„Das ist nicht nur putzen“

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Die Hauswirtschafter und Betriebshelfer des Maschinen- und Betriebshilfsrings Starnberg helfen, wenn Menschen in Not sind. Einsatzleitung Christine Steingruber (Mitte) vermittelt die Einsätze unter anderem an Magdalena Schlögel (l.) und Regina Führmann. © Andrea Jaksch

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Starnberg setzt genau da an, wo schnelle Hilfe benötigt wird. Dafür sind die Helferinnen und Helfer ausgebildet. Doch es fehlt an Fachkräften.

Landkreis - Krankheiten, Todesfälle, Unfälle – aber auch Geburten: Es gibt verschiedene Gründe für landwirtschaftliche Betriebe oder Privathaushalte, den Maschinen- und Betriebshilfsring Starnberg (MR) zu kontaktieren. „Ich sag’ immer: Der schönste Grund ist, wenn ein Baby kommt“, betont Einsatzleitung Christine Steingruber. Die Helfer des Rings springen nämlich da ein, wo Hilfe benötigt wird. In einem Todesfall beispielsweise braucht ein landwirtschaftlicher Betrieb schnell jemanden, schließlich müssen die Tiere weiterhin versorgt werden. „Da ist gleich am selben Tag noch jemand mit im Stall“, sagt Steingruber. Es müsse immer abgewägt und koordiniert werden, wie schnell jemand gebraucht wird. Die Einsatzleitung kümmert sich dafür unter anderem um die Anträge, setzt sich mit Krankenkassen in Verbindung und koordiniert und vermittelt Einsätze.

Die Kräfte decken private Haushalte, Hauswirtschafter und den landwirtschaftlichen Bereich, Betriebshelfer, ab. Betriebshelfer haben viele verschiedene Aufgaben. Sie gehen mit in den Stall, melken Kühe und versorgen Kälber. Doch nicht nur dort ist ihre Hilfe gefragt, sondern auch draußen. Beispielsweise zum Gülle fahren oder Mähen. Sie müssen also sowohl auf einem Ackerbaubetrieb als auch auf einem Milchviehbetrieb zurechtkommen und daher sämtliche Abläufe kennen.

Beim Maschinenring in Starnberg haben die vier Betriebshelfer eine landwirtschaftliche Ausbildung, diese dauert drei Jahre. Die drei Haushaltshilfen des Maschinenrings haben eine dreijährige hauswirtschaftliche Ausbildung. Diese sei nicht zu unterschätzen, betont Steingruber. „Das ist nicht nur putzen.“ Schließlich müssten alle Aufgaben, die anfallen, abgedeckt werden. „Man merkt erst, wie viel das ist, wenn man die Hilfe selbst benötigt.“ Im Ringgebiet im Landkreis Starnberg hätte der Maschinenring noch circa zehn Helfer mehr zur Hand, die nicht festangestellt sind, aber zum Beispiel Landwirtschaft gelernt oder einen eigenen Betrieb haben. Diese MR-Klassik-Kräfte springen ein, wenn Not am Mann ist.

Insgesamt gibt es in Bayern 67 Maschinen- und Betriebshilfsringe. Der Bedarf sei heute größer als noch vor ein paar Jahren, sagt Steingruber. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die Betriebe selbst größer werden, vermutet Steingruber. Außerdem hätten früher mehr Personen auf einem Hof gelebt. Und: „Die Landwirtschaft braucht jeden Tag wen. Wir suchen daher auf jeden Fall noch einen Betriebshelfer.“

Die drei Haushaltshilfen vom Maschinenring gingen auch gerne mal in Stall, sagt Steingruber. Magdalena Schlögel aus Wilzhofen absolvierte ihre dreijährige Ausbildung zur Hauswirtschafterin von 2015 bis 2018. Dabei standen unter anderem Fächer wie Haushaltstechnologie, Ernährung oder Erziehung und Betreuung auf dem Stundenplan. „Man lernt einfach alles, was man so braucht im Haushalt“, sagt die 24-Jährige. Nach ihrer Ausbildung war sie zunächst vier Jahre lang in einer Privatfamilie mit zwei kleinen Kindern tätig. Irgendwann habe sie jedoch bemerkt, dass sie etwas anderes ausprobieren will. Im Oktober 2023 wechselte sie zum Maschinen- und Betriebshilfsring Starnberg.

Als Haushaltshilfe ist Schlögel hauptsächlich bei den Familien daheim. Ihre Zeit teilt sie sich selbst ein und stimmt diese mit den jeweiligen Familien ab. Derzeit kümmert sie sich um drei Familien – eine in Weilheim, eine in Tutzing und eine in Baierbrunn.

Am besten gefällt Schlögel an ihrem Job, dass man so viel Unterschiedliches machen könne. Zum Beispiel mit Kindern basteln. „Ich kann meine kreative Seite ausleben“, sagt sie. Derzeit ist sie unter anderem bei einer Drillingsfamilie beschäftigt, die Drillinge sind ein Jahr alt. Dort macht sie alles Mögliche: sich um die Kinder kümmern, aufräumen, putzen, kochen – das kann mal asiatisch und mal Hausmannskost sein. Als Herausforderung sieht sie die Verantwortung für die Kinder, schließlich werden ihr diese anvertraut.

Oft würden Familien jedoch gar nicht wissen, dass es Betriebshilfe gebe oder dass diese auch in den eigenen Haushalt komme, bedauert die 24-Jährige. „Jeder, der Hilfe braucht, sollte sie annehmen“, sagt Schlögel und fügt hinzu: „Wir sind immer gefragt.“

Man merkt erst, wie viel das ist, wenn man die Hilfe selbst benötigt.

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