Letzter Blick ins Feuerwehr-Album
127 Jahre nach der Gründung hat sich der Feuerwehrverein in Hanfeld aufgelöst. Der Starnberger Merkur blickt noch einmal in die Fotoalben und die Chronik der Wehr.
Hanfeld – Es war ein Ende ohne viel Aufhebens. In der letzten Sitzung des Jahres 2024 nahm der Starnberger Stadtrat die Auflösung des Feuerwehrvereins in Hanfeld zur Kenntnis und entschied einstimmig, das vorhandene Vereinsvermögen von rund 5500 Euro nach Abzug aller noch anfallenden Kosten der Freiwilligen Feuerwehr Söcking zugutekommen zu lassen (wir berichteten). Damit ist eine Geschichte zu Ende gegangen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang genommen hatte.
Bereits 1874 wurde in Hanfeld eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt. Die half zwar 1888 bei einem Brand in Unterbrunn und wurde dafür im „Land- und Seeboten“ öffentlich belobigt, mit der Ausrüstung war das damals aber so eine Sache. Der Historiker Hans Beigel zitiert in einer Festschrift eine Feststellung des Bezirks aus dem Jahr 1891: „Die Feuerspritze ist in einem Lokal hinter verschiedenen Wägen und sonstigen Geräten untergebracht (…) im Falle eines Brandes ist sie nur schwer zugänglich (…) und außerdem wurde dieselbe voll Schmutz angetroffen.“ Zwei Jahre später beanstandete der Bezirk, dass der Schlüssel für das Feuerhaus nicht aufzufinden gewesen sei. Die Reaktion erfolgte prompt: „Der im Schreibpult des Bürgermeisters aufbewahrte Schlüssel wird nun mit einem Zettel versehen und an einem passenden Ort im Wohnzimmer aufbewahrt und allen Vorstandsmitgliedern bekannt gegeben, auch wird ein zweiter angeschafft.“

All das spielte keine Rolle mehr, nachdem am 25. März 1897 exakt 35 Bürger aus Hanfeld und Mamhofen die Freiwillige Feuerwehr Hanfeld gegründet hatten. Zu der Zeit (Stand 1890) zählte das Dorf 119 Einwohner, davon 52 Männer und 67 Frauen. „Der Vorstand der Wehr war Dyonis Weinbuch und Kommandant Josef Gebhard, beide aus Mamhofen“, schreibt Beigel in seiner Chronik. „Die Mannschaft war eingeteilt in eine Steiger- und in eine Spritzenmannschaft sowie Ordnungsmänner.“ Knapp zwei Monate später, am 16. Mai 1897, zählte die Wehr bereits 49 Mitglieder, vom Gutsbesitzer bis zum Dienstknecht. „Offenbar war es für jeden Einwohner eine ehrenvolle Pflicht, bei der Feuerwehr zu sein“, schlussfolgert Beigel.
Die Ausrüstung wurde in den Folgejahren kontinuierlich erweitert. Ein Verzeichnis vom 1. Mai weist eine Handspritzenpumpe mit Schlauch und Strahlrohr aus Messing, drei Feuerleitern, davon eine mit Stützen, zwei Feuerhaken, zwei Standrohre, neun Schläuche, zwei einfache Haspeln, zwei Mundstücke, zwei Hydrantenschlüssel, acht Steigergürtel mit Beil sowie fünf Chargengürtel und zwölf Helme auf. 1926 kam eine ausziehbare Schubleiter mit Stützen und Karren dazu, 1927 wurde das Hirtenhaus der Gemeinde erweitert und der Feuerwehr zur Verfügung gestellt. 1939 erhielt die Feuerwehr eine DKW-Tragkraftspritze mit Anhänger, die fortan jahrzehntelang ihren Dienst tat.

Bis Anfang der 1970er-Jahre musste der Feuerlöschanhänger mit allen erforderlichen Geräten von einem Traktor oder einem Lastwagen zum Einsatzort gezogen werden. Denn erst 1972 bekam die Hanfelder Wehr ihr erstes Feuerwehrauto. Der Ford Transit – Funkname Florian 44 – wurde am 3. August 1974 geweiht, ebenso das neue Feuerwehrhaus am Maurerberg 5. Einen Tag später fand die Weihe der neuen Fahne statt. 41 Vereine und Gesellschaften kamen dafür nach Hanfeld, bei strahlendem Sonnenschein gab es einen prächtigen Umzug durch den Ort.
Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte ließ die Begeisterung für die Feuerwehr im Dorf jedoch nach. Ende 2021 löste sich die aktive Feuerwehr auf und schloss sich als Löschgruppe den Kameraden in Söcking an, was jedoch nichts an der Einsatzbereitschaft, der Ausrüstung oder dem Gerätehaus änderte. Im Gegenteil: 2022 wurde ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 10 in Dienst gestellt, das seitdem am Maurerberg stationiert ist. In Söcking fühlen sich die Hanfelder längst wohl, wie alle Beteiligten betonen. Aktuell gibt es in Hanfeld wieder 13 aktive Feuerwehrleute und vier Jugendfeuerwehrleute. Und wer weiß: „Es ist immer schade, wenn etwas Altes aufhört. Aber vielleicht gründet sich ja wieder ein neuer Verein, wenn Hanfeld wächst“, sagte Franz Heidinger, der von 2011 bis zur Auflösung Vorsitzender des Hanfelder Feuerwehrvereins war.