien
Derzeit fischt die Gemeinde mithilfe der Agentur Helmeca auf dem spanischen Arbeitsmarkt. Wie berichtet, fehlen Holzkirchen zum kommenden Kindergartenjahr knapp 100 Betreuungsplätze. Zwar soll sich die Situation entspannen, sobald die Erweiterung des Kinderlandes abgeschlossen ist, aber der Bedarf bleibt hoch. Helmeca ist ein deutsches Unternehmen, das auf die Rekrutierung und Vermittlung von spanischen Erziehern für Hessen und Bayern spezialisiert ist. Seit 2011 hat Helmeca mehr als 1000 spanische Erzieher in eine deutsche Festanstellung gebracht. Die Agentur bietet ein Rundum-Sorglos-Paket – von der Auswahl in Spanien über Deutschkurse (die Bewerber müssen das sogenannte B2-Sprachniveau nachweisen können) bis zur Bereitstellung von möblierten Wohnungen. „Die Gemeinde unterstützt nicht bei der Wohnungssuche, da sich die Agentur um alles kümmert“, erklärt Walther. Die Abteilung Kita-Schule habe sich mit der Agentur in Verbindung gesetzt und ihr mitgeteilt, welche Kräfte Holzkirchen benötige. „Ein Vertreter der Agentur war hier im Frühlingsdorf, hat sich das Konzept und die Einrichtung angeschaut und dann das entsprechende Personal ausgewählt.“ In Vorstellungsvideos präsentierten sich die Bewerber und das Frühlingsdorf anschließend gegenseitig. Inzwischen ist bereits eine spanische Fachkraft in der Einrichtung tätig, im September kommt eine weitere.
Für Agenturen wie Helmeca ist der Prozess nicht mit der Vermittlung der Fachkraft abgeschlossen. Sie unterstützen die Arbeitnehmer auch bei der Integration in ihr neues Umfeld. Etwa mit Sprachcoachings und Tutoren. Schließlich gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern.
Unterschiede
Diese Erfahrung hat auch Athanasios Gklaras gemacht. „In Griechenland sind Kindergärten viel verschulter als in Deutschland“ erzählt er. Bereits im Alter von vier Jahren beginnen die Kinder dort, das Alphabet zu lernen. Bis zur Einschulung müssen sie in der Lage sein, erste Sätze zu schreiben und sich im Zahlenraum bis 20 zurechtzufinden. „Das ist eine Anforderung, die das zuständige Ministerium stellt“, erklärt Gklaras. Er sieht das durchaus kritisch: „Mir gefällt der pädagogische Fokus in Deutschland besser“, sagt er. „Hier stehen Autonomie und Mitbestimmung des Kindes sowie seine Interessen im Vordergrund.“ Deshalb seien Kindergartenkinder in Deutschland viel selbständiger als ihre Altersgenossen in Griechenland. Hinzu kommen kulturelle Unterschiede: „Das Leben ist ganz anders in Griechenland“, sagt Gklaras.
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Ihm fehlen das südeuropäische Klima, die Möglichkeit, spätabends noch durch Geschäfte bummeln zu können und in Cafés zu sitzen. Vor allem aber fehlen ihm Freunde und Familie. „Aber ich wusste, worauf ich mich einlasse.“ Das tägliche Sprechen der deutschen Sprache sei anfangs anstrengend gewesen, trotz Sprachkurs und erfolgreich absolvierter Prüfung. „Wir haben mehr verstanden als gesprochen“, erinnert er sich. Inzwischen findet sich Gklaras mühelos in der deutschen Sprache zurecht. Er spricht mit Akzent, aber grammatikalisch fehlerfrei und mit reichem Wortschatz. Seine Entscheidung, der Heimat den Rücken zu kehren, bereut er nicht. „Vor allem, wenn ich mit Freunden spreche, die in Griechenland als Erzieher arbeiten“, sagt er. „Es ist sehr hart.“ Für ihn und seine Freundin ist klar: „Wir wollen bleiben bis zur Rente.“