Die "tolle Kiste" ist wieder da! Mit diesem Slogan bewarb bekanntlich Fiat vor mehr als vier Jahrzehnten den ersten Panda. Spottbillig war der, wendig und praktisch, aber auch spartanisch und etwas lahm - ganz zu schweigen von der schon damals mauen Crash-Sicherheit. Der Nachfolger machte das kaum besser, war aber ebenfalls ein günstiges Auto.
Es gibt ihn übrigens heute noch, allerdings wurde er umgetauft in "Pandina". Denn jetzt gibt es ja den neuen Grande Panda. Der ist nicht nur in der Größe gewachsen, sondern auch technisch. Es gibt ihn als Elektro- oder Hybridversion. Als Zweitwagen ist vor allem die E-Version spannend. FOCUS online hat ihr auf den Zahn gefühlt.
Karosserie und Innenraum
Der Fiat Grande Panda Elektro sieht auf den ersten Blick vertraut aus, aber natürlich moderner als seine Vorgänger. Das Retro-Design ist ähnlich gelungen wie beim Renault 5, man erkennt sofort die Ursprünge. Mit vier Metern Länge, 1,76 Metern Breite und 1,58 Metern Höhe bleibt er kompakt genug für die Stadt, bietet aber spürbar mehr Platz als frühere Panda-Generationen. Der Kofferraum fasst 361 Liter, das reicht für den Wocheneinkauf oder zwei Reisetaschen. Die Übersicht ist gut, die Fensterflächen sind groß, die A-Säulen schlank. Das erleichtert das Einparken – und genau das ist eine der Stärken dieses Autos.
Innen setzt Fiat auf klare Linien und einfache Bedienung. Die Sitze sind bequem genug für längere Strecken, das Raumgefühl im Fond überrascht positiv. Selbst Erwachsene finden hinten ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Die Materialien sind solide, aber einfach. Viel Hartplastik, dafür sauber verarbeitet. Man merkt: Der Fokus liegt auf Funktion, nicht auf Luxus. Die Verarbeitung - naja. Wer zu fest am hakeligen Fensterheber-Schalter zieht, hat ihn plötzlich in der Hand. Und die ein oder andere Verkleidung wirkt so, als habe sie ein Arbeiter eingepasst, der auch schon in der "Pi mal Daumen"-Ära von Fiat am Band stand.
Bedienung und Infotainment
Das Cockpit ist modern und angenehm reduziert. Ein digitales Kombiinstrument zeigt die wichtigsten Informationen wie Geschwindigkeit, Energiefluss und Restreichweite. In der Mitte steht ein gut ablesbarer Touchscreen, der flott reagiert und logisch aufgebaut ist.
Die Menüstruktur ist einfach, auch ohne Anleitung kommt man schnell zurecht. Die Sprachsteuerung funktioniert ordentlich, braucht aber klare Ansagen. Die Klimafunktionen regeln Sie über echte Knöpfe; ein Pluspunkt in Zeiten, in denen viele Hersteller alles in Menüs verstecken.
Fiat hat die wichtigsten Ladefunktionen gut integriert. Ladezeitplanung, Energiemonitor, Navi mit Ladepunkten – alles da. Nur eine Akku-Vorkonditionierung, also die Temperatur-Optimierung des Akkus vor dem Schnellladen, fehlt.
Schwerer wiegt ein anderer Punkt: Die Verbrauchsanzeige fehlt. Wie viele kWh schluckt der Panda auf 100 Kilometer? Man kann es nur ahnen, wüsste es angesichts der bescheidenen Panda-Reichweite aber gerne. Fiat plant laut Angaben ein Software-Update, mit dem diese Funktion nachgerüstet werden soll.
Motor, Antrieb und Verbrauch
Unter der Haube arbeitet ein 83-kW-Motor (113 PS) mit 122 Newtonmetern Drehmoment. Damit beschleunigt der Grande Panda in rund elf Sekunden auf 100 km/h und schafft maximal 132 km/h. Dass kann Renault deutlich besser: Der neue "Supercinq" schafft schon in der Standardvariante ohne "Alpine"-Tuning die acht Sekunden von 0 auf 100 km/h und immerhin 150 km/h auf der Autobahn.
Die Batterie des Fiat ist derweil etwas kleiner, sie fasst 44 kWh brutto (43,8 netto) und nutzt LFP-Zellen. Fiat gibt 320 Kilometer WLTP-Reichweite an. Im Test waren realistisch etwa 250 Kilometer möglich, je nach Temperatur und Fahrweise. Wer nur in der Stadt unterwegs ist, kommt auch weiter.
Der Verbrauch liegt laut Norm bei 16,8 kWh pro 100 Kilometer. Im Alltag pendelte er sich bei rund 18 bis 20 kWh ein, bei einer absoluten Sparfahrt wurden wurden 15,5 kWh erreicht. Keine Meisterleistung. Geladen wird serienmäßig mit 11 kW an der Wallbox oder mit bis zu 100 kW an der Schnellladesäule, die aber beim Text nicht ansatzweise erreicht wurden. Von 10 auf 80 Prozent dauert das etwa eine halbe Stunde, an AC rund sieben Stunden.
Fahrwerk und Fahrverhalten
Im Stadtverkehr fühlt sich der Panda wohl. Die Lenkung ist leichtgängig, der Wendekreis klein. Der E-Motor spricht spontan an, Ampelstarts meistert der Kleine souverän. Die Federung ist komfortabel, nur auf grobem Kopfsteinpflaster wird es etwas ruppig. Der Panda ist (für ein E-Auto) einigermaßen leicht, er bringt 1,5 Tonnen auf die Waage. Fun Fact: Der allererste Panda aus dem Jahr 1980 mit Benzinmotor wog etwa die Hälfte.
Auf der Landstraße fährt der Panda stabil und sicher, auch in schnellen Kurven bleibt er berechenbar. Das Gewicht der Batterie spürt man schon, aber die Balance passt. Auf der Autobahn ist bei etwa 120 km/h Schluss mit Gelassenheit. Dann steigt der Verbrauch deutlich, und Windgeräusche werden hörbarer. Aber bei Tempo 132 wirft die Elektronik ohnehin den Anker.
Die Bremsen arbeiten gut dosierbar, die Rekuperation ist recht aggressiv, aber noch ok. Dadurch braucht man in der Stadt das Bremspedal kaum. Das Fahrgefühl ist insgesamt unaufgeregt und ausgewogen.
Kosten und Ausstattung
Der Einstiegspreis für den Grande Panda Elektro liegt bei rund 25.000 Euro. Dafür gibt es eine solide Grundausstattung mit LED-Licht, digitalen Anzeigen, Rückfahrkamera und modernen Assistenzsystemen. In der Version "La Prima" kommen unter anderem Leichtmetallräder, ein großes Display und weitere Komfortdetails hinzu.
Fiat hat die Kosten im Blick behalten. Wartung und Verschleiß fallen dank Elektroantrieb gering aus. Steuern entfallen, Versicherung und Stromkosten bleiben überschaubar. Wer zu Hause günstig laden kann, fährt preiswert. Die künftige Elektro-Kaufprämie könnte den E-Panda interessant machen.
Fazit
Der Fiat Grande Panda Elektro ist kein Hightech-Wunder, aber ein durchdachtes Auto. Er bietet viel Platz auf kleiner Fläche, ist leicht zu bedienen und fährt angenehm leise. Seine Reichweite reicht für den Alltag als Zweitwagen, wobei andere Hersteller in Sachen Akku mittlerweile dem Stellantis-Konzern (zu dem auch Fiat gehört) enteilt sind.
Wer ein praktisches Elektroauto sucht, das ehrlich und bezahlbar ist und vorwiegend kürzere Strecken fährt, liegt hier richtig. Alle anderen brauchen ein Auto mit mehr Akku-Power - oder eben die Verbrenner-Variante des Grande Panda mit sparsamen Hybrid-Motörchen. Einen Test dieser Version lesen Sie hier.
Plus und Minus Fiat Grande Panda Electric
Pluspunkte
- Kompakte Maße, viel Platz im Innenraum
- Übersichtliches Cockpit, logische Bedienung
- Gute Stadttauglichkeit, wendig und leise
- Attraktiver Einstiegspreis
- Wartungsarm und günstig im Unterhalt
Minuspunkte
- Auf der Autobahn laut und ineffizient
- Materialqualität einfach
- Nur 11 kW AC-Ladeleistung an der Wallbox
- Verbrauch und Reihweite eher Zweitwagen-tauglich
Technische Daten Fiat Grande Panda Electric
- Motor: E-Motor
- Leistung: max. 83 kW / 113 PS
- Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h (abgeregelt)
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 11 Sekunden
- Antrieb: Frontantrieb
- Leergewicht: 1550 kg
- Normverbrauch: 16,8 kWh / 100 km
- Reichweite (Herstellerangabe): max. 320 km
- Reichweite (im FOCUS online-Test): 250 km
- Preis: ab 24.990 Euro
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